Auf der Messe CES in Las Vegas zeigt die Elektronikbranche, was sie kann: noch größere Fernseher mit noch schärferen Bildern. Die Zuschauer dürfen daher näher an den Bildschirm heranrücken. Und als Fernbedienung dient ihnen das Smartphone.

Las Vegas - Die „Big Four“ aus den USA – Apple, Amazon, Google und Facebook – haben sich nicht blicken lassen. Auch der Microsoft-Chef Steve Ballmer tauchte in Las Vegas nur für eine Stippvisite auf. Daher wird die Consumer Electronics Show (CES), die am Freitagabend zu Ende geht, von den Elektronikherstellern dominiert – vor allem von Samsung. Das Unternehmen protzt auf der Messe mit einem 110 Zoll (279 Zentimeter) großen Display mit Ultra-HD-Auflösung und bemerkenswert scharfen Bildern. Doch die Branche setzt nicht nur auf Riesenfernseher und hohe Auflösung, sondern vernetzt die Geräte weiter.

 

Smartphones und Tablet-Computer spielen dabei eine zentrale Rolle. Panasonic und Samsung zeigen auf der CES, wie man das Smartphone drahtlos mit dem Fernseher verbindet und so Fotos und Videos auf den großen Bildschirm bringt. Die mobilen Geräte werden dadurch zur Steuerungseinheit für das multimediale Zuhause. Eine Reihe Tablet-PCs mit Microsofts neuem Windows 8 waren am Stand von Intel zu sehen. Neue Convertibles mit abnehmbarem Touch-Display lassen die Grenze zwischen Tablet und Notebook verschwimmen.

Auf dem Feld der neuartigen OLED-Fernseher kündigt die Firma LG an, noch in diesem Monat mit einem ersten großen Fernseher auf den Markt zu kommen – um auf diese Weise Samsung auszustechen. Die Bildschirme mit den organischen Leuchtdioden (daher die Abkürzung OLED) sind hauchdünn und geben brillantere und kontrastreichere Bilder wieder.

Branchenkenner mahnen Innovationen an

Sony, einst ein Pionier in der OLED-Entwicklung, hatte sich zwischenzeitlich aus dem Rennen verabschiedet – und kehrte auf der CES wieder auf die Bühne zurück. Sony-Präsdident Kazuo Hirai präsentierte den ersten 55-Zoll-OLED-Fernseher mit Ultra-HD-Auflösung. Samsung zeigte den Prototypen eines leicht gewölbten OLED-Fernsehers, der zu Hause Kinofeeling aufkommen lassen soll. Manche CES-Besucher sahen aber in diesem Konzept den Versuch, eine Antwort auf eine Frage zu liefern, die kein Kunde jemals gestellt hat. Billig dürfte keines der OLED-Geräte sein. Während LG den Preis seiner Neuentwicklung mit 12.000 US-Dollar angibt, schweigen sich die anderen Hersteller noch aus.

Ultra-HD – auch 4k genannt – gibt Bilder im Vergleich zu Full-HD in vierfacher Schärfe wieder. Neben der beeindruckenden Qualität des Fernsehbildes hat die neue Technologie noch den Vorteil, das der Zuschauer näher am Bildschirm sitzen kann. Fernseher mit einer Diagonale von mehr als 50 Zoll (127 Zentimeter), für die man ein großes Wohnzimmer braucht, sind inzwischen zum Verkaufsschlager geworden. Toshiba hat zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012 den Verkauf von Fernsehern dieser Größenordnung verdoppelt.

Die Unternehmen bleiben aber auf der CES die Antwort schuldig, woher die ultra-hochauflösenden Inhalte kommen sollen. Vielfach können die neuen Fernseher zwar normale HD-Inhalte auf Ultra-HD hochrechnen. Einen Regelbetrieb für die Sendung von Ultra-HD-Fernsehen dürfte es aber vor 2015 nicht geben, schätzt Stephan Heimbecher von Sky Deutschland. Wenn hier die Branche nicht nachlegt, droht Ultra-HD das Schicksal der 3-D-Technologie, die sich bei den TV-Inhalten nicht auf breiter Front durchgesetzt hat. Gary Shapiro, Chef der Consumer Electronics Association, Ausrichterin der CES, appellierte denn auch an den Erfindergeist der Industrie. Ohne Innovationen, so Shapiro, werde die Branche nicht überleben.