Der Bundestag berät am Donnerstag einen Gesetzentwurf für höhere Contergan-Renten.Der Bund soll demnach jährlich 90 Millionen Euro für höhere Renten und 30 Millionen für spezielle Bedürfnisse der Betroffenen bereitstellen. Reicht das? .

Berlin - Margit Hudelmaier klagt über eine ausgeleierte Hüfte, kaputte Knie und weiß nicht wie sie vielleicht später im Alter ihren Mann versorgen soll. In das Bett heben wird sie ihn nicht können. Ihre Arme sind 14 und 17 Zentimeter lang. Hudelmaier zählt zu den 2700 Contergan-Opfern, die derzeit in Deutschland und im Ausland leben. Die Vorsitzende des Bundesverbands Contergan-Geschädigter ist 53 Jahre alt und hat einer Studie der Heidelberger Universität zufolge jedoch den körperlichen Zustand einer 80-Jährigen.

 

„Unsere Körper sind vorzeitig gealtert“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Im Alltag verliere sie immer mehr ihre Selbstständigkeit. Gelenke würden durch Fehlbelastungen verschleißen. Die Sorge über die Zukunft wachse sich zu einer psychischen Belastung aus. Hudelmaier kämpft mit den Spätfolgen der Missbildungen, die das Schlafmittel Contergan des Arzneimittelherstellers Grünenthal bei ihr verursacht haben.

Geld gibt es rückwirkend

Dass die Koalition und die SPD jetzt durch einen Gesetzesentwurf die Renten für Geschädigte von maximal 1152 Euro auf maximal 6912 Euro monatlich erhöhen will, empfindet sie als richtigen Schritt: „Es wird aber nicht ausreichen. Der Bedarf an Pflege und Assistenz wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen.“ Der Gesetzesentwurf, über den am Donnerstag im Bundestag beraten wird, sieht vor, dass der Bund jährlich 90 Millionen Euro für die Anhebung der Contergan-Renten und 30 Millionen Euro für spezielle Bedürfnisse der Betroffenen bereitstellt. „Viele Contergan-Geschädigte benötigen im Alter beispielsweise neue Gebisse, weil sie Alltagsdinge aufgrund der fehlenden Arme oder Hände mit den Zähnen gemacht haben“, sagt eine Sprecherin der Unionsfraktion.

Die Auszahlung der Renten erfolgt rückwirkend zum 1. Januar 2013 und wird weiterhin von der Conterganstiftung für behinderte Menschen übernommen. Ilja Seifert von der Linken kritisiert die unzureichende Höhe der Finanzmittel und fordert mehr Geld von Grünenthal für die Stiftung. Die Firma hat seit der Stiftungsgründung 1972 insgesamt rund 126 Millionen Euro eingezahlt. Laut Unternehmenssprecher Frank Schönrock, werden seit 2011 nun Härtefälle unterstützt, die beispielsweise einen Badezimmerumbau benötigen.