Bei hochsommerlichen Temperaturen um 30 Grad ist ein kühler Arbeitsplatz gefragt – etwa im 2 Grad kühlen Drucktankkeller der Brauerei, im Frischeparadies bei 12 bis 14 Grad oder beim Eisherstellen.

Bad Cannstatt - Die hochsommerlichen Temperaturen von mehr als 30 Grad machen vielen Menschen zu schaffen. Um so glücklicher können sich diejenigen schätzen, die im Kühlen arbeiten. Wie zum Beispiel Marco Wiesmüller. Er ist als Brauer und Mälzer täglich im Drucktankkeller der Brauerei Dinkelacker in Stuttgart-Süd und sorgt dafür, „dass die Anlage Bier hat“. Bei Temperaturen von etwa zwei Grad fließt das Bier aus den Tanks durch die Anlage weiter in Flaschen und Fässer. Wiesmüller überprüft dabei, ob der Druck stimmt und sich ausreichend Bier in den Leitungen befindet. Im Schnitt verbringt er den halben Arbeitstag im Drucktankkeller, den Rest der Zeit arbeitet er wenige Meter weiter in seinem Büro. „Im Moment ist es angenehm, im Kühlen zu arbeiten.“ Einen Wermutstropfen gibt es: Wenn Wiesmüller gegen 14 Uhr Feierabend hat, schlage ihm die Hitze draußen wie eine Wand entgegen. Um seinen Beruf würden ihn trotzdem viele beneiden, sagt er augenzwinkernd, wegen des Biers und der Temperaturen.

 

Minus 25 Grad im Tiefkühlhaus

Statt mit Bier hat es Sven Magg vom Frischeparadies in Stuttgart-Ost mit Obst und Gemüse zu tun. Die Mangos, Ananas, Kokosnüsse, Gurken und Tomaten werden hier in einem abgetrennten Raum bei 12 bis 14 Grad zum Verkauf angeboten. „Der schönste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann“, sagt Magg. Nicht nur wegen der Temperaturen, sondern weil ihm die Arbeit mit Obst und Gemüse Spaß bereite und er jeden Tag etwas dazulerne. Produkte, die noch geringere Temperaturen benötigen, lagern in der Obst- und Gemüse-Abteilung in Kühlschränken. Da wären zum Beispiel geschnittener und gewaschener Salat sowie thailändisches Gemüse – diese Waren werden bei sieben Grad aufbewahrt, Trüffelöl lagert bei drei Grad, frischer Trüffel bei etwa sieben bis neun Grad. Es geht übrigens noch kälter im Frischeparadies: Im Fischkühlraum liegen die Temperaturen um den Gefrierpunkt, im Tiefkühlhaus sogar bei minus 25 Grad.

Wer sich im Sommer gerne an einem Cocktail erfrischt, benötigt für dessen Zubereitung vor allem eine Zutat: Eis. Crushed-Eis – zerstoßenes Eis – und Eiswürfel stellt die Firma APS Glass und Bar Supply im Hallschlag her. „Wir können am Tag bis zu 600 Kilogramm Eiswürfel und 400 Kilogramm Crushed-Eis produzieren“, sagt Jens Holzinger, der das Unternehmen gemeinsam mit Marvin Friederich führt. Dazu sind vier Maschinen mit Wasserkühlung im Einsatz, die „immer morgens und abends abgeschöpft werden“. Das Eis wird anschließend von Hand in Plastikbeutel verpackt und im Kühlraum bei Temperaturen von minus zehn bis minus fünf Grad gelagert. „Im Jahr verkaufen wir etwa 80 Tonnen“, sagt Holzinger.

Nach dem Sommer nach Südtirol

Beruflich mit Eis hat auch Luisa Gamba zu tun: Die gute Seele des Eiscafé Gamba sorgt mit ihren Eiskreationen für schmackhafte Abkühlung im Hochsommer. „Im Café und auch hinter der Theke ist es angenehm kühl“, sagt sie. Seit mehr als 50 Jahren betreibt sie mit ihrem Mann Nazario das Café im Herzen der Cannstatter Altstadt. Wenn der Sommer vorbei ist, wird es Luisa Gamba erst einmal wieder von Bad Cannstatt in die Heimat nach Südtirol verschlagen.

Angenehme Temperaturen herrschen derzeit auch in den Räumen der Volksbank. „Wir haben dank Klimaanlage etwa 25 Grad“, sagt Ralf Plessing, Regionaldirektor der Volksbank Stuttgart in Bad Cannstatt. Angesichts der Kleiderordnung, die in der Branche üblich ist, bedarf es klimatisierter Räume. Denn zu Kundengesprächen sind Anzug, Hemd und Krawatte Pflicht, auch im Hochsommer. Allerdings gebe es zuweilen eine Marscherleichterung: Bei extrem hohen Temperaturen könne ein kurzärmeliges Hemd getragen oder außerhalb von Kundengesprächen auf das Sakko verzichtet werden.