Wichtige Einrichtungen im Kampf gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 im Kreis Esslingen sind die beiden Corona-Abstrichzentren, wo mittlerweile rund 10 000 Tests per Drive-In durchgeführt worden sind. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Kreis Esslingen - Nach den anfänglichen Turbulenzen mit langen Autoschlangen, stundenlangen Wartezeiten und mehr Tests als für die Labore zu bewältigen waren, hat sich die Lage in den Corona-Abstrichzentren (CAZ) im Kreis Esslingen entspannt. „Mittlerweile testen wir 100 bis 150 Personen pro Tag. Alles ist gut eingespielt und läuft reibungslos“, sagt Marc Lippe, der die CAZ, die Notfallklinik auf der Messe, die Fieberambulanzen und den Bereitschaftsdienst der Ärzte im Kreis Esslingen koordiniert. Jetzt müsse man kaum noch warten, um einen Drive-In-Test machen zu lassen, so der Bezirksgeschäftsführer der Malteser Nürtingen.

 

An den beiden CAZ in Leinfelden-Echterdingen und in Nürtingen wurden seit dem 9. März bislang knapp 10 000 Personen getestet, positiv waren 971. Insgesamt liegt die Zahl der am Coronavirus Erkrankten im Kreis Esslingen laut dem Landrat Heinz Eininger bei mehr als 1500. Damit gehört der Kreis Esslingen zu den am stärksten betroffenen Landkreisen in Deutschland.

Falsche Angaben für einen Test

Was jedoch in den ersten Wochen in den CAZ auch aufgefallen ist: Es wurden viele Personen getestet, die falsche Angaben machten, Symptome angaben, die sie wohl gar nicht hatten. Laut Lippe lag die Quote der positiven Tests am Anfang bei etwa zwei Prozent. Jetzt seien es 20 Prozent. Die stark gestiegene Quote komme dadurch zustande, dass nun weitaus mehr tatsächlich Erkrankte kämen, bei insgesamt weniger Tests. „Allgemein verzeichnen wir einen starken Rückgang an Tests und auch an Neuinfizierten. Die Maßnahmen greifen“, ist Lippe optimistisch. Er ist überzeugt davon, dass die beiden Zentren noch eine ganze Weile in Betrieb bleiben werden.

Die Arbeitspläne für die rund 30 niedergelassenen Ärzte im Kreis, die die Tests in den CAZ mit ihrem medizinischen Fachpersonal machen, erstellt Lippe für etwa zwei Wochen im Voraus. Daran ändert sich bis auf Weiteres nichts. Das sieht auch Peter Keck vom Landratsamt Esslingen so. „Die CAZ und die Fieberambulanzen sind ein sehr wichtiges Element in der Vorsorge und zum Schutz der Krankenhäuser und Arztpraxen. Die medizinischen Strukturen sind stabil und das soll so bleiben. Wir werden die CAZ so lange betreiben, wie es nötig ist.“ Eine Schließung der CAZ sei bislang weder im Landratsamt noch bei den Maltesern besprochen worden. Die Inbetriebnahme der Notklinik auf dem Messegelände steht unterdessen noch aus. „Derzeit brauchen wir die 400 Betten in der Notfallklinik nicht, da die Kapazitäten in den Klinken noch ausreichen. Für den Notfall sind wir aber bereit“, sagt Lippe.

Lippe geht jedoch davon aus, dass von kommender Woche an die Tests und Infiziertenzahlen wieder steigen könnten. „Aufgrund der Lockerungsmaßnahmen, wenn etwa kleine Geschäfte wieder öffnen, so wie es nun beschlossen wurde, gehen wir davon aus, dass die Zahlen ansteigen werden.“ Manche nehmen die Gefahr trotz allem nicht besonders ernst, wie Lippe aus seiner Erfahrung berichtet. „Es gibt Fälle, da informieren wir Personen über ihre Infektion und die gehen dann erst mal zum Einkaufen. Das ist mir unverständlich. Wenn dann ein Infizierter ohne FFP2-Maske in den Supermarkt geht, haben wir dadurch mit großer Wahrscheinlich etwa 20 weitere Erkrankungen.“ Lippe mahnt zum Tragen von Masken für den Aufenthalt im öffentlichen Raum, insbesondere beim Einkaufen.

Wie schwere Krankheitsverläufe verhindert werden können

Positiv stimmt ihn jedoch eine medizinisch fortschrittliche Entwicklung: Die Malteser im Kreis Esslingen haben ein Kontaktmanagement mit Infizierten entwickelt, dass aufgrund von Fragen und intensiver telefonischer Betreuung dazu geführt hat, dass schwere Verläufe reduziert werden konnten. „Frühes Reagieren und Einweisen in Kliniken und die Zugabe von Sauerstoff hat bei einigen Erkrankten dazu geführt, dass sie nicht beatmet werden mussten und schwere Verläufe verhindert werden konnten.“ An dieser Kontaktgruppe nahmen bislang 467 positiv getestete Patienten teil. Das Durchschnittsalter der Personen betrug 44 Jahre. „Mit dieser Methode sind wir einzigartig“, sagt Lippe. Sorge macht ihm jedoch die Situation in den Seniorenheimen. „Im Kreis gibt es derzeit 140 Infizierte in Altenheimen. Auch die betreuen wir, weil die Hausärzte oftmals nicht die nötige Ausrüstung haben. Die Verläufe sind nicht überwiegend schwer, aber wir beobachten diese Entwicklung in den Heimen kritisch.“