Nach dem Corona-Ausbruch im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück sind viele Verbraucher verunsichert. Kann man Tönnies-Produkte noch bedenkenlos essen? Und unter welchen Markennamen werden sie verkauft?

Politik: Lisa Kutteruf (lis)

Stuttgart - Erst die Aufregung um die Unterbringung von Leihkräften bei der Pforzheimer Fleischfirma Müller, dann der Corona-Ausbruch beim Fleischerzeuger Tönnies im westfälischen Rheda-Wiedenbrück: Die großen Fleischfabriken stehen seit Wochen immer wieder massiv in der Kritik. Zu der Sorge um die erkrankten Tönnies-Mitarbeiter gesellt sich nun Verunsicherung unter Verbrauchern mit Blick auf Tönnies-Produkte.

 

Diese gibt es auch in Supermärkten im Südwesten zu kaufen. Den Schriftzug des Unternehmens sucht man auf den Artikeln jedoch vergeblich. Um sie zu erkennen, müssen Verbraucher die zahlreichen Marken des Marktführers kennen.

Bei Aldi Süd laufen sie unter der Marke Meine Metzgerei übers Kassenband, bei Lidl unter der Marke Landjunker. Hinter der Zur-Mühlen-Gruppe verbirgt sich ebenfalls Tönnies. Dazu gehören die Marken Böklunder, Gutfried oder Marten, die es bei den Supermarktketten Real und Rewe zu kaufen gibt. Im Rewe-Onlineshop sind weitere Zur-Mühlen-Marken wie Lutz, Hareico, Schulte, Dölling, Weimarer, Redlefsen, Heine’s und Könecke aufgeführt. Auf eine Anfrage unserer Zeitung, ob die Marken im Sortiment süddeutscher Filialen derzeit ebenfalls erhältlich sind, gehen jedoch weder Real noch Rewe ein.

Zur-Mühlen-Gruppe und Tillman’s sind Tochterunternehmen

Ein weiteres Tochterunternehmen von Tönnies ist Tillman’s. Die Produkte finden sich in den Selbstbedienungsregalen und Tiefkühltruhen zahlreicher Supermarktketten unter Namen wie Toastys, Schnitzelcompany oder XXL Schnitzel.

Eine andere Möglichkeit, die Herkunft von Fleischwaren zu ermitteln, bietet das ovalförmige Identifikationszeichen. Alle Betriebe, die mit tierischen Lebensmitteln umgehen und zulassungspflichtig sind, müssen es auf der Verpackung ihrer Produkte anbringen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat über die Datenbank des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für Tönnies und die Tochterfirma Tillman’s folgende Einträge ermittelt: NW 20202 und NW 20045 und NW 20028. NW steht dabei für Nordrhein-Westfalen.

Ansteckung über Fleischwaren ist unwahrscheinlich

Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus über Tönnies-Produkte ist nach bisherigem Kenntnisstand aber wohl unbegründet. „Nach allem, was wir bisher wissen, ist es unwahrscheinlich, dass ich mich über Fleisch mit dem Coronavirus anstecke“, sagt Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und beruft sich dabei auf Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung. Zum einen seien die Hygieneanforderungen in der Verarbeitung von rohem Fleisch sehr hoch. Zum anderen seien die Coronaviren nicht stabil in der Umwelt. Holzäpfel: „Sie brauchen einen lebenden Wirt, um sich vermehren zu können.“ Dazu komme, dass das Fleisch nicht sofort bei den Verbrauchern ankomme, die es wiederum nicht roh verzehren, sondern erst erhitzen und durchgaren sollten – „Coronaviren sind hitzeempfindlich“, sagt Holzäpfel.

Aldi will Sozialstandards in Schlachthöfen überprüfen

Ähnlich sieht man es bei Aldi Süd. „Ein Infektionsrisiko für unsere Kunden können wir nach derzeit gültigem Wissensstand ausschließen“, sagt eine Sprecherin. Die Filialen würden „weiterhin täglich mit frischen Fleischartikeln beliefert“. Aldi habe seine Überprüfungen zum Tierwohl um soziale Aspekte erweitert. „Damit kontrollieren wir die Einhaltung der Sozialstandards und der Sorgfaltspflicht in den Schlachthöfen.“

Der Discounter Lidl bezieht sein Fleisch seit Montag „temporär ausschließlich über andere Fleischlieferanten“, informiert eine Sprecherin. So will das Unternehmen sicherstellen, dass auch in der nächsten Zeit genug Waren verfügbar sind. Mit Tönnies befinde man sich aber dennoch weiter „in Gesprächen“.