Landrat appelliert an Minister: Weitsicht nicht bestrafen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Kreis Böblingne - Rund 400 000 Euro haben das Landratsamt die Corona-Tests in allen 49 Pflegeheimen des Kreises Böblingen gekostet. Für den Landrat Roland Bernhard ist das gut angelegtes Geld, sei doch das Ergebnis „sehr erfreulich“ gewesen:  28 Heime weisen keine Infektionen auf, 18 Heime haben bis zu zehn, lediglich das Samariterstift in Leonberg und das Bürgerheim in Weil der Stadt hatten sich als „Hotspots“ mit mehr als zehn Infektionen erwiesen.

 

Diese Strategie des frühzeitigen Erkennens von Neuinfizierten hat nun auch das Landessozialministerium aufgegriffen, um gerade angesichts der anstehenden Lockerungen Infizierte und deren Kontaktpersonen schnell isolieren zu können.

Bestätigung der Strategie

Dass das Ministerium den im Kreis Böblingen beschrittenen Weg empfiehlt, empfindet der Landrat als Bestätigung der eigenen Strategie. In einem Brief an den Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) berichtet Bernhard von den Erfolgen in Leonberg: „Durch die sofort eingeleiteten Maßnahmen konnte die weitere Verbreitung des Virus unter dieser besonders anfälligen Gruppe gestoppt werden“, schreibt der Landrat an den Minister.

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„Gerade jetzt berichtet die Leonberger Kreiszeitung, dass im am schlimmsten betroffenen Heim, dem Samariterstift in Leonberg, die überwiegende Zahl der Erkrankten wieder gesund und zurück in der Einrichtung ist.“ Auch hätte die Ärzteschaft im Kreis, mit der sich Bernhard regelmäßig austauscht, „die Tests begrüßt“.

Handlungsbedarf sieht Roland Bernhard hingegen bei der Finanzierung: „Der Landkreis ist, was die Kosten angeht, zunächst in Vorleistung gegangen. Nicht ohne den Blick auf Bund und Land zu richten, da wir von der Richtigkeit dieser vorbeugenden Maßnahme überzeugt sind.“

Schlimmeres verhindert

Der Chef der Kreisverwaltung hofft nun, dass seine Behörde die 400 000 Euro für die Tests nachträglich erstattet bekommt. Hat doch das Sozialministerium angekündigt, sich für eine Finanzierung durch den Bund stark zu machen. Bis dort entschieden wird, will die Landesregierung sämtliche Corona-Tests, die seit dem 17. April erfolgen, vorerst bezahlen.

Genau hier liegt das Problem: Denn die meisten Tests im Kreis haben vor dem Stichtag stattgefunden. „Jedoch bin ich überzeugt, dass das Land nun nicht diejenigen strafen wird, die vorangegangen sind“, schreibt Roland Bernhard an Manfred Lucha. „ Im Landkreis Böblingen sind wir die Tests angegangen, als es geboten und wichtig war. Wir haben dadurch Schlimmeres verhindert, und die Heime konnten zielgerichtet eingreifen.“

Dem solle der Minister buchstäblich Rechnung tragen: „Ich vertraue darauf, dass Sie sich auch für die Landkreise stark machen werden, die mit dieser im Nachhinein richtigen Maßnahme schon einige Tage vor dem Stichtag begonnen haben.“