Weil die Inzidenzzahl im Rems-Murr-Kreis seit Tagen wieder die 100er-Marke überschreitet, ist an diesem Dienstag die Notbremse gezogen worden – auch mit erneut gravierenden Folgen für den Freizeit- und Amateursport.

Fellbach - Wie die Stimmungslage bei den Mitgliedern des SV Fellbach ist, nachdem seit diesem Dienstag wegen einer im Rems-Murr-Kreis erneut zu hohen Inzidenzzahl die Notbremse gezogen wurde und sämtliches Sporttreiben in Gruppen wieder eingestellt werden musste? Susan Bense, die Leiterin von Loop und Balance des SVF, sagt, dass sie nicht mehr viel höre. „Ich glaube, dass alle mega frustriert sind und viele den Willen verloren haben, noch etwas zu wollen“, sagt sie. Dies vor dem Hintergrund, dass zuletzt drei Wochen lang Sport – zumindest kontaktarm und im Freien – in Gruppen mit bis zu zehn Erwachsenen und bis zu 20 Kindern unter 14 Jahren möglich war. Das Hin und Her nervt viele – auch Susan Bense. Sie gibt sich mit der jetzigen Strategie der Regierung, dass bei einer Inzidenz von mehr als 100 an drei aufeinanderfolgenden Tagen (fast) alles wieder heruntergefahren werden muss, nicht zufrieden. Für sie wären regelmäßige Testungen von Sportwilligen eine Supermethode, um wieder mehr Kurse und dergleichen anbieten zu können. Mit ihren Mitstreitern versucht sie deshalb einen Weg zu finden, Sport mit Tests möglich zu machen. Wohlwissend, dass das nicht einfach werden wird. „Aber man muss in der jetzigen Zeit auch mal ein bisschen Optimismus verbreiten und innovativ sein. Solange nicht der Großteil der Bundesbürger geimpft ist, werden die meisten Sportangebote vorübergehend nur über den Weg der Testungen möglich sein“, sagt sie.

 

Das Verständnis für die Maßnahmen ist nicht mehr groß

Ein Weg, den auch Felix Hug, beim TSV Schmiden verantwortlich für das Sportforum, das Activity und den Hochseilgarten, befürwortet. Allerdings, sagt er, seien noch viel zu viele Fragen ungeklärt. Wer testet? Wo wird getestet? Und vor allem: Wer übernimmt die Kosten? Der Verein könne das wohl nicht leisten. Denn wenn jedes Mitglied zweimal in der Woche getestet werden muss, weil es zweimal trainiert, „haben wir bald leere Kassen und können den Laden schließen“. Den Vereinsmachern des TSV und den Mitgliedern bleibt deshalb vorerst nichts anderes übrig als zu warten bis die Inzidenzzahl wieder unter 100 oder noch besser unter 50 fällt, um wieder – eingeschränkt – loslegen zu können. Die leise Hoffnung bleibt, dass das nicht allzu lange dauert. Denn Felix Hug hat registriert, dass die Coronamüdigkeit bei der Bevölkerung immer größer wird. „Das Verständnis für die ganzen Maßnahmen ist nicht mehr so gegeben wie noch im ersten Lockdown“, sagt er. Auch Udo Wente, der Geschäftsführer des SV Fellbach, hadert mit der „Null-Perspektive“. Die Bevölkerung werde zunehmend unfitter, die Kinder werden immer unbeweglicher und dicker. Sein Pendant beim TV Oeffingen, Gabriel Bieg, vermisst bei so manchen Entscheidungen der Politiker den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. „Den sollte man nicht immer so außer Acht lassen“, sagt er.

Einige wenige Sportler dürfen sich glücklich schätzen

Einigermaßen glücklich können sich nur die Tennisspieler, die Golfer, die Sportschützen und Reiter schätzen. Denn, das sagt wie gehabt die Corona-Landesverordnung vom 28. März, „weitläufige Anlagen dürfen auch von mehreren individualsportlich aktiven Personen unter Einhaltung der Abstandsregeln genutzt werden, sofern sich diese nicht begegnen“. Der TEV Fellbach öffnet nicht zuletzt deshalb an diesem Freitag seine Tennisplätze unter freiem Himmel. Die Vorfreude sei groß, sagt der Vorsitzende Frank Marschner. „Wir erlauben jetzt erst einmal Einzelmatches und Einzeltraining. Alles Weitere wird man sehen“, sagt er. Der TSV Schmiden und der TV Oeffingen haben ihre Außenanlagen noch nicht geöffnet, müssen jetzt aber wieder ihre Tennishallen schließen.

Bei der Schützenkameradschaft Fellbach-Schmiden wird an diesem Donnerstag in der virtuellen Vorstandssitzung das weitere Vorgehen besprochen. Laut Verordnung gilt hier, dass maximal fünf Personen aus zwei Haushalten im Freien oder offenbar in geschlossenen Räumen ihren Sport ausüben dürfen. „Ich sehe das Ganze dennoch kritisch. Auch, weil der organisatorische Aufwand immens ist“, sagt der Bogenreferent Uwe Kaschuba.

Der Reit- und Fahrverein Fellbach musste mittlerweile zwar seine Reithalle wieder schließen, kommt ansonsten aber relativ gut weg. Denn: Der Tierschutz hat Vorrang vor allen Verboten. „Wir müssen unsere Tiere ja bewegen, halten uns aber an alle Hygiene- und Abstandsregeln“, sagt die Reitlehrerin Susanne Lillich.