Nach Wochen der Ungewissheit dürfen die Passagiere des Schiffes nun doch in Fort Lauderdale aussteigen. Auch ein betroffenes Ehepaar aus Baden-Württemberg kann endlich heimreisen.

Leben: Susanne Hamann (sur)

Fort Lauderdale - Das Bangen hat ein Ende: Nach zähen Verhandlungen mit den US-Behörden haben das Kreuzfahrtschiff „Zaandam“ und sein zu Hilfe geeiltes Schwesterschiff „Rotterdam“ nun doch die Erlaubnis bekommen, im Hafen von Fort Lauderdale in Florida anzulegen. Die Rückreise der Passagiere hat begonnen.

 

Die „Zaandam“ war am 7. März in Buenos Aires ausgelaufen. Ursprünglich sollte die Kreuzfahrt am 21. März in der chilenischen Stadt San Antonio bei Santiago enden. Wegen der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus schloss Chile allerdings alle Häfen – der Beginn einer Irrfahrt. Mit an Bord ist auch das Ehepaar Albrecht aus Stockach im Landkreis Konstanz (wir berichteten).

Mehrere lateinamerikanische Länder hatten der „Zaandam“ die Erlaubnis verweigert, in ihre Häfen einzulaufen. Auch Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte sich zunächst dagegen gesperrt, dass die Schiffe seinen Bundesstaat anlaufen. Er argumentierte, dass medizinische Ressourcen in der ebenfalls von dem Virus betroffenen Region der eigenen Bevölkerung vorbehalten sein sollten. US-Präsident Donald Trump hatte sich jedoch eingeschaltet und den Passagieren Hilfe zugesagt. „Aus humanitärer Sicht haben wir keine Wahl“, sagte Trump am Mittwochabend (Ortszeit) im Weißen Haus. „Menschen sterben.“ Im Laufe der Reise gab es vier Tote zu beklagen. Nach einem Telefonat mit Trump hatte DeSantis eingelenkt.

Vom Schiff geht es direkt ins Flugzeug – ohne das Terminal zu betreten

„Direkt nach dem Anlegen gab es einen Gesundheitscheck der US-Behörden, die dazu an Bord kamen“, erzählt Franziska Heinzelmann, die Tochter der Albrechts. Zum Glück hätten ihre Eltern den Test bestanden. Sie gehören nun zu den rund 1200 Passagieren ohne Symptome, die unter den nötigen Schutzvorkehrungen nach und nach die Heimreise antreten könnten. Das dauere jedoch noch: „Man darf erst das Schiff verlassen, wenn das Flugzeug, das einen nach Hause bringen soll, in Miami auf dem Rollfeld steht“, so Franziska Heinzelmann weiter. Ihre Eltern seien angewiesen worden, Handgepäck mit für zwei Tage ausreichender Kleidung vorzubereiten. Nur diese Dinge dürfen sie gleich mitnehmen. Die restlichen Koffer werden nachgeschickt.

Nach Angaben der Reederei Holland America Line werden die Gäste direkt zum Flughafen und in wartende Flugzeuge gebracht werden, ohne die Terminals zu betreten. In den Bussen auf dem weg dorthin sollen alle Masken tragen und generell mit so wenigen Menschen wie möglich in Kontakt kommen. Franziska Heinzelmann erwartet ihre Eltern am Wochenende zurück. „Ich bin erst wirklich froh, wenn sie wieder auf deutschen Boden sind“, so Heinzelmann.

79 Deutsche sind betroffen

Beide Schiffe hatten zusammen rund 2500 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord, darunter laut Reederei 311 US-Bürger, 52 von ihnen aus Florida. Diese Gäste durften sofort abreisen. Auf der „Zaandam“ waren ursprünglich auch 79 Deutsche – die meisten von ihnen wurden auf die „Rotterdam“ verlegt, auf der es keine positiv auf das Virus getesteten Passagiere geben sollte.

Die Reederei bedankte sich bei US-Präsident Trump, DeSantis und den anderen mit dem Fall betroffenen Behörden. „Diese Reisenden hätten jeder von uns oder von unseren Familien sein können, die unerwartet inmitten dieser nie da gewesenen Schließung weltweiter Grenzen gefangen waren, die innerhalb weniger Tage und ohne Vorwarnung geschah“, sagte Reederei-Chef Orlando Ashford. „Wir sind so froh, dass wir unsere Gäste nach Hause bringen und den wenigen, die zusätzliche medizinische Hilfe benötigen, helfen können.“

Holland America Line teilte zunächst mit, 45 Passagiere mit milden Symptomen sollten bis zur Genesung an Bord der „Zaandam“ bleiben. Aus einem später veröffentlichten Plan zur Abwicklung der Evakuierung ging aber hervor, dass 26 Passagiere und 50 Besatzungsmitglieder krank seien. 13 Personen benötigten demnach sofort medizinische Hilfe und sollten in zwei Krankenhäuser in der Region gebracht werden.