Aus dem Traumurlaub wurde ein Horror-Trip: Acht Corona-Fälle sind auf dem Kreuzfahrtschiff „Zaandam“ inzwischen bestätigt. Und kein Hafen will das Schiff anlegen lassen. Auch aus Florida kommt eine schroffe Absage.

Fort Lauderdale/Berlin - Das Drama um das Kreuzfahrtschiff „Zaandam“ in der Karibik mit inzwischen acht Corona-Infizierten an Bord spitzt sich zu.

 

Der Gouverneur von Florida, Ron Desantis, will das Schiff nicht in den Hafen von Fort Lauderdale einlaufen lassen. „Wir sehen das als sehr großes Problem an und wollen nicht, dass derzeit Leute in Süd-Florida abgeladen werden“, sagte er dem Fernsehsender Fox News. Sein Bundesstaat könne es sich nicht leisten, dass Bettenkapazitäten von Menschen aufgebraucht würden, die nicht aus Florida kommen.

Rund 80 Deutsche an Bord

Der Präsident der Reederei Holland America Line, Orlando Ashford, warnte unterdessen vor weiteren Todesfällen auf dem Schiff. „Es sind schon vier Gäste verstorben und ich befürchte, dass weitere Menschenleben auf dem Spiel stehen“, schrieb er auf der Internetseite seines Unternehmens, das die „Zaandam“ und das Schwesterschiff „Rotterdam“ betreibt. Beide Schiffe sind derzeit zusammen unterwegs in der Karibik und haben 2500 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord, darunter etwa 80 Deutsche.

Die Zahl der Corona-Infizierten auf der „Zaandam“ ist nach Angaben Ashfords inzwischen auf acht gestiegen. 193 Personen hätten Grippe-Symptome. Von den vier seit dem Auslaufen des Schiffs in Argentinien vor drei Wochen verstorbenen Passagieren ist die Todesursache immer noch nicht bekannt.

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas ist inzwischen mit dem Drama befasst. Er äußerte bereits am Montag die Hoffnung, dass die beiden Schiffe bald in den Hafen von Fort Lauderdale einlaufen und die Passagiere von dort ausgeflogen werden können. „Wir arbeiten daran, aber ich kann noch keine Entwarnung geben“, sagte der SPD-Politiker in einem „Bild“-Interview.

Hilferuf über Instagram

Ursprünglich waren 79 Deutsche an Bord der „Zaandam“, darunter das Rentnerpaar Eva von Braunschweig (72) und Jürgen Wolff (82). Die beiden hatten am Wochenende einen Hilferuf per Video auf Instagram veröffentlicht. „Ich habe unerträgliche Angst um das Leben meines Mannes und mir“, sagt Braunschweig darin unter Tränen. „Auf uns warten zu Hause fünf Kinder und 14 Enkel, ich bitte um Hilfe!“

Inzwischen sollen die beiden einem „Focus“-Bericht zufolge zusammen mit den meisten anderen Deutschen auf die „Rotterdam“ gewechselt sein, auf der es keine positiv auf das Virus getesteten Passagiere gibt.

Die beiden Schiffe nahmen am Dienstag trotz der Absage des Gouverneurs weiter Kurs auf Florida. Die Verwaltung des Hafens von Fort Lauderdale hatte sich zuletzt offen für eine Aufnahme des Schiffes gezeigt, aber Bedingungen gestellt: Die Reederei müsse einen detaillierten Plan vorlegen, wie sie die Passagiere von Bord und nach Hause bringen wolle. Zudem müsse das Unternehmen selbst für den Transport und die medizinische Versorgung der erkrankten Passagiere an Land sorgen, das Gepäck der Gäste desinfizieren und den medizinischen Abfall fachgerecht entsorgen.

Es wurde damit gerechnet, dass die „Zaandam“ und die „Rotterdam“ am Mittwochabend oder Donnerstagmorgen (Ortszeit) in Fort Lauderdale eintreffen. An Bord des Schiffes befinden sich neben den deutschen Passagieren auch 305 US-Bürger und 247 Gäste aus Kanada.

Die Holland America Line steuert den Hafen Port Everglades in Fort Lauderdale bereits seit den 1930er Jahren an. Im Geschäftsjahr 2019 machten die Kreuzfahrtschiffe der Reederei 129-mal in dem Hafen fest und brachten 459 194 Menschen nach Florida. Damit sorgte die Reederei für einen Umsatz von acht Millionen Dollar in dem Hafen. Die „Zaandam“ war im Mai 2000 von den Schauspielerinnen Mary-Kate und Ashley Olsen in Port Everglades getauft worden.