Die Corona-Infektionen im Landkreis Esslingen steigen. Um das Gedränge in den Schulbussen zu entzerren, appelliert das Landratsamt an die Schulen, den Schulbeginn am Morgen zu staffeln.

Kreis Esslingen - Vor dem Hintergrund steigender Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus appelliert der Esslinger Landrat Heinz Eininger (CDU) an die Schulen im Landkreis, den Schulbeginn am Morgen zu staffeln. „Damit wollen wir vor allem das zeitweise hohe Fahrgastaufkommen in Schulbussen entzerren und so zum Infektionsschutz beitragen“, so der Kreischef. Zudem will das Gesundheitsamt des Landkreises verstärkt auf Familien mit Migrationshintergrund zugehen. Mit einer Aufklärungskampagne und Informationsblättern in mehreren Sprachen soll dort auf die Gefahr durch das Virus und auf vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen aufmerksam gemacht werden.

 

Am Montag war die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Esslingen auf einen Wert von 76,6 gestiegen. Runtergerechnet auf 100 000 Einwohner haben sich damit in den vergangenen sieben Tagen mehr als 76 Kreisbewohner mit dem Coronavirus angesteckt. Der Landkreis gehört zu den bundesweit rund zwei Dutzend Regionen mit der höchsten Ansteckungsrate. Schon am Freitag, als der Inzidenz-Wert die Eingriffsstufe von 50 überschritten hatte, war die Teilnehmerzahl bei Feiern im öffentlichen Raum auf 25 und in privaten Räumen auf zehn begrenzt worden.

Infokampagne in den Flüchtlingsheimen soll aufklären

Als Reaktion auf die erneut gestiegene Ansteckungsrate ist am Montag die Verfügung zum Tragen einer Maske im öffentlichen Raum präzisiert worden. Ein Mund-Nasenschutz ist demnach überall dort notwendig, wo der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann.

Bei dem Infektionsgeschehen in den als Ansteckungsherd ins Visier geratenen Flüchtlingsunterkünfte und im Frachtzentrum in Köngen ist den Verantwortlichen aufgefallen, dass die Flüchtlinge, aber auch die Frachtzentrumsmitarbeiter mit Migrationshintergrund aus Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder aufgrund mangelnder Erfahrung mit dem Gesundheitssystem den Gang zum Arzt scheuen. In den Unterkünften sollen nun Reihentests gemacht werden, um dem „diffusen Infektionsgeschehen“ auf die Spur zu kommen.

Nachdem das Virus gegen Ende der Sommerferien von Reiserückkehrern aus Risikogebieten in die Familien eingetragen worden war, verbreitete es sich von dort aus in Kindertageseinrichtungen, an Arbeitsstätten, in Vereinen und vor allem in Schulen. Ein Schreiben mit dieser oder ähnlicher Aussage dürfte deshalb in den vergangenen Tagen einigen Müttern und Vätern ins Haus geflattert sein.

„Sehr geehrte Eltern;

Es gibt einen bestätigten Covid-19 Fall an der Schule ihrer Kinder. Nach Rücksprache mit der Schulleitung sind, auf Grund der beengten Situation in der Klasse, der Länge des Unterrichts und der nicht (mehr) nachvollziehbaren Kontakte alle Kinder der Stammklasse und die Kinder der Parallelklasse, die zwischen 27. September und dem 2. Oktober mit dem Kind zusammen den Unterricht oder die Ganztagesbetreuung besucht haben, Kontaktpersonen der Kategorie I. Diese werden behördlicherseits unter Quarantäne gestellt, sollten die Vorgaben im Merkblatt zur häuslichen Isolierung so gut es geht umsetzen und dürfen die Wohnung nicht verlassen.“

Inzidenz-Wert auf der Homepage war nicht aktuell

Möglicherweise wird das Gesundheitsamt in den kommenden Tagen noch weitere gleichlautende Schreiben verschicken müssen. Die Menschen mit einer aktuellen Corona-Infektion haben sich etwa ein bis zwei Wochen vor der positiven Meldung infiziert. „Die Maßnahmen vom Freitag können noch keine Wirkung entfalten“, warnt die Amtsleiterin, Dominique Scheuermann.

Viele der rund 530 000 im Kreis Esslingen wohnenden Menschen haben von den hochgeschnellten Zahlen erst am Montag aus der Zeitung erfahren. Auf der Homepage des Landkreises war die Inzidenz-Rate mehr als drei Tage lang auf dem am späten Freitagmorgen eingestellten Wert von 54,6 festgefroren. Der inzwischen schon wieder überholte Höchststand von 74,4 wurde erst am Montag, 12. Oktober, um 12 Uhr auf www.landkreis-esslingen.de eingepflegt. Zum Vergleich: Die Einwohner des etwas gleich großen Kreises Ludwigsburg waren schon am Sonntag, 11.Oktober, um 16 Uhr über die neueste Entwicklung informiert worden. Gleiches gilt für die Einwohner der Landeshauptstadt Stuttgart.