Nach der Politik vollzieht auch die Wirtschaft eine Kehrtwende – und verlangt eine allgemeine Impfpflicht. Einem entsprechenden Aufruf schließen sich mehr als 60 führende Vertreter der Südwest-Wirtschaft an.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - In der Wirtschaft wächst der Druck, eine allgemeine gesetzliche Impfpflicht in Deutschland einzuführen. Damit vollzieht diese – ähnlich wie die Politik – einen Kurswechsel vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Corona-Lage.

 

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„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ – mit diesem Zitat des Philosophen Immanuel Kant überschreiben mehr als 60 Spitzenrepräsentanten von baden-württembergischen Unternehmen und Verbänden eine Zeitungsanzeige, in der sie sich „nach langer Abwägung für eine allgemeine Impfpflicht einsetzen“. Die gemeinsame Hoffnung, „die Pandemie auf Basis freiwilliger Impfungen hinter uns zu lassen, hat sich nicht erfüllt“.

Die Impfpflicht greife in persönliche Freiheitsrechte ein, aber „Freiheit ist niemals grenzenlos – in einer Pandemie erst recht nicht“, heißt es. Angesichts von sich schneller verbreitenden Virusvarianten, einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems und einer nicht ausreichenden Impfquote auf freiwilliger Basis sei eine Impfpflicht aber „die einzige Perspektive, um aus dem Kreislauf von Einschränkungen und Lockerungen auszubrechen“.

Kurswechsel des Arbeitgeberpräsidenten

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen die Verbandsvorsitzenden Stefan Wolf (Gesamtmetall), Wilfried Porth (Südwestmetall), Mathias Kammüller (VDMA Baden-Württemberg), Fritz Engelhardt (Dehoga), Uwe Staib (BVSU), Michael Ziegler (KfZ-Gewerbe) sowie der frühere Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt – zudem der heutige BDA-Chef Rainer Dulger, der vor Tagen noch gesagt hatte, dass die gesetzliche Impfpflicht „immer nur die zweitbeste Lösung“ sei – sie dürfe aber nicht von vornherein ausgeschlossen werden.

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Zuvor hatte der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht als unumgänglich bezeichnet, „um das Horrorszenario eines flächendeckenden Lockdowns zu verhindern“.