In den für Corona-Erkrankte reservierten Betten der Intensivstationen liegen überwiegend Ungeimpfte. Sogenannte Impfdurchbrüche sind auch im Kreis selten.

Winnenden - Rein optisch sind es zunächst recht beruhigende horizontale Linien, die ganz oben auf dem Dashboard des Kreises zur Datenlage in Sachen Pandemie zu sehen sind. Sie zeigt die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz, die einer der Werte ist, die vor einigen Wochen die Sieben-Tage-Inzidenz abgelöst haben. Als jene Werte, die nun für Verschärfungen der Pandemiebeschränkungen entscheidend sind. Gemeint ist mit der Hospitalisierung die Zahl der in Baden-Württemberg wegen Corona im Krankenhaus Weilenden je 100 000 Einwohner. Und die liegt seit einem Monat relativ stabil zwischen 1,9 und 2,2, aktuell bei 2,05.

 

34 Corona-Patienten in den Rems-Murr-Kliniken

Der Warnwert an dem erste Verschärfungsmaßnahmen greifen würden, sind acht coronakranke Klinikpatienten je 100 000 Einwohner. Grob heruntergerechnet wären dies für die Rems-Murr-Kliniken und den Kreis knapp 34 Patienten in den hiesigen Krankenhauszimmern.

Dort allerdings, so berichten die Rems-Murr-Kliniken, liegen derzeit lediglich 13 Covid-19-Patienten, was – so es diese gäbe – einer im Landesvergleich etwas überdurchschnittlichen Kreishospitalisierungsquote von 3,1 entspräche. Beim zweiten Wert, der seit der letzten grundlegenden Änderung der maßgeblichen Variablen eine gewichtige Rolle spielt, ist die Zahl der Infizierten, die in Baden-Württemberg in den Intensivstationen betreut werden müssen. Dies sind landesweit momentan 181. Eine Zahl wiederum, die nicht so weit entfernt liegt, von dem hier geltenden, mit ersten Restriktionen verbundenen Warnwert von 250. Massive Einschränkungen drohen hier bei einer als Alarmwert definierten Auslastung von mehr als 390 Intensivbetten im Land an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

Sieben belegte Intensivbetten

Von den 13 Corona-Patienten, die derzeit in den Rems-Murr-Kliniken liegen, werden sieben auf der Intensivstation versorgt. Diese sieben mussten am Donnerstag auch künstlich beatmet werden. Entscheidend für die Dramatik und die Dynamik der Pandemielage ist mittlerweile verstärkt, wer in den Intensivstationen landet. Dies sind nämlich in den vergangenen Wochen und Monaten in der überwiegenden Mehrheit nicht Geimpfte. Sogenannte Impfdurchbrüche, sprich Neuansteckungen bereits doppelt Geimpfter mit anschließenden Krankheitssymptomen, seien nach wie vor sehr selten, heißt es dazu seitens Landratsamt und Rems-Murr-Kliniken. Wobei genauere Zahlen zu tatsächlichen Impfdurchbrüchen für den Landkreis nicht zur Verfügung stünden. Klar ist, dass die Zahl dieser Durchbrüche bei mit Johnson&Johnson-Geimpften etwas höher liegt als bei den anderen gängigen Impfstoffen.

In der Winnender Klinik lag zum Wochenanfang nur ein geimpfter Patient auf der Intensivstation – bei sechs weiteren Intensivbetten, die mit nicht geimpften Coronainfizierten mit schwerem Krankheitsverlauf belegt waren. Es handle sich, so die Information aus der Klinik, bei dem Geimpften um einen Patienten mit Vorerkrankungen und „das ist bisher der einzige Schwererkrankte mit einem Impfdurchbruch“. Solche Impfdurchbrüche, so lautet auch die generelle Einschätzung seitens des Robert-Koch-Instituts (RKI), tauchten fast ausschließlich bei Patienten mit höherem Lebensalter, Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem auf.

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht

Im Rems-Murr-Kreis sind Stand Donnerstagnachmittag 855 aktuell mit Corona infizierte Kreisbürger gemeldet – Tendenz leicht steigend. Die einst zentrale Inzidenz der Neuansteckungen je 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen liegt bei 120 und weist ebenfalls leicht steigende Tendenzen auf. Dieser Wert liegt zwar bei mehr als dem Doppelten dessen, was vor Jahresfrist von einer Inzidenz über 50 an zu einem neuerlichen Lockdown geführt hat. Angesichts der Tatsache, dass inzwischen landesweit gut 70 Prozent der Menschen geimpft sind, werden – siehe Belegung der Intensivstationen – die Gefahren für ein funktionierendes, beziehungsweise möglicherweise kollabierendes Gesundheitssystem anders bewertet.

Derweil ist laut Dashboard auf den Internetseiten des Waiblinger Landratsamtes aber die Quote bei den Impfzahlen vergleichsweise niedrig. Knapp 176 000 Geimpfte bei insgesamt gut 420 000 Kreisbürgern sind dort verzeichnet, was einer Quote von deutlich unter 50 Prozent entspräche. Allerdings beziehen sich die Zahlen im Dashboard nur auf Impfungen, die im Rems-Murr-Kreis stattgefunden haben. Die zahlreichen Rems-Murr-Bürger, die sich andernorts haben impfen lassen, sind hier nicht berücksichtigt. Insofern ist anzunehmen, dass auch im Rems-Murr-Kreis der Anteil der Geimpften deutlich über 60 Prozent liegt.