Für Pfleger und Ärzte gibt es Schokolade vom Weltkonditor Bernd Siefert.

Leonberg - Wenn nicht gerade Corona-Zeiten sind, ist Bernd Siefert viel unterwegs: Mal ein Austausch in Tokio, mal Besuche auf den Kakao-Feldern in Afrika oder Südamerika. Der Konditor aus Michelstadt im Odenwald ist ständig auf der Suche nach besten Rohstoffen. Ganz seinem Titel „Weltkonditor des Jahres“ entsprechend, zu dem ihn die Internationale Union der Bäcker und Konditoren 2015 gewählt hat, lautet sein Motto: „Wir arbeiten mit Schokolade, die ein normaler Verbraucher nicht bekommt.“

 

Die Mitarbeiter des Leonberger Krankenhauses hingegen – vom Chefarzt bis zum Reinigungspersonal – können sich von den süßen Künsten des 53-Jährigen persönlich überzeugen. Pünktlich zu Ostern brachte Siefert mehr als 500 Eier in der Klinik vorbei, genau mit jener edlen Schokolade, die bei üblichen Handelseiern eher nicht zu finden ist.

Ein Zeichen der Anerkennung

Die Überraschung für die derzeit unter höchster Anspannung stehenden Mitarbeiter ist von der Idee ein Gemeinschaftswerk von Evelyn Richter und Barbara John. Die Mitchefin eines Vertriebs für Bäckereimaschinen aus Heimsheim und die Chefärztin der Inneren Kliniken am Leonberger Krankenhaus kennen sich seit Jahren privat gut.

„Frau John hat mir regelmäßig berichtet, unter welch schwierigen Bedingungen das Personal arbeitet“, erzählt Evelyn Richter. „Da habe ich mir überlegt, dass man ein Zeichen der Anerkennung setzen muss.“ Und entsprechend der Devise „Für die Besten nur das Beste“ erinnerte sich die Heimsheimer Unternehmerin, die mit ihrer Schwester Susanne den Familienbetrieb leitet, an jenen kreativen Konditor, den sie vor 40 Jahren auf der Stuttgarter Messe kennengelernt hatte, die damals noch auf dem Killesberg war.

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Wenngleich der Betrieb von Bernd Siefert nur mit coronabedingten Einschränkungen läuft, war der Patissier sofort bereit, den besondern Auftrag zu erfüllen. In drei Tagen stellte er Ostereier her, zu deren Zutaten neben der besonderen Schokolade und guter Milch auch Obstwässer aus Odenwälder Brennereien gehören.

Dass das nicht ganz für Gotteslohn geht, liegt angesichts der aufwendigen Herstellung nahe. Doch Evelyn Richter fand schnell einige Mitstreiter, die sich finanziell einbrachten: den Leonberger Kardiologen und Freie-Wähler-Kreisrat Werner Metz, dessen Frau Jutta, die im Leonberger Gemeinderat sitzt, sowie ihren Lebenspartner, den Fraktionschef der Freien Wähler, Axel Röckle. Und damit es in der Familie bleibt, machten zudem dessen Schwestern Martina Edler und Gaby Sattler mit. Wie sehr das Team vom Krankenhaus solche symbolischen wie geschmackvollen Aufmunterungen braucht, macht Barbara John deutlich. Schwestern wie Ärzte arbeiten unter größtem Druck. „Wenn etwa ein Beatmungspatient nach 16 Stunden in Bauchlage mit all den Schläuchen an denen er hängt, umgedreht werden muss, sind dafür fünf Menschen nötig“, nennt die Chefärztin ein Beispiel.

Ein Erfolgserlebnis

Erst unlängst konnte ein Patient von der Beatmungsmaschine weg – für das Team ein schönes Erfolgserlebnis. Bei vielen Patienten schreite die Heilung erfreulich schnell voran. Entwarnung könne allerdings auf keinen Fall gegeben werden. Die Virusbekämpfung hat im Krankenhaus optische Spuren hinterlassen: Der Eingangsbereich ist in zwei Wege eingeteilt: Der eine führt zu den isolierten Corona-Stationen, der andere zu den anderen Abteilungen. Denn, das macht der Leonberger Regionaldirektor Christoph Rieß deutlich: „Die anderen Behandlungen laufen ganz normal weiter. Wir sind in allen Therapien breit und kompetent aufgestellt, die Versorgung läuft stabil weiter.“

Auch müsse niemand sich sorgen, dass zwischen Corona-Kranken und anderen Patienten abgewogen werde. „Diese Angst haben aber viele Menschen“, bestätigt Barbara John. „Wir hatten hier onkologische Patienten, die befürchteten, es ginge hier zu, wie man es aus Frankreich hört.“

Das aber sei definitiv nicht der Fall. Im Gegenteil: In Leonberg wurde jetzt ein Krebspatient aufgenommen, der in einer anderen Klinik außerhalb der Region Stuttgart abgewiesen wurde.

„Der Zusammenhalt ist hoch“

Um den klassischen Patienten größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, sind im Klinikinnern zahlreiche Schranken und Schleusen eingebaut worden. In einer Vierfach-Schleuse brauchen die Pfleger und Ärzte gar jeweils eine halbe Stunde, um herein oder wieder herauszukommen. Außerdem wurde eine weitere Verdachtsstation eingerichtet, falls über die Feiertage überdurchschnittlich viele womöglich infizierte Patienten kommen.

„Trotz der großen Belastung ist der Zusammenhalt sehr gut“, loben Regionaldirektor Rieß, der Ärztliche Direktor Michael Sarkar und die Innere-Chefin John unisono. Das gelte auch für die Kooperation zwischen den Häusern des Klinikverbundes, die sonst mitunter in einem gewissen Wettbewerb stehen.

Zum Zusammenhalt tragen freilich Aktionen wie die edle Ostereier-Überraschung, der Essens-Lieferservice für die Mitarbeiter durch den Glemshof oder der gesonderte Personalkauf bei Edeka im Leo-Center bei. „Jetzt wünsche ich mir, dass auch an die Mitarbeiter in den Pflegeheimen gedacht wird“, hofft Barbara John. „Die Frauen und Männer dort machen auch einen riesigen Job.“

Immerhin: Schöne Gesten gibt es dort schon. So hat unlängst die Tochter einer Bewohnerin des Samariterstifts privat rund 100 Osterhasen für das Pflegeteam gebacken.