Helmut Lutz, der aus Filderstadt stammt, ist in Ghana als „Papaya-König“ bekannt. Rund 1000 Tonnen Früchte exportiert er jährlich nach Deutschland. Das ist zurzeit ziemlich teuer.

Bernhausen/Ghana - Als hätte Helmut Lutz auf seiner Farm in Ghana nicht schon genug mit der Prävention gegen das Coronavirus zu tun, machen es ihm auch noch die Transportfirmen schwer. Zwar kann er nach wie vor seine Mangos, Papayas, Ananas und Ingwer nach Deutschland exportieren, allerdings habe sich der Kilopreis für die Lieferung per Flugzeug verdoppelt. „Richtig unverschämt“, nennt das der gebürtige Filderstädter. Er schickt pro Woche etwa zehn bis 30 Tonnen seiner Früchte nach Deutschland.

 

Helmut Lutz wollte nie wie sein Vater Kraut anbauen, er wollte nie Landwirt werden. „Jetzt bin ich es doch“, sagt er und lacht. Der 60-Jährige ist in Bernhausen aufgewachsen, hat eine Ausbildung zum Schlosser gemacht, bei Daimler gearbeitet und später eine Werkstatt aufgemacht – bis er sich in Afrika verliebt hat, wie er es formuliert. „Es waren damals viele Zufälle, die mich hierher geführt haben.“ Eigentlich wollte er in Australien Urlaub machen, durfte dort aber seinen Hund nicht mitnehmen. Der Plan B: Afrika. Danach kam sein Herz nie wieder zurück auf die Filderebene. Etwa 15-mal sei er in den darauffolgenden Jahren durch die afrikanische Wüste gefahren, habe dort immer wieder Urlaub gemacht. 1993 schließlich ist er zum Arbeiten geblieben – bei einem deutschen Landwirt in Ghana. „Mit ihm habe ich die erste Papaya-Produktion des Landes gestartet“, erzählt Lutz. Sechs Jahre später hat er seine eigene Firma namens Tropigha gegründet. Mittlerweile ist seine Farm rund 500 Hektar groß.

200 Menschen arbeiten für den „Papaya-König“

Im Ghana ist Helmut Lutz kein Unbekannter. „Papaya-König“ oder „Ananas-König“ nennt man ihn. In seiner Gegend sei er der zweitgrößte Arbeitgeber, sagt Lutz. Er beschäftigt rund 200 Mitarbeiter. Bei den hohen Arbeitslosenzahlen in Ghana sei das viel. Jedes Jahr erweitert Lutz sein Anbaugebiet um etwa zehn Hektar. Das Geschäft laufe. Doch auch er spürt die Corona-Krise. „Es gibt jetzt eine Eingangskontrolle bei uns“, erzählt er, „bei jedem wird Fieber gemessen“. Außerdem würden die Arbeiter mit sechs statt mit drei Bussen aus der nächstgelegenen Stadt abgeholt, damit sie Abstand halten können. Auf der Farm trägt man Mundschutz. „Bei der Hitze ist es extrem anstrengend mit Maske“, sagt Lutz.

Hinzu komme, dass die Lastwagen, die die Früchte zum Flughafen bringen, oft von der Polizei angehalten würden. Das koste wertvolle Zeit. „Wir ernten immer tagsüber, fahren die Ware abends weg und am nächsten Tag ist sie schon in Deutschland und kann an Supermärkte geliefert werden“, erklärt Lutz. Dieser enge Zeitplan lasse keine Überraschungen zu. Und dieser Zeitplan sei das einzige, was Helmut Lutz von den größeren Konkurrenten unterscheidet: „Wir ernten die Früchte erst, wenn sie reif sind“, sagt er, „dadurch haben wir einen großen Qualitätsvorsprung“. Doch gerade der schnelle Lieferweg macht Helmut Lutz nun Probleme, weil die Kosten in die Höhe gehen. Eine Alternative zum Flugzeug gebe es für ihn nicht. „Mit dem Schiff dauert es 15 Tage bis nach Deutschland, dann müsste ich die Papaya ernten, wenn sie noch gar nicht reif ist“, sagt er. Schon früh habe er sich deshalb für den Export per Luftfracht entschieden. Die Klimabilanz ist allerdings deutlich schlechter als bei Ware, die per Schiff reist. „Jeder sagt, das ist Umweltverschmutzung, aber das stimmt eigentlich gar nicht“, sagt Lutz. Denn die Flugzeuge kämen ja nicht extra für ihn nach Ghana – er nutze den Leerraum der Flugzeuge, die Materialien von Deutschland nach Ghana exportieren. „Die würden sonst leer zurückfliegen“, sagt er.

Geburtstag der Mutter wegen Corona verpasst

Etwa 6500 Kilometer trennen Helmut Lutz von seiner Familie in Bernhausen. Den Geburtstag seiner Mutter hat er verpasst, weil er wegen der Corona-Krise nicht reisen darf. Auch über diese 6500 Kilometer hinweg merkt man am Telefon, dass Helmut Lutz mit Sorge in die Zukunft schaut. „In Ghana wurde die Ausgangssperre in den großen Städten jetzt schon wieder aufgehoben“, sagt er. Er halte seine Mitarbeiter nun dazu an, nicht rauszugehen und ihre Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Verbieten kann er ihnen aber nichts.