Das Land Baden-Württemberg baut die Kapazitäten für die Untersuchung von Proben aus – und nutzt inzwischen auch das Know-how der in der Stadt ansässigen Testbehörde CVUA. Bei den nötigen Labormaterialien hapert es allerdings noch.

Fellbach - Die Ausbreitung des Coronavirus hat dem in Fellbach ansässigen Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) zusätzliche Arbeit beschert. Seit wenigen Tagen werden von den eigentlich auf die Untersuchung von Lebensmitteln und veterinärmedizinischen Proben spezialisierten Experten auch Proben auf den Erreger der Lungenkrankheit Covid-19 getestet.

 

Derzeit sind es täglich 50 bis 70 Proben

„Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz hat uns gefragt, ob wir unterstützen können“, sagt Amtsleiter Volker Renz. Die personellen und labortechnischen Voraussetzungen sind in der Behörde vorhanden. Unter anderem stehen mehrere Thermocycler für das PCR-Verfahren in Fellbach zur Verfügung.

Ein vierköpfiges Team des Landesgesundheitsamts hat – nach eingehender Prüfung – inzwischen auch die Zustimmung für die Untersuchung von menschlichen Proben gegeben. „Wir haben uns auf 200 Tests pro Tag eingestellt. Derzeit sind es täglich 50 bis 70 Proben, die wir zur Untersuchung erhalten“, sagt Volker Renz. Der promovierte Tierarzt und sein zuständiger Laborleiter, Molekularbiologe Ekkehard Hiller, könnten mit Blick auf die Laborkapazität und den zur Bearbeitung notwendigen drei bis vier Fachkräften sogar bis zu 500 Tests täglich untersuchen. „Wir sind auf Massenproben eingestellt“, sagt Volker Renz und verweist beispielsweise auf die Afrikanische Schweinepest deren Ausbreitung von Polen nach Deutschland jederzeit zu erwarten ist.

Der eigentliche Corona-Test dauert nur wenige Stunden

Ein Problem stellt jedoch die mangelnde Verfügbarkeit von Reagenzien und Labormaterial dar. Insbesondere Testkits fehlen. Deren Hersteller sind gegenwärtig voll ausgelastet und liefern fast nur noch an Stammkunden. Deshalb haben Test von infizierten Menschen oder von ärztlichem und pflegerischem Personal, das mit Coronapatienten Umgang hat, Vorrang vor nur mittelbar Betroffenen.

Der eigentliche Corona-Test dauert nur wenige Stunden. Die Proben kommen am späten Vormittag über das Landesgesundheitsamt von den Praxen oder den Testzentren der Gesundheitsämter nach Fellbach. Gegen 16 Uhr können Ergebnisse zurückgemeldet werden – in anonymisierter Form übrigens. „Wir haben nur einen Barcode auf den Probenröhrchen“, sagt Renz. Die persönlichen Daten getesteter Menschen werden nicht übermittelt.

Beim Test auf Coronaviren wird das sogenannte PCR-Verfahren eingesetzt

Sorgen, dass andere molekularbiologische Proben, also beispielsweise von an einer Seuche gestorbenen Tieren, nun nicht mehr untersucht werden, sind unnötig. „Es bleibt nichts liegen“, versichert Renz und verweist auf die Zusammenarbeit mit dem tierärztlichen Untersuchungsamt in Aulendorf und den CVUAs in Karlsruhe und Freiburg. Die drei Ämter helfen bei veterinärdiagnostischen Proben aus, die sonst in Fellbach untersucht worden wären. Auch bei der Anlieferung ändert sich nichts, ein interner Kurierdienst verteilt die in Fellbach ankommenden Proben.

Beim Test auf Coronaviren wird das sogenannte PCR-Verfahren eingesetzt. Die Abkürzung steht für den englischen Begriff der Polymerase-Kettenreaktion. In Thermocyclern wird das vom Abstrich in Mund oder Rachenraum stammende Erbgut des Erregers in mehreren Durchgängen vervielfältigt. Anschließend ist durch den Einsatz fluoreszierender Stoffe erkennbar, ob Gensequenzen des Virus vorliegen oder nicht. Der Labortest ist nach vier bis fünf Stunden abgeschlossen, von der Probenabnahme bis zum Vorliegen der Ergebnisse vergehen jedoch ein bis zwei Tage.