Mehrere Bewohner und Mitarbeiter eines Awo-Pflegezentrums in Leinfelden-Echterdingen sind an Covid 19 erkrankt, drei Menschen sind während der Quarantänezeit verstorben. Eine Einrichtung im Krisenmodus.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Musberg - In vielen Pflegeheimen gibt es Lockerungen. Die aktuelle Corona-Verordnung des Landes erlaubt wieder persönliche Besuche, wenn auch unter strikten Auflagen. Nicht so im Awo-Seniorenzentrum Sonnenhalde in Musberg. Dort gilt nach wie vor: Zutritt verboten. Denn einige Bewohner und Mitarbeiter des Pflegeheims haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Einrichtungsleiter Ronald Bachmann geht offen mit dem Thema um. Man habe nichts zu verbergen, betont er. Bisher seien 17 von insgesamt 106 Bewohnern und elf der insgesamt 95 Mitarbeiter positiv getestet worden. Besonders tragisch: drei der erkrankten Bewohner seien während der Quarantänezeit gestorben, sagt Bachmann. Die infizierten Mitarbeiter hätten die Krankheit mit mehr oder weniger leichten Symptomen bewältigen können.

 

Am 13. Mai wurde im Seniorenzentrum Sonnenhalde erstmals getestet. Das, nachdem am 10. Mai eine Mitarbeiterin während ihres Dienstes einen körperlichen Zusammenbruch erlitten hatte. Nachträglich stellte sich heraus, dass dies Symptome ihrer Covid-19-Erkrankung waren. Zwei Tage später zeigte sich aufgrund der Tests, dass sich bereits mehrere Bewohner und Mitarbeiter in diesem einen Wohnbereich angesteckt hatten. Daraufhin wurde auch in anderen Wohnbereichen getestet, und weitere Corona-Fälle wurden bekannt. „Derzeit sind wir gemeinsam mit dem Gesundheitsamt und den beauftragten Hausärzten um eine weitere Volltestung unseres Hauses bemüht, damit wir frühzeitig Gewissheit über die Entwicklung erlangen und schnell intervenieren können“, sagt Bachmann.

Alle Mitarbeiter des Pflegeheims tragen medizinische Schutzmasken

Der Einrichtungsleiter betont: „Wir haben alle Maßnahmen zur Eindämmung des Virus’ im Haus umgesetzt, die uns gesetzlich oder behördlich vorgegeben sind.“ An erster Stelle nennt er das strikte Zutrittsverbot, das wegen der fortgesetzten Virusinfektion auch weiterhin gelte. Nur in besonders dringenden Fällen, zum Beispiel bei einer emotional angespannten Situation oder wenn ein Bewohner im Sterben liege, ermögliche das Pflegeheim-Team eine persönliche Begegnung. In allen anderen Fällen gebe es nur die Möglichkeit, über Telefon und Videotelefonie Kontakt zu halten. „Wir haben den Eindruck, dass die meisten betreffenden Familien dies zwar bedauern, aber auch verstehen können“, sagt Bachmann.

Zudem gilt: wer positiv auf das Virus getestet wurde, bleibt in Quarantäne, ebenso dessen direkte Nachbarn auf dem Wohnbereich. Ihre Zimmer werden dann täglich desinfiziert. Zudem arbeiten mittlerweile alle im Haus Sonnenhalde, von der Verwaltungskraft bis zum Einrichtungsleiter, ausschließlich mit medizinischen Schutzmasken. Die Pflegemitarbeiter tragen zudem Schutzkittel und Schutzhandschuhe, wenn sie Kontakt zu den Bewohnern haben. Wenn es ein Covid-19-Patient ist, tragen sie zusätzlich Schutzbrille und Haarhaube. Erkrankte Mitarbeiter werden umgehend nach Hause geschickt und müssen sich vom Hausarzt testen lassen.

Fester Wille, die Gefahr so schnell wie möglich zu bannen

Ronald Bachmann spricht von einer Krisenzeit, die für alle Beteiligten sehr herausfordernd sei. „Unsere Pflegekräfte geben ihr Äußerstes, unsere Bewohner erdulden Maßnahmen, ihre Angehörigen nehmen Einschränkungen hin. Das Gesundheitsamt ist täglich für uns da, die Hausärzte tun, was sie können, die Heimaufsicht ist beratend an unserer Seite“, sagt Bachmann und fügt noch hinzu: „Unser gemeinsamer starker Wille ist es ganz klar, die Gefahr so schnell wie möglich wieder zu bannen.“