Von Dienstag an sind auch in Fellbach alle Schulen und Kindertageseinrichtungen geschlossen. Die unterrichtsfreie Zeit verlangt von Schülern und Eltern hohen Einsatz – denn der Schulstoff muss selbständig bearbeitet werden.

Fellbach - Wer an diesem Montag mit einer Schule in Fellbach in Kontakt treten wollte, brauchte einen langen Atem. Immer wieder landeten Anrufer in der Warteschleife und mussten sich gedulden. Den Grund dafür liefert die Corona-Krise, denn der Montag war vorerst der letzte Tag, an dem die hiesigen Schulen geöffnet hatten: Der Unterricht wird von Dienstag an bis zum Ende der Osterferien ausgesetzt. Um die Infektionsketten zu verlangsamen, hatte das Kultusministerium die Schließung von öffentlichen und privaten Schulen, aber auch von Kindertageseinrichtungen angeordnet.

 

Familien, in denen beide Elternteile in „systemrelevanten Berufen“ arbeiten, sollten sich umgehend melden

Lehrer samt Schulleitungen hatten alle Hände voll zu tun, um die 4700 Schülerinnen und Schüler auf die neuartige Situation einzuschwören. Auch die Notfallbetreuung für Schüler bis zur sechsten Klasse soll am Dienstag beginnen. Darüber seien die Eltern informiert, sagte Sabine Laartz, Sprecherin der Stadt. Familien, in denen beide Elternteile in „systemrelevanten Berufen“ arbeiten, sollten sich umgehend melden. Ein entsprechendes Formular hat die Stadt auf ihrer Homepage veröffentlicht.

„Wir haben die Eltern am Freitagnachmittag informiert und daraufhin für alle Schüler Pakete mit Schulaufgaben geschnürt“, erklärt Vera Rentschler, die die Schillerschule in Oeffingen leitet. Immer wochenweise sollten die Mädchen und Jungs nun diese Aufgaben erledigen. Für die Grundschulkinder sei es ratsam, sich damit täglich eine Stunde zu beschäftigen. Außerdem empfiehlt Rentschler, die Kinder sollten pro Tag eine weitere Stunde selber lesen, sich vorlesen lassen oder das an der Schule eingeführte Leseprogramm „Antolin“ nutzen.

Auf die Schüler der weiterführenden Schulen kommt in den nächsten Wochen dagegen mehr Selbstverantwortung zu

„Die Kontrolle liegt bei den Eltern“ erklärt die Rektorin, denn die Lehrerinnen und Lehrer seien lediglich per Mail erreichbar. „Bei den Kleinen muss viel korrigiert werden“, meint auch Kai Wiemers. Der Rektor der Albert-Schweitzer-Schule weiß aber noch nicht, wie das organisiert werden kann. Unklar sei noch, ob und wie lange das Coronavirus möglicherweise auf Papier haftet. Vor einem Rücklauf von Schüleraufgaben in Papierform müsse das geklärt werden.

Auf die Schüler der weiterführenden Schulen kommt in den nächsten Wochen dagegen mehr Selbstverantwortung zu: Sie müssen ihren Alltag strukturieren, die Lernaufträge bearbeiten und die Ergebnisse an ihre Lehrer senden. Möglich macht das die neue Fellbacher Schulcloud. Dieses „sehr wirksame Instrument“ ermögliche gute Kontaktmöglichkeiten beispielsweise in Chats und beim Materialaustausch, sagte der Rektor des Friedrich-Schiller-Gymnasiums, Alexander Ackermann.

Beruhigen möchte Ackermann die Abiturienten, für die nach den Osterferien die schriftlichen Prüfungen beginnen

Manche Lehrer steuern demnach auch eigenes Material bei und setzen sich vor eine Kamera, um ihren Stoff zu erklären. Videochats seien allerdings noch nicht verfügbar. Beruhigen möchte Ackermann die Abiturienten, für die nach den Osterferien die schriftlichen Prüfungen beginnen: Angesichts des engen Austauschs mit den Lehrkräften gebe es für sie keine schlechteren Bedingungen während der jetzigen Vorbereitungszeit.

„Jetzt geht es schneller als gedacht“, beschreibt Kai Wiemers den durch die Schulschließung bereits jetzt erforderlichen Einsatz dieser Schulcloud, die eigentlich erst bis zu den Sommerferien nach und nach hätte hochgefahren werden sollen. Die datenkonforme Cloud eines privaten Anbieters, die die Fellbacher Schulen gemeinsam mit der städtischen Verwaltung für die kommenden drei Jahre eingerichtet haben, erweise sich nun als ein Glücksfall.

Für den stellvertretenden Gesamtelternbeiratsvorsitzenden Matthias Kalig ist es jetzt vor allem wichtig, die Jugendlichen während der kommenden Wochen motiviert zu halten. „Wenn man den Kindern nicht das Gefühl gibt, dass man engmaschig bei ihnen ist, ihnen Struktur gibt und Lernergebnisse auch abfragt, dann kann das ganz schnell umschlagen“, ist er sich sicher. Natürlich könne man – zum Beispiel bei Schulunterricht etwa über Skype – keine hundertprozentige Schulsituation schaffen. „Aber je dichter wir das Raster halten, umso besser“, betont Kalig

Per Umfrage möchte Kalig nun prüfen, in welchen Elternhäusern digitale Endgeräte fehlen. Dann müsse über Leihgeräte und Zuschüsse beraten werden.