Adidas, H&M, Deichmann – große Unternehmen nutzen die Möglichkeit, Mietzahlen für ihre Geschäfte zu verschieben. Der Verband der Immobilienbesitzer im Land fordert einen Sozialfonds für Vermieter.

Frankfurt/Stuttgart - Der Sportartikelhersteller Adidas, die Schuhkette Deichmann, die Modekette H&M und viele andere Firmen zahlen für ihre wegen der Corona-Krise geschlossenen Geschäfte von April an keine Miete mehr. „Wir gehen davon aus, dass viele Mieter von der Möglichkeit von Mietaussetzungen Gebrauch machen werden und müssen“, sagte ein Sprecher des Hamburger Shoppingcenter-Investors Deutsche Euroshop. Vorerst müssen die Firmen keine Konsequenzen fürchten: Ein neues Gesetz regelt, dass den Mietern wegen durch die Corona-Krise entstandenen Zahlungsrückständen nicht gekündigt werden darf.

 

Auch H&M zahlt vorerst keine Miete

Deichmann sehe sich gezwungen, die Miet- und Nebenkostenzahlung für seine 1200 Filialen in Deutschland vorübergehend ab April für die Dauer der behördlich angeordneten Zwangsschließungen auszusetzen, erklärte Europas größter Schuhhändler. „Es handelt sich hier um eine präventive Maßnahme, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten.“

Auch Adidas bleibt die Mietzahlungen vorerst schuldig. „Es ist richtig, dass Adidas, wie viele andere Unternehmen auch, vorsorglich Mietzahlungen temporär aussetzt, wo unsere Läden geschlossen sind. Wir sind dazu mit den betreffenden Vermietern in engem Austausch“, sagte eine Sprecherin. Viele Länder haben die Schließung von Einzelhandelsgeschäften angeordnet, um die Ausbreitung des Coronavirus zu dämpfen. Adidas hält seine Läden in Nordamerika und Europa zunächst bis zum 29. März geschlossen.

Nach Adidas und Deichmann hat auch die Modekette H&M angekündigt, die Mietzahlungen für die 460 derzeit geschlossenen Filialen in Deutschland vorläufig auszusetzen. Das Unternehmen habe die Vermieter bereits in der vergangenen Woche über diesen Schritt informiert, sagte eine Unternehmenssprecherin. Derzeit würden alle Unternehmensaktivitäten von H&M mit dem Ziel der Kosten- und Risikominimierung auf den Prüfstand gestellt. Das Unternehmen hoffe aber, bald mit den Vermietern eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.

Verzugszinsen für spätere Miete

In Deutschland sind Mieter von Wohn- und Geschäftsräumen zwar weiterhin verpflichtet, ihre Mieten zu zahlen. Jedoch kann ihnen bei Zahlungsrückständen aus dem Zeitraum 1. April bis 30. Juni 2020 zunächst nicht gekündigt werden. Mit dem Notfallgesetz will die Politik verhindern, dass Wohnungsmieter ihr Zuhause verlieren und Ladenmieter ihre berufliche Existenz.

Wer mit den Zahlungen in Rückstand gerät, hat bis Ende Juni 2022 Zeit, um die ausstehenden Mieten zu begleichen. Dafür kann der Vermieter in der Regel vier Prozent Verzugszinsen in Rechnung stellen. Mieter und Vermieter hoffen jedoch auf weitere Hilfe des Bundes. Deichmann erwarte von den politisch Verantwortlichen, dass die durch die Zwangsschließungen entstehenden Mietschäden für die beteiligten Vertragsparteien ersetzt werden, erklärte der Konzern.

Haus und Grund, der Verband der Haus- und Wohnungseigentümer in Baden-Württemberg, fordert deshalb einen Sozialfonds für Vermieter, sofern diese wegen ausbleibender Miete ihre eigenen Kredite nicht mehr bedienen können. Auch mittelgroße Immobilienfirmen könnten dadurch ins Schleudern kommen, sagt ein Sprecher von Haus und Grund.

Gerade dann, wenn sie zu groß für die Soforthilfen des Landes sind und zu klein für die Notfallkredite des Bundes. Gleichzeitig plädiert der Verband für pragmatische Lösungen zwischen Mietern und Vermietern was private Vermietungen angeht. Der Kündigungsschutz wegen Corona gilt auch für private Mieter.