Auch wenn die meisten Fellbacher Kindertagesstätten geschlossen sind, suchen die Pädagoginnen und Pädagogen den Kontakt zu den Familien: Viele Ideen für Spiele und Basteleien zuhause haben sie parat. Auch für Jugendliche gibt es Tipps.

Region: Corinna Meinke (com)

Fellbach - Langeweile ist nichts Schlechtes, sondern bedeutet nur eine Pause. Und nach so einer Entspannungsphase kommen bald wieder neue Ideen hoch“, davon ist Sabine Rieger-Mühleck überzeugt, die beim Evangelischen Verein Fellbach als Abteilungsleiterin Kindertageseinrichtungen tätig ist.

 

Die Mischung machts

„Kinder sind kreativ, man muss ihnen halt Raum für den eigenen Antrieb lassen.“ Die Pädagogin hat festgestellt, dass Eltern wieder mehr vorlesen und mit den Kindern spielen, basteln und rausgehen. Es sei auch völlig in Ordnung, mit den Kindern mal einen Film anzusehen. Wichtig sei halt eine gute Mischung: „Die Eltern müssen nicht immer für die Bespaßung sorgen.“ So könnten Familien die Corona-Krise gut gemeinsam überstehen.

„Die Kinder und die Eltern sollen sich wohlfühlen,“ empfiehlt die Pädagogin. Dazu gehöre auch, den Nachwuchs altersgemäß über die Krise zu informieren, aber ohne Angst zu machen. „Wir können damit umgehen und finden gute Lösungen“, das soll die Botschaft sein.

Auch die Kindertageseinrichtungen in Fellbach wollen einen konstruktiven Beitrag leisten und suchen den direkten Kontakt zu den Kindern und deren Familien. Sabine Rieger-Mühleck berichtet von regelmäßigen Anrufen und Beratungsangeboten, mit denen die Familien unterstützt werden. Es gingen Briefe hin und her, und Geburtstagskindern werde eine Überraschung an die Haustür gebracht.

Ideen aus dem Kinderhaus

Auch die Pädagogen im Zwergenzügle, dem Kinderhaus der Arbeiterwohlfahrt, denken sich jeden Tag Neues für die Familien aus, sie veröffentlichen Ideen fürs Spielen und Basteln oder für einen Wellnesstag samt selbst angerührter Gesichtsmaske aus Joghurt und Zitronensaft sowie einer Massage mit Igelbällen auf ihrer Internetseite. Da lässt sich aus einem Karton beispielsweise eine prima Fühl-Kiste basteln, die Kinder können Nudelbilder legen oder Knöpfe und Nüsse in die mit Zahlenzetteln ausgestatteten Fächer eines Eierkartons sortieren.

Inspirationen gegen Langeweile finden sich auch unter dem Stichwort „Corona“ auf der Homepage der Stadt Fellbach bei „Tipps für daheim“. „Gehen Sie mit Ihren Kindern raus in die Natur, das tut Kindern und Eltern gut“, empfiehlt dort in einem kurzen Video Stephan Gugeller-Schmieg. Waldspaziergänge und der Aufenthalt in der Natur seien auch während der Zeit des eingeschränkten Kontakts erlaubt, erklärt der Amtsleiter für Bildung, Jugend, Familie und Sport im Fellbacher Rathaus. Damit könne man einem Lagerkoller aktiv entgegenwirken.

Hilfsnummer in Fellbach

Und bei jetzt stärker aufkommenden Ängsten, Aggressionen, aber auch bei Lethargie rät Gugeller-Schmieg die Hilfe der „Nummer gegen Kummer“, 0711/58 51-597, in Fellbach in Anspruch zu nehmen. „Beschäftigen Sie sich intensiv mit Ihren Kindern in der Familienzeit“ rät der Verwaltungsfachmann weiter. Und berichtet, dass auch die Pädagoginnen und Pädagogen aller städtischen Kindertagesstätten die Eltern mit Spielideen per Post und per E-Mail versorgten. Ein Spaziergang mit Picknick, Balancieren auf Baumstämmen, Insekten und Schnecken beobachten, Blätter, Steinchen und Moos für ein Nest sammeln oder auch mal nur eine Minute lang die Augen schließen und horchen, das tue Kindern und Erwachsenen gut, vermutet Christine Moritz, deren Tipps auf der städtischen Homepage verlinkt sind. Die Fellbacher Logopädin erinnert außerdem an die guten alten Spiele auf der Straße oder im Hof: Himmel und Hölle, Gummitwist, Wettrennen oder Hindernisrouten für Fahrradfahrer lauten ihre Vorschläge.

Digitale Angebote sind Trumpf

Und weil in kontaktlosen Zeiten digitale Angebote Trumpf sind, haben einige Pädagogen neue, kreative Wege eingeschlagen. Bertram Schulz, der Leiter des Heilpädagogischen Kindergartens beim Evangelischen Verein Fellbach, hat beispielsweise kleine Videos mit Geschichten produziert.

In seinen Geschichten dreht sich alles um den Plüschdrachen Fi-Fa-Fauchi, den die Kinder aus dem Kindergarten kennen und um Fi-Fa-Fauchis Drachenritterfreund Ki-Ka-Kuno. Die Prinzessin Ri-Ra-Rosa ist verschwunden. Wurde sie von den Grissels entführt? In Schulz’ Geschichten geht es um die für Kinder wichtigen Themen wie Selbstvertrauen und Freundschaft sowie ums Streiten und ums Zuhören. Die Links dazu sind auf der Seite des Vereins zu finden unter https://bit.ly/2wknCcP.

Fingerspiele, Geschichten und Sportangebote bieten auch die Videoclips der Erzieherinnen vom Kindergarten der Swiss International School Deutschland in Fellbach.

Greenpeace bietet Material an

Außerdem werden dort Aktivitäten zur Alphabetisierung und mathematischen Frühförderung angeboten, sowie naturwissenschaftliche Experimente, die die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern und vielleicht auch mit Geschwistern durchführen können, berichtet die Geschäftsführerin Verena Simpson.

Für ältere Kinder, die bereits zur Schule gehen, gibt es ebenfalls eine ganze Menge digitaler Angebote. Die Stadt Fellbach empfiehlt beispielsweise das Fitnessprogramm des TSV Schmiden: Immer montags bis freitags gibt es ein Cross-Fit -Workout live am Abend sowie viermal in der Woche bereits nachmittags um 14 Uhr den Onlinekurs „Workouts activity“. Die Angebote finden sich auf dem Youtube-Kanal des Vereins.

Interessant sein können auch die Inhalte, die Greenpeace für Jugendliche auf seiner Seite präsentiert. Da geht es um die Themen Klima, Fleischkonsum oder Verkehr. Aufgebaut als Unterrichtseinheiten, können Schüler im neuen Bildungsmaterial „Konsumspuren@home“ ihre Smartphones, Tablets oder Rechner zu Hause nutzen, um selbstständig Neues zu lernen, ihr eigenes Konsumverhalten zu reflektieren und Ideen zu entwickeln, wie sie selbst mit einfachen, konkreten Handlungsschritten aktiv werden können. Im Fokus stehen laut Greenpeace die Fragen: „Wie verändern wir mit unserem Konsum die Welt? Was bedeutet nachhaltiges Wirtschaften? Kurz: wie geht Umwelt- und Klimaschutz im Alltag?“