Der Stromverbrauch sinkt während der Corona-Krise, der Preis droht dennoch zu steigen. Die Landesregierung versucht das nun zu verhindern.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Stuttgart - Wegen der Corona-Krise sinkt in Deutschland und auch im wirtschaftsstarken Baden-Württemberg der Stromabsatz. Weil viele Unternehmen Kurzarbeit haben und manche Produktion wochenlang komplett lahmgelegt war, hat sich nach Angaben von Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) in den letzten Wochen der Stromverbrauch im Land bei achtzig Prozent des vorherigen Niveaus eingependelt. Vor allem die Nachfrage der produzierenden Unternehmen ist eingebrochen: Der wöchentliche Bedarf an Industriestrom ist laut Untersteller um fast die Hälfte geschrumpft.

 

Allerdings sieht der Minister diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn anders als in normalen Märkten, wo eine sinkende Nachfrage den Preis dämpft, droht bei Strom die umgekehrte Entwicklung. Untersteller und Ministerpräsident Winfried Kretschmann befürchten deshalb, dass die Verbraucher vom kommenden Jahr an noch mehr für die Stromrechnung aufbringen müssen. Das wäre laut Kretschmann „Gift für die Konjunktur und das Wiederhochfahren nach der Krise.“

Untersteller befürchtet, dass die niedrigen Handelspreise an der Leipziger Strombörse nicht an die Verbraucher weitergegeben werden können. Die Gründe für diese Entwicklung seien vielfältig, betonte er bei der Regierungspressekonferenz. Den Hauptausschlag dürften aber komplizierte Regeln im Erneuerbare- Energien-Gesetz geben. Unter anderem geht es um die wachsende Differenz zwischen Börsenstrom und der gesetzlich zugesicherten Vergütung für Produzenten erneuerbarer Energien, die ihren Ertrag ins Netz einspeisten. Er gehe davon aus, dass deshalb die EEG-Umlage, mit der diese Differenz ausgeglichen wird, stark ansteigen werde und sich der Strompreis für Mittelständler und Haushalte entsprechend erhöhe.

„Das müssen wir unbedingt verhindern“, sagte Untersteller. Auf seine Initiative setzten die Energieminister der Länder sich deshalb für die Senkung der EEG-Umlage ein.