Das Rathaus ist zwar noch geschlossen, doch im Inneren arbeiten die Mitarbeiter rund um die Uhr an Lösungen und Hilfen für Bürger.

Fellbach - Das Coronavirus trifft die Welt bis ins Mark – und die Krise macht auch vor Fellbach nicht halt. Nach aktuellem Stand gibt es in der Stadt am Fuße des Kappelbergs sieben Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, erläuterte die Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Dienstagmittag. An ihrer Seite saßen, in gebührendem Sicherheitsabstand, der für die Sicherheitsfragen zuständige Erste Bürgermeister Johannes Berner sowie der Leiter des Amts für öffentliche Ordnung, Peter Bigalk.

 

Die Verwaltungschefin verkündete zudem, dass sämtliche Gremiensitzungen bis nach den Osterferien abgesagt sind

Gabriele Zull schwor dabei die Bevölkerung auf äußerst schwierige Wochen ein: „Das sind harte Maßnahmen, aber nur so können wir verhindern, dass es noch schlimmer kommt“, sagte sie. Das Virus „greift in tägliche Situationen ein, wie wir es bisher noch nicht kannten – oder allenfalls die ältere Generation“. Die Verwaltung sei derzeit „rund um die Uhr tätig“, in Heimarbeit oder im Schichtbetrieb – denn „eine Kläranlage oder die Leerung öffentlicher Mülleimer können Sie nicht vom Schreibtisch aus managen“, sagte Zull. Im Rathaus werde „durchgearbeitet, um das Leben mit Corona zu organisieren.“

Die Verwaltungschefin verkündete zudem, dass sämtliche Gremiensitzungen bis nach den Osterferien abgesagt sind. Das betrifft den Jugendgemeinderat und den Bau- und Verkehrsausschuss in dieser Woche, die Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema Nord-Ost-Ring wie auch die Klausurtagung, die auf der Waldau beim Stuttgarter Fernsehturm geplant war. Geschlossen ist neben dem Rathausgebäude auch der i-Punkt im südlichen Seitenflügel – ein Wachdienst sorgt momentan dafür, dass nur Befugte durch die Automatiktür ins Rathausfoyer gelangen.

Bisher, zeigt sich Bigalk erleichtert, seien bei keinem von den derzeit sieben Fellbacher Virusträgern ernsthafte Erkrankungen aufgetreten

Das Ordnungsamt hat am Montag alle Gaststätten per Vorort-Besuch über die neuen Schließungsregelungen informiert. „Momentan läuft alles gut, wir stoßen auf großes Verständnis“, so Bigalks Zwischenbilanz – „selbst bei unserem Bordell“.

Seine Mitarbeiter waren auch zuständig für die Information der vom Gesundheitsamt positiv Getesteten. „Wir sind gleich rausgefahren und haben die Menschen über die Sprechanlage informiert. Sie waren überwiegend froh, dass sie nun Klarheit hatten.“ Bisher, zeigt sich Bigalk erleichtert, seien bei keinem von den derzeit sieben Fellbacher Virusträgern ernsthafte Erkrankungen aufgetreten.

Bei den Spielplätzen tritt an diesem Mittwoch die konsequente Schließung in Kraft. „Das Tiefbauamt wird Hinweisschilder aufstellen“, erläutert Bigalk. Außerdem werden städtische Mitarbeiter die Spielplätze besuchen und Eltern und Kinder um Verständnis bitten, dass sie heimgeschickt werden müssten.

Kollegen aus allen Bereichen hätten sich umgehend bereit erklärt, in der Stadt unterwegs zu sein

Die Stadt will ohnehin in den nächsten Tagen „Kollegen in die Stadt schicken, um Flagge zu zeigen“, sagte Zull. Sie sollen aufklären, um Verständnis für die Einhaltung der Regeln werben, Hinweise geben, wo man wichtige Informationen bekommt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden an T-Shirts zu erkennen sein, die gerade gedruckt werden und die an diesem Mittwoch im Rathaus eintreffen. Kollegen aus allen Bereichen hätten sich umgehend bereit erklärt, in der Stadt unterwegs zu sein, erläutert Johannes Berner. Etwa die aus der Kulturabteilung mit derzeit „blitzeblankem Schreibtisch“, da ja alle Veranstaltungen abgesagt seien. „Zum Wirtschaftlichen“, also zu den Betrieben in Fellbach, wies Berner auf die Gefahr hin, „dass die Umsätze auf Null runtergehen, das kann für die Unternehmen und das Gewerbe sehr rasch existenzbedrohend werden“.

Und wie lange wird dieser Ausnahmezustand anhalten, der Fellbach unausweichlich noch mehr Corona-Infizierte bringen wird und nach Berners Beobachtung für viele Menschen beängstigend wirke?

Berner beschrieb die Möglichkeit, Personalkosten über die Agentur für Arbeit mitfinanzieren zu lassen, und nannte das Kurzarbeitergeld. Als kleiner Beitrag der Stadt werde man, mit Rückendeckung der Fraktionsvorsitzenden, die Steuerforderungen für die Gewerbesteuer für gewisse Zeit aussetzen oder bei den Vorauszahlungen großzügig sein, „damit die benötigte Liquidität der Unternehmen gehalten werden kann“. Ansonsten „können wir nur hoffen, dass viele auch kleinere Unternehmen die dramatische Krise bewältigen können“.

Und wie lange wird dieser Ausnahmezustand anhalten, der Fellbach unausweichlich noch mehr Corona-Infizierte bringen wird und nach Berners Beobachtung für viele Menschen beängstigend wirke? Das wisse keiner, das sei wie „der Blick in die Glaskugel“, erklärte Gabriele Zull. Die Stadt sei bestrebt, alles koordiniert, „konsequent und in gewisser Ruhe zu managen“. Es gelte, „zusammenzustehen in dieser schwierigen Situation“, und zu hoffen, „dass sich alles bald wieder in eine andere Richtung bewegt und wir wieder in Normalität leben können.“