Nicht nur Pfleger und Ärzte werden in der Corona-Krise in den Krankenhäusern gebraucht. Der Klinikverbund Südwest wirbt auch um Reinigungspersonal und Wachleute.

Sindelfingen - An Martin Schuster kommt so schnell keiner vorbei. Der 1,90 Mete große Mann mit orangefarbener Weste steht am Eingang der Sindelfinger Klinik. Nur Klinikmitarbeiter, sichtlich Kranke, die zur Behandlung wollen, oder Angehörige von sterbenskranken Patienten lässt er vorbei. Wegen des Coronavirus gilt für alle Kliniken im Land ein striktes Besuchsverbot. „Nicht alle wollen das akzeptieren, mache versuchen immer wieder, sich vorbeizuschmuggeln“, sagt Martin Schuster. Doch der 47-Jährige ist erfahren. Seit elf Jahren arbeitet er als Wachmann beim Klinikverbund Südwest, abwechselnd mal am Böblinger und mal am Sindelfinger Krankenhaus.

 

Bisher war der Sicherheitsdienst an den sechs Krankenhäusern des Verbunds wenig spektakulär. Ganze elf Stellen, verteilt auf 16 Mitarbeiter gab es. Deren Aufgaben: nachts Runden um die Kliniken drehen, kontrollieren, ob die Türen geschlossen sind, Pflegerinnen nach der Nachtschicht zum Parkhaus begleiten und gelegentlich am Wochenende in den Notfallambulanzen ein wenig nach dem Rechten schauen, auch mal einen renitenten Angehörigen oder Patienten beruhigen.

Keine Vorkenntnisse nötig – Klinikverbund schult die neuen Mitarbeiter

Doch mit der Corona-Krise wächst auch der Sicherheitsbedarf. „Wir haben jetzt an jedem Eingang unserer sechs Kliniken Leute postiert, die das Betretungsverbot überwachen – und das rund um die Uhr“, berichtet Oliver Beer, der Betriebsleiter des Unternehmens Krankenhaus Service Schwarzwald, das für die Kantinen, die Großküche, die Reinigung und eben auch den Sicherheitsbereich der sechs Kliniken zuständig ist. Auf 70 Stellen möchte Beer deshalb das Sicherheitspersonal aufstocken. Eine entsprechende Ausbildung sei nicht nötig. „Wir brauchen Leute, die selbstbewusst sind, sich durchsetzen können und sich nicht überreden lassen. Den Rest bringen wir ihnen bei“, sagt Martin Schuster.

Händeringend sucht Oliver Beer aber auch Reinigungskräfte. Denn vieles wird mittlerweile doppelt vorgehalten: Es gibt an allen Kliniken zwei Notaufnahmen – eine für normale Patienten, eine für Menschen mit Corona-Verdacht. Zudem gibt es zusätzliche Intensivstationen für Corona-Patienten. All das muss gereinigt und desinfiziert werden. „Leider hat der Reinigungsdienst in Deutschland keine gute Lobby“, sagt Oliver Beer. „Dabei sind das sehr wichtige Personen in einer Klinik. Und wir schulen sie. Das ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, bei der man sehr viele Dinge beachten muss.“ Angst vor Ansteckung müsse niemand haben. „In all den Jahren hat sich noch kein Mitarbeiter bei uns mit einem multiresistenten Krankenhauskeim angesteckt.“ Die Reinigungskräfte würden mit Schutzkleidung ausgestattet, betont Beer. Vorkenntnisse erwartet der Betriebsleiter auch bei neuem Putzpersonal nicht. „Wir schulen jeden, der sich das Reinigen zutraut. Wir nehmen auch Leute, die bisher in ganz anderen Bereichen gearbeitet haben.“ Auch perfekte Deutschkenntnisse seien nicht notwendig. „Wir haben die Schulungsmaterialien und Arbeitsanweisungen visuell aufbereitet.“ 10,80 Euro Stundenlohn erhalten die Reinigungskräfte und die Möglichkeit, sich zur geprüften Reinigungskraft fortzubilden – um dann als Vorarbeiter eingesetzt zu werden.

Ärzte, Pfleger und Medizinstudenten gesucht

Gefragt sind im Klinikverbund natürlich auch medizinische Kräfte jeglicher Art: Ärzte, Pfleger, Medizinstudenten, Rettungssanitäter, pharmazeutische Fachkräfte. Dringend bitte die Klinikleitung Eltern im Erziehungsurlaub oder Fachleute im Ruhestand, sich zu überlegen, ob sie nicht einspringen könnten. „Wir brauchen jeden, wirklich jeden, den wir bekommen können“, wirbt Jörg Noetzel, der Geschäftsführer des Klinikverbunds um Unterstützung in der Corona-Krise.