Wann geht es weiter? Wie geht es weiter? Geht es in dieser Saison überhaupt noch weiter? Auch für die Filderclubs stellen sich gerade viele Fragen.

Filder/Stuttgart - Die meisten Sportfachverbände hatten bereits in der vergangenen Woche reagiert, die Stadt Stuttgart hat am Samstag nachgezogen, Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen sind mittlerweile gefolgt: Stecker raus, Lichter aus, Zwangspause für den Sport. Das gilt nun nicht nur für den Wettbewerbs-, sondern weitgehend auch den Trainingsbetrieb. Die Corona-Krise hält eine ganze Branche im Schwitzkasten, und die Verantwortlichen sahen sich aus Präventivgründen vor keine andere Wahl mehr gestellt. Was bleibt, sind viele Fragen. Wann geht es weiter? Wie geht es weiter? Geht es in dieser Saison überhaupt noch weiter? Ein Situationsbericht.

 

Kuriose Anfrage

Es ist eigentlich gerade keine Zeit zum Lachen. In einem Fall konnte Karl-Josef Deutelmoser zuletzt dann aber doch nicht anders. Und erzählt er jene Anekdote, überkommt ihn immer noch ein Glucksen – freilich auch begleitet von einem Kopfschütteln. Der Württembergische Fußball-Verband (WFV) hatte am Donnerstag gerade erst allen Vereinen seine Entscheidung mitgeteilt, den Spielbetrieb coronabedingt auszusetzen, Deutelmosers elektronisches Postfach quoll in dessen Funktion als Landesliga-Staffelleiter mit Anfragen schlagartig über, da stach jene eine heraus: Wissen wollte ein Clubvertreter, ob denn dann wenigstens Freundschaftsspiele möglich wären – und ob der Verband stattdessen dafür Schiedsrichter stellt?

Scheint so, dass noch nicht jeder verstanden hat, um was es geht. Deutelmosers Antwort lautete natürlich nein. Um es noch einmal klar zu sagen: in Württemberg hat der Fußball Pause, mindestens bis 31. März. Und zwar ohne Wenn und Aber. Diese Frist hat der Verband in einer ersten Maßnahme gesetzt, um die Situation bis dahin neu zu bewerten. Insgesamt drei Punktspieltage fallen damit definitiv aus. Nicht nur das. Meistenorts ruht auch der Trainingsbetrieb. Überall in Stuttgart allein schon deshalb, weil die Stadt dies so verordnet hat. In Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen bedeutet derweil der Beschluss, alle städtischen Einrichtungen bis auf Weiteres zu schließen, praktisch das Gleiche. Beim Großteil der Sportstätten handelt es sich ja um städtische.

Bangen vor allem in Plattenhardt

Beim davon betroffenen TSV Plattenhardt hatten die Vereinsverantwortlichen zuvor schon von sich aus alle Übungseinheiten abgesagt. Den Weilerhau-Club, das ist jetzt schon klar, trifft die Krise aus sportlicher Warte mit am härtesten, feiert jener doch just in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen plus den 100. Geburtstag seiner Kickersparte. Das heißt: nach feiern sieht es nun eher nicht mehr aus. Den Festabend mit diversen Ehrengästen am 27. März, der den Auftakt eines Programmmarathons bilden sollte, haben die Plattenhardter bereits abgesagt. Bang geht der Blick in Richtung Pokalendspiele (1. Mai) und Pfingsten (30. Mai bis 1. Juni), wenn der Verein bei seinem traditionellen A-Jugendturnier eigentlich Gästeteams aus sechs Nationen begrüßen will. „Das bedeutet jetzt ein großes Gesprächsthema bei uns, ob das stattfinden kann“, sagt der Abteilungschef Sascha Krammer. „Da müssen wir jetzt noch einmal ein, zwei Wochen abwarten.“

Abwarten ist überhaupt das notgedrungene Stichwort. Was, wenn es mit der Punkterunde nicht wie erhofft im April weitergehen kann? Also wenn das passiert, wovon nüchtern betrachtet jetzt schon auszugehen ist, nämlich, dass sich in diesem kurzen Zeitraum eben nichts zum Besseren gewendet haben wird? Sondern vielleicht sogar ganz im Gegenteil? Was macht der Fußball dann? Wie will er seine Saison noch zu Ende bringen, wenn nicht nur drei Spieltage platzen, sondern vier, fünf, sechs oder sogar noch mehr? Und was, wenn in diesem Frühjahr und Sommer womöglich gar nichts mehr geht? Wenn die Saison also nicht nur unter-, sondern als Worst-Case-Szenario abgebrochen werden muss?

Extraschichten an Ostern?

Beim WFV hofft man, eine für diesen Dienstag erwartete Entscheidung des europäischen Fußball-Verbands (Uefa) als Wegweiser nehmen zu können. Verlegt die Uefa die Europameisterschaft, würde der komplette Juni für Nachholspiele frei – ehe am 1. Juli offiziell ja bereits das nächste Spieljahr beginnt. Das, was „oben“ passiert, könnte dann auch auf Verbands- und Bezirksebene die Richtschnur sein. Einstweilen, für den Fall dass tatsächlich schon vom 31. März an die Kugel wieder rollt, hat der Staffelleiter Deutelmoser seinen Landesliga-Vereinen eines schon in Aussicht gestellt: Extraschichten an Ostern, das vom ursprünglichen Terminkalender her spielfrei wäre. Dieses im Vergleich zur aktuellen Gesamtsituation kleine Übel nähmen aber vermutlich alle gern in Kauf.

Unterdessen räumt Michael Spörer, der Vorsitzende des Bezirks Stuttgart, offen ein: „Im Moment habe ich keine Ahnung, was passieren wird.“ Eine Meinung hat er gleichwohl: „Wer aktuell noch auf die Idee kommt, trainieren oder gar Spiele bestreiten zu wollen, der muss einen Vollschuss haben.“

Grüße damit auch an des Kollegen Deutelmosers speziellen Fragesteller. Was als aktuelles Fazit bleibt? No sports! Wer hätte gedacht, dass Winston Churchills berühmtes Zitat auf die einstige Reporter-Frage nach dem Geheimrezept für sein hohes Alter einmal auf solche Weise aktuelle Bedeutung erlangen würde.