Auf den Spargelfeldern der Familie Bauerle beim Schützenhaus Schmiden wird bereits gestochen. Doch es fehlt an Helfern, denn Saisonarbeiter dürfen aufgrund der Reisebeschränkungen nicht über die Grenze.

Schmiden - Die Sonne scheint über Schmiden, bei frühlingshaften Temperaturen sprießt der Spargel. Die Spargelernte hat dieses Jahr so früh wie noch nie zuvor begonnen. Am Montag wurden die ersten Spargel des Jahrgangs 2020 auf den Feldern beim Schmidener Schützenhaus gestochen. „Wir sind rund zehn Tage früher dran als in den vergangenen Jahren“, sagt Klaus Bauerle.

 

Ohne Saisonarbeiter geht quasi nichts

Das deutet auf eine lange Spargel-Saison hin. Spargel wird in der Regel bis zum Johanni-Tag am 20. Juni gestochen. Ob die weißen Stangen wirklich über drei Monate hinweg gestochen werden können, das steht momentan jedoch in den Sternen.

Und die Sterne stehen für Saisonarbeiter aus Polen und Rumänien derzeit überhaupt nicht gut. Ohne sie geht quasi nichts. „Sie wollen kommen“, sagt Klaus Bauerle, der Seniorchef von „Früchtle vom Schmidener Feld“ und größter Spargelanbauer in Fellbach und im Remstal. „Mir fehlen mindestens 120 Leute“, sagt Bauerle und legt die Stirn in Falten. Seit mehr als 35 Jahren baut er auf den schweren Lehmböden des Schmidener Felds Spargel an, die aktuelle Situation ist auch für ihn neu.

Eventuell würden die Helfer mit dem Flugzeug kommen

Sein Betrieb ist abhängig von den Saisonarbeitern. Die kommen seit Jahren aus Polen und Rumänien zu ihm, man kennt sich. Auch dieses Jahr wollen sie kommen. Sie stecken jedoch aufgrund der Reisebeschränkungen wegen des Coronavirus an den Grenzen fest oder machen sich erst gar nicht auf den Weg. „Wenn ein Bus rausfährt, darf er nachher nicht mehr ins Land zurück“, erklärt Klaus Bauerle. Er weiß, dass beispielsweise die Durchfahrt durch Ungarn komplett untersagt ist.

„Ich und mein Sohn Philipp telefonieren rund um die Uhr, wir suchen nach Lösungen.“ Eventuell würden die Helfer mit dem Flugzeug kommen. „Die Leute kalkulieren fest mit dem Geld, das sie bei uns verdienen.“ Bei Bauerle sind Männer und Frauen als Saisonarbeiter gleichermaßen wichtig, Frauen werden etwa beim Sortieren und Verpacken der Ware benötigt. Aber: „Frauen kommen gerade gar keine“, sagt Klaus Bauerle.

Die Ernte für Spargel und Erdbeeren werde, sagt Bauerle, dieses Jahr sehr schwierig. Mit Personal aus Deutschland könne man wohl kaum rechnen. Auch Menschen, die aufgrund der Corona-Krise derzeit ohne Arbeit sind, sieht er nicht als Lösung. „Die sind die körperliche Arbeit auf dem Feld gar nicht gewohnt.“

Auf den restlichen Spargelfeldern müssen die Spargelpflanzen noch „angedämmt“ werden

Im Moment sind rund 25 Saisonarbeiter aus Rumänien und ein paar aus Polen bei ihm im Betrieb. Rund 400 Kilogramm Spargel werden aktuell jeden Tag gestochen. Das Pfund weißer Spargel kostet zwischen 9,40 und 9,90 Euro, grüner einen Euro weniger. Ein Tunnel, der aus zwei Folien – einer schwarzen und einer weißen – besteht, verhilft zu der „verfrühten“ Reife. Die Sonnenwärme wird durch dieses System optimal ausgenutzt. Ein Drittel von Bauerles Anbaufläche ist so angelegt. Auf den restlichen Spargelfeldern müssen die Spargelpflanzen noch „angedämmt“ werden. Auch dazu braucht es Personal. Wenn das nicht vorhanden ist, will und kann Bauerle diese Felder in diesem Jahr gar nicht abernten. Die Spargelpflanzen müssten dennoch gedüngt und gepflegt werden, damit sie nächstes Jahr wieder zur Verfügung stehen.

Vielleicht könne er mengenmäßig ja gar nicht so viel Spargel wie in den vergangenen Jahren absetzen, mutmaßt Klaus Bauerle. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Gastronomie und Kantinen keine Ware ordern werden, weil sie im Umfeld der Corona-Maßnahmen schließen. „Da bricht schon einiges weg“, sagt Bauerle. Für die Privatkunden wagt er keine Prognose. „Das sind ganz unsichere Zeiten.“ Auch deshalb, weil Bauerle während der Spargelzeit immer seinen Spargelbesen auf dem Schmidener Feld öffnet. „Bisher sieht es so aus, dass wir planmäßig am 26. März aufmachen“, hofft der Spargelbauer. „Wir können bei den Tischen den geforderten Abstand herstellen und werden natürlich auch nur bis 18 Uhr geöffnet haben“, betont Klaus Bauerle. Mit der Stadtverwaltung Fellbach habe er deshalb bereits Kontakt aufgenommen.