Corona-Krise "Völliger Irrsinn": Berti Vogts fordert EM-Verschiebung

Ex-Bundestrainer Berti Vogts hat angesichts der nach wie vor grassierenden Corona-Pandemie eine sofortige Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft gefordert.
Berlin - Ex-Bundestrainer Berti Vogts hat angesichts der nach wie vor grassierenden Corona-Pandemie eine sofortige Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft gefordert.
"Es macht mich fassungslos, dass man von der UEFA, die das Turnier ausrichtet, aktuell nichts hört. Deshalb appelliere ich als ehemaliger Bundestrainer nun selbst an den Verband: Verschiebt die EM. Reagiert jetzt. Sonst ist es zu spät", schrieb der 74-Jährige in seiner Kolumne auf t-online.de.
Die ursprünglich für 2020 angesetzte EM war wegen der Pandemie verschoben worden und soll nun vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 in elf europäischen Städten sowie Aserbaidschans Hauptstadt Baku ausgetragen werden. "Völliger Irrsinn", meinte Vogts und schlägt vor, das Turnier auf den Zeitraum ab Mitte Dezember zu verschieben. Bis dahin seien hoffentlich genug Menschen geimpft, um wieder mehr Fans in die Stadien zu lassen.
Die EM sollte zudem nur in einem Land stattfinden. "Am besten in einer Nation, welche die Corona-Lage dann gut unter Kontrolle hat", meinte Vogts. "Das europaweite Turnier hingegen sollten wir in einigen Jahren nachholen. Für 2021 ist dieser Modus undenkbar."
Für ihn als Fußballfan sei die EM eines der schönsten und spannendsten Sportereignisse der Welt. "Aber gerade deshalb müssen wir es noch mal verschieben", forderte der Weltmeister von 1974. "Die Stadien müssten zu mindestens 50 Prozent ausgelastet sein, um eine Stimmung, die einer Fußball-EM angemessen ist, zu garantieren. "Sonst kann man es gleich lassen. Schauen Sie doch nur mal nach Ägypten. Dort läuft aktuell, während die Pandemie wütet, die Handball-WM. Das ist ein Desaster", sagte Vogts.
Auch Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic sieht die in diesem Sommer anstehende paneuropäische Fußball-EM sehr kritisch. "Es ist illusorisch, dass im Juni 2021 eine Fußball-EM in zwölf verschiedenen europäischen Ländern stattfindet. Und es wäre auch das komplett falsche Signal aufgrund der Corona-Pandemie", sagte Bobic dem Onlineportal t-online.de.
"Normalerweise müsste die EM noch einmal verschoben werden. Doch das wird nicht passieren", sagte der 49-Jährige über das Turnier. Doch für eine Verschiebung biete der dicht getaktete Terminkalender keine Chance, wie Bobic einräumte.
Stattdessen regte der Eintracht-Boss eine "Zwischenlösung" mit maximal zwei bis drei Gastgeberländern an. "Wichtig ist, dass die UEFA so schnell wie möglich reagiert", sagte Bobic. Von der Europäischen Fußball-Union war der letzte Stand, dass am 5. März eine "definitive Regelung" getroffen werden soll, wie viele Zuschauer an den Spielstätten in die einzelnen EM-Stadien dürfen. Verbandsboss Aleksander Ceferin präferiert die Variante mit zwölf Ländern, ließ aber durchblicken, sich auch andere Szenarien vorstellen zu können.
© dpa-infocom, dpa:210115-99-40536/3
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