Am Mittwochmorgen öffnet die Stadt Stuttgart zum ersten Mal seit rund sieben Wochen einen Spielplatz in der Landeshauptstadt. Bis Freitag sollen alle 580 Spielplätze folgen. Ein Besuch im Höhenpark am Mittwoch um 13 Uhr.

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Stuttgart - „Wir sind extra von Lichtenstein (Kreis Reutlingen) hergekommen, weil die Spielplätze bei uns noch nicht auf haben“, sagt Frau Mayer, die ihren Vornamen lieber nicht nennen möchte. Zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern sitzt sie auf einer Bank des Spielplatzes im Höhenpark am Killesberg in der Sonne. Der Spielplatz war der erste, den die Stadt Stuttgart am Mittwochmorgen wieder eröffnete. Bis Freitag sollen dann alle 580 Spielplätze der Landeshauptstadt folgen.

 

Viele Familien sind gekommen; zahlreiche Kinder spielen auf den Spielgeräten. Mal in Gruppen, mal getrennt voneinander. „Wir kommen vom Dorf und wohnen drei Häuser von einem Spielplatz entfernt, schauen also immer darauf“, erzählt die 35-jährige Mayer. Doch wegen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus war der Spielplatz für die Kinder tabu. „Am Anfang der Pandemie mussten wir den Kindern noch die Angst nehmen, weil alles zu hatte und das eben ungewöhnlich für sie war“, sagt sie. Jetzt sei die Angst bei den Kleinen aber verflogen. Besondere Vorsichtsmaßnahmen wie Desinfektionsmittel oder Masken habe sie für ihre Kinder nicht getroffen.

Irgendwann reicht auch der Garten nicht mehr

Beim Eingang zum Spielplatz herrscht derweil ein reges Kommen und Gehen. Zwei Frauen laufen mit ihren Kindern an Familie Mayer vorbei und steigen ins Gespräch ein. „Klar, regelmäßig die Hände waschen wir uns natürlich schon“, sagt Christin. Familie Mayer nickt zustimmend. Das sei ja aber auch normal. Die 30-jährige Pflegekraft Christin und ihre 59 Jahre alte Mutter Martina wohnen in der Nähe des Killesberg und haben den Spielplatz in der Vor-Coronazeit öfter besucht. „Die Kleinen hatten in der letzten Zeit natürlich schon Auslauf, aber das hat nicht gereicht“, sagt Christin. „Vor allem, wenn man keinen großen Garten hat.“

Wirkliche Sorgen hat Christin nicht, wenn sie mit ihren drei und sechs Jahre alten Kindern auf den Spielplatz geht. „Ich sehe da keine Gefahr.“ Und: „Das Coronavirus ist, nach allem was wir bis jetzt wissen, nicht schlimmer als eine Grippe.“ Direkte Zustimmung kommt von Familie Mayer nicht – klare Ablehnung aber auch nicht. Experten schätzen die Lungenkrankheit als gefährlicher als die alljährliche Influenza ein. Unter anderem deshalb, weil viele Fragen zum Coronavirus noch ungeklärt sind und ein Impfstoff gegen die Krankheit weiter fehlt.

Abstand halten ist utopisch

Zurück zum Höhenpark: Ein Stückchen von Familie Mayer und Christin entfernt auf einer Wiese sitzen mit Abstand drei Frauen. „Nein, wir gehören eigentlich nicht zusammen, unsere Kinder haben sich gerade beim Spielen kennengelernt“, sagt Britta Marschall aus Feuerbach. Wie die vergangenen Wochen für sie und ihre Kinder war: „Stressig. Man hat wirklich gemerkt, dass das Auspowern fehlt.“

Ausgewichen seien sie meist in den Wald oder zum Wandern. Die anderen beiden Frauen kennen sich. Julia Eberhardt aus Stuttgart und Hannah Joosten aus Ludwigsburg. Eberhart meint: „Wir haben den Kindern schon gesagt, dass sie Abstand halten sollen. Aber auf einem Spielplatz ist das utopisch.“ Marschall fügt hinzu: „Trotz unklarer Studienlage glaube ich nicht, dass Kinder wirklich ansteckend sind.“ Tatsache ist, dass sich viele Wissenschaftler in diesem Punkt noch uneinig sind. Eine neue Studie von chinesischen, italienischen und US-amerikanischen Experten lässt vermuten, dass sich Kinder bis 15 Jahren tatsächlich deutlich weniger anstecken als ältere Menschen.

Aber was gefällt denn den Kindern auf dem Spielplatz? „Die Wellenrutsche“, heißt es zum Beispiel oft. Der vierjährigen Tochter von Marschall, Sophie, ist dagegen schnell klar: „Herumtoben.“

„Hier wird am Wochenende alles voll sein.“

Erlaubt ist das auf den Spielplätzen laut der Stadt Stuttgart aber nur begrenzt. Bis die Absperrungen entfernt sind, sollte man grundsätzlich die Füße stillhalten.

Bolzplätze bleiben weiter geschlossen. Auf den Spielplätzen selbst fordert die Stadt einen Mindestabstand von 1,5 Metern und Symptomfreiheit, etwa von Husten, Fieber oder Halsschmerzen. Außerdem empfehle man „das Händewaschen nach dem Spielen . . . wie auch gegenseitige Rücksicht oder das Vermeiden von Kontakt zu Risikogruppen.“