Alle reden von Corona. Dabei geraten andere gefährliche Epidemien aus dem Blick – wie Masern: 2019 starben weltweit mehr als 200 000 Menschen an der Virus-Erkrankung. Und Diabetes: Täglich gibt es in Deutschland 1500 neue Fälle von Zuckerkrankheit.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Tübingen/Genf - Die Zahl de Diabetespatienten in Deutschlandliegt nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Diabetes Selbsthilfe Interessengemeinschaft bei mindestens acht Millionen und nimmt stetig zu. „Wir haben täglich etwa 1500 neue Fälle in Deutschland, vor allem Typ-2-Diabetes-Fälle“, sagt der Diabetologe Baptist Gallwitz, der als stellvertretender Ärztlicher Direktor am Uniklinikum Tübingen arbeitet. Bis 2040 sei mit zwölf Millionen Erkrankten zu rechnen.

 

WHO:Diabetes ist eine weltweite Epidemie

Die Weltgesundheitsorganisation(WHO) bezeichnet Diabetes schon seit Jahren als Epidemie. Wie bei Covid-19 gibt es zwar Behandlungsmöglichkeiten, aber anders als bei der Viruserkrankung keine Heilungschancen.

Laut DGG gibt es bundesweit mindestens acht Millionen Diabetiker. Hinzu kämen schätzungsweise zwei Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Das kann bei einer Corona-Infektion zur Gefahr werden. „Wenn der Stoffwechsel nicht gut unter Kontrolle ist und die Blutzuckerwerte deutlich über der Norm liegen, ist das Immunsystem geschwächt“, erklärt Gallwitz.

Masern- Fallzahlen steigen weiter

Die Corona-Krise hat auch das Thema Masern-Infektion in den Hintergrund treten lassen. Rund 207500 Menschen sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und der US-Gesundheitsbehörde CDC 2019 an Masern gestorben. Die Zahl der Todesopfer stieg im Vergleich zu 2016 um 50 Prozent, wie es in dem Bericht von WHO und CDC heißt.

Insgesamt wurden im Vorjahr fast 870000 Menschen, die sich mit dem hochansteckenden Virus infiziert hatten, registriert. So viele wie seit 1996 nicht mehr.

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Corona-Pandemie verschärft Situation

Bei Masern, die als Kinderkrankheit gelten, können tödliche Komplikationen auftreten: Bis zur Einführung eines Impfstoffes 1963 starben laut WHO jährlich etwa 2,6 Millionen Menschen weltweit daran. Experten befürchten in Ländern mit schwacher Gesundheitsvorsorge durch die Corona-Pandemie noch schlechtere Durchimpfungsraten. Nach WHO-Schätzungen sind aktuell 94 Millionen Menschen in 26 Ländern gefährdet, ihre Masern-Impfungen zu verpassen.

In Deutschland schwankte die Zahl der Masernfälle bislang stark. In den Jahren 2010 bis 2019 zählte das Robert Koch-Institut zwischen 165 und 2465 Erkrankungen.