Eine neue Anweisung sieht vor, dass die Oberleitstelle des baden-württembergischen Innenministeriums die Verteilung der Beatmungspatienten im Land übernimmt.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Das Land Baden-Württemberg ist organisatorisch bei der Bewältigung der Corona-Krise einen großen Schritt weitergekommen. Das Innenministerium bestätigte am Sonntagnachmittag einen Bericht unserer Zeitung, wonach die beim Innenministerium angesiedelte Oberleitstelle die zentrale Verteilung der an Covid-19 erkrankten Beatmungspatienten übernimmt.

 

In der vergangenen Woche hatte Michael Geißler, der Ärztliche Direktor des Klinikums Esslingen, einen Hilferuf ausgesandt: Geißler hatte eine landes-, ja sogar eine bundesweite Stelle gefordert, die die Verteilung jener Patienten regelt, die auf Beatmungsgeräte angewiesen sind. Hintergrund dafür war, dass Esslingen bei den Corona-Erkrankungen ein Hotspot ist, und die Beatmungsbetten im Landkreis nahezu belegt waren. Zudem hatten die Medius-Kliniken vier Beatmungspatienten aus Nürtingen nach Esslingen und Tübingen verlegen müssen.

Überlegungen gab es schon am 25. März

Überlegungen in diese Richtung hatte es offenbar in der Landesregierung schon gegeben, bevor Geißler mit seiner Forderung an die Öffentlichkeit gegangen war. Unserer Zeitung liegt ein Brief des baden-württembergischen Innenministeriums vom 25. März an die kommunalen Landesverbände, die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft, die DRK-Landesverbände und Mitglieder des Landesausschusses für den Rettungsdienst vor. Er beschäftigt sich mit der „Koordination der Klinikzuweisungen für Intensiv- und Beatmungsbetten im Rahmen von Covid-19“.

Nun kommt also die offizielle Bestätigung. „Das Land Baden-Württemberg bereitet sich auf alle Lagen und Situationen vor. Wir tun alles Menschenmögliche, um die Corona-Krise bestmöglich zu bewältigen“, erklärt der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobel: „Ein wichtiger Punkt ist dabei: Wir sorgen auch in dieser Zeit für reibungslose Abläufe im Rettungsdienst. Mit modernster Technik wissen wir nun jederzeit genau, wie viele freie Betten wir wo zur Versorgung von Covid-19-Patienten verfügbar haben.“

Damit das gelingt, sollen alle Beteiligten und alle Krankenhäuser verpflichtet werden, die freien Kapazitäten an Beatmungsbetten zu melden und auf dem aktuellen Stand zu halten. Nur so könne eine zentrale Steuerung durch die beim baden-württembergischen Innenministerium angesiedelte und für Pandemien und Großschadensfälle zuständige Oberleitstelle gewährleistet werden.

Alle Krankenhäuser müssen mitmachen

Tool listet verfügbare Betten auf

Nach Auskunft der DRK-Landesverbände hat die Firma Convexis ein Tool kostenneutral zur Verfügung gestellt. Mit dessen Hilfe stellt die Oberleitstelle die Zuweisung von Patienten sicher. Anders als das von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) erstellte Melderegister für Intensivbetten, das bundesweit als Orientierung für die Erkrankungszahlen dient, listet das so genannte Covid-19-Resource-Board konkret verfügbare Betten auf. In ihm sind bereits jetzt alle Akutkliniken im Land aufgenommen. Weitere Kliniken können bei Bedarf jederzeit nacherfasst werden.

Damit das Covid-19-Resource-Board schnell eingeführt werden konnte, haben die beiden DRK-Landesverbände bei Convexis die entsprechenden Passwörter sowie Zugriffsrechte für die Oberleitstelle Baden-Württemberg, alle Integrierten Leitstellen (ILS), für das Sozialministerium, das Innenministerium, die Regierungspräsidien und die Landesfeuerwehrschule sowie die betroffenen Kliniken beantragt. Die Krankenhäuser melden nun ihre Kapazitäten im Covid-19-Resource-Board online und in Echtzeit. Für die Verteilung der Patienten ist ausschließlich die Oberleitstelle Baden-Württemberg zuständig.

Kapazitäten werden in Echtzeit gemeldet

„Ich begrüße diese Maßnahme sehr“, betont Michael Geißler gegenüber unserer Zeitung. „Immerhin haben wir damit für Baden-Württemberg eine Lösung gefunden, die die von uns geforderte zentrale Verteilung von Patienten sicherstellt.“ Seines Wissens nach gebe es auch auf Bundesebene Überlegungen, eine solche Stelle einzurichten. Diese Pläne seien aber bisher noch nicht umgesetzt.