Corona-Pandemie Frankreichs Furcht vor der zweiten Corona-Welle

Im ganzen Land werden die Hygieneregeln verschärft. Viele Städte fordern nun auch das Tragen von Masken im Freien.
Paris - In Frankreich steigt die Angst vor einer zweiten Corona-Welle. Grund dafür ist die seit mehreren Tagen ansteigende Zahl von neuen Infektionen. Betroffen ist vor allem die Bretagne im Nordwesten des Landes und das angrenzende Département Mayenne. Nun warnen Experten, dass der Anstieg außer Kontrolle geraten könnte. Die Lage könne „jederzeit kippen“, erklärte der Wissenschaftsrat, ein Beratergremium der französischen Regierung. Die Situation sei zwar derzeit „unter Kontrolle, aber fragil“.
Corona-Hygieneregeln werden verschärft
Angesichts dieser Situation haben viele Regionen ihre Hygieneregeln deutlich verschärft. Im Süden des Landes gilt in Nizza und Toulouse das verpflichtendes Tragen von Masken in der Öffentlichkeit, etwa in den Fußgängerzonen und Märkten, wo das „Einhalten von Abstandsregeln schlecht möglich“ sei. In Nizza machten die Behörden Lautsprecherdurchsagen, um die Menschen in der Öffentlichkeit an die Corona-Maßnahmen zu erinnern.
Auch in vielen anderen größeren, bei Touristen sehr beliebten Städten wie Lille, Tours, Orléans oder Biarritz wurden die Maßnahmen verschärft. In kleineren Küstenstädten bereitet der Ansturm von Touristen den Verantwortlichen große Sorge, weshalb auch dort zu rigiden Regelungen gegriffen wird. So wird etwa in dem beliebten Badeort Sables d’Olonne am Atlantik der Strand bei Flut gesperrt, weil sich ansonsten die Besucher auf dem schmalen Strandabschnitt zu sehr drängen würden. In Paris hat die Bürgermeisterin Anne Hidalgo den Präfekten aufgefordert, das Maskentragen im Freien zur Pflicht machen. Es gehe um Einkaufsstraßen, die Ufer der Seine, Parks und Märkte, aber auch um alle Orte, wo Touristen wie Einheimische Schlange stünden.
Franzosen haben die Entwicklung selbst in der Hand
Im Moment gilt in Frankreich landesweit die Regelung, dass Mund-und-Nasen-Bedeckungen in allen geschlossenen öffentlichen Räumen getragen werden müssen. Vorschrift ist es auch im öffentlichen Nahverkehr. Wer gegen die Regeln verstößt, muss mit einer Strafe von 135 Euro rechnen.
Der französische Wissenschaftsrat unterstrich in einer Mitteilung die Bedeutung von Abstands- und Hygieneregeln. „Die Bürger haben die kurzfristige Entwicklung der Epidemie zu großen Teilen selbst in der Hand“, schreibt das Gremium. Langfristig sei eine zweite Welle im Herbst oder Winter „sehr wahrscheinlich“. Seit dem Ende der Ausgangssperre in Frankreich vor drei Monaten sind die Corona-Fallzahlen wieder gestiegen. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde wurden Ende Juli erneut im Schnitt rund 1000 Neuinfektionen pro Tag gemeldet. Auch die Zahl der Corona-Intensivpatienten stieg erstmals seit April wieder an. Insgesamt sind in Frankreich inzwischen deutlich über 30.000 Menschen an Corona gestorben.
Besonders betroffen ist der Nordwesten
Betroffen von der erneuten Ausbreitung der Epidemie ist vor allem das Département Mayenne im Nordwesten von Frankreich. Dort wurde bereits vor einigen Tagen in 69 Gemeinde eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen und Fußgängerzonen verhängt. Die Verantwortlichen führen das unter anderem darauf zurück, dass viele Franzosen zu ihren Familien aus Land führen und bei diesen Zusammenkünften die geltenden Hygieneregeln nicht eingehalten würden.
Was den Behörden besonderes Kopfzerbrechen bereitet ist die steigende Zahl von Infektionen in der Altersgruppe zwischen zwanzig und dreißig Jahren. Ein Problem sei, dass die jungen Menschen oft keine Corona-Symptome zeigten, das Virus aber weiterverbreiten würden.
Angesichts der bedenklichen Entwicklung melden sich auch immer mehr Politiker mahnend zu Wort. Präsident Emmanuel Macron forderte die Bevölkerung zur Einhaltung der Corona-Regeln auf. Bei einem Besuch bei Pflegekräften in Toulon rief er die Menschen auf, wachsam zu bleiben. Auch Premierminister Jean Castex forderte die Bevölkerung auf, nicht nachzugeben, um einen erneuten Lockdown zu verhindern. „Wir sehen einen Anstieg der Zahlen, der uns aufmerksamer denn je machen sollte“, sagte Castex.
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