Landkreis und die Kommunen fahren eine gemeinsame Strategie.

Kreis Böblingen - Beim Management der Corona-Kontaktpersonen kooperieren der Landkreis Böblingen und seine 26 Städte und Gemeinden. Damit gehen sie ein Stück weiter, als es der Gesetzgeber verlangt. Für eben dieses Kontaktpersonenmanagement hat Landrat Roland Bernhard gemeinsam mit den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern im Landkreis eine Strategie beschlossen, um auch bei erneut steigenden Zahlen Infektionsketten effizient zu verhindern. Zwar sieht der Gesetzgeber vor, dass allein das Gesundheitsamt eines Landkreises zuständig ist. Jedoch sollen im hiesigen Kreis Beschäftigte des Landkreises und der Kommunen behördenübergreifende Teams bilden. „Eine gute Zusammenarbeit war schon bisher ein Faktor für den Erfolg“, sagt der Landrat.

 

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Insgesamt 20 solcher Teams sind für jeweils etwa 20 000 Einwohner zuständig. Konkret bestehen sie aus je zwei Beschäftigten des Gesundheitsamtes und drei Mitarbeitern aus den Rathäusern. „Wir haben diese Kooperation in den letzten Wochen entwickelt und bereits gute Erfahrungen gemacht, denn die Rathäuser haben einen kurzen Draht zu den Menschen im Ort“, erläutert der Landrat die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit.

Unterstützung für Ordnungsamt

Auch Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung Leonberg werden, sofern die Fallzahlen wieder steigen sollten, beim Kontaktpersonenmanagement das Gesundheitsamt des Kreises unterstützen. „In der Hochphase der aktuellen Ausnahmesituation haben wir dies bereits getan“, sagt Stadtsprecher Tom Kleinfeld. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes wurden von Kollegen aus verschiedenen Bereichen der Verwaltung unterstützt. Auch Auszubildende wurden eingesetzt, um Kontaktpersonen zu ermitteln.

Im Landkreis Böblingen hat sich das Corona-Infektionsgeschehen deutlich beruhigt. In den Krankenhäusern des Klinikverbunds Südwest sind am Donnerstag nur zwei Covid-19 Patienten stationär behandelt worden, beide auf einer normalen Isolierstation. „Die Zahl schwankte die gesamte vergangene Woche immer so zwischen zwei bis drei Patienten“, sagt Ingo Matheus, der Sprecher des Klinikverbundes. Täglich werden um die 20 Verdachtsfälle untersucht, bei der Mehrheit liege aber keine Corona-Infektion vor.

Schwelle liegt bei 196 Neuerkrankungen

Nach Maßgabe des Bundes gelten für den Landkreis 196 neue Fälle innerhalb von sieben Tagen als Schwelle für eine Alarmierung, wonach erneut strenge Einschränkungen getroffen werden müssten. Baden-Württemberg hat eine Vorwarnstufe geschaltet, die für den Landkreis bei 140 Fällen innerhalb von sieben Tagen liegt. Dann sollen die Bürger verstärkt zur Einhaltung der Verhaltensregeln ermahnt und die Tests ausgeweitet werden.

„Die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Kommunen hat bisher bei der Ermittlung der Kontaktpersonen sehr gut funktioniert“, lobt der Landrat. Sie sei einer der Erfolgsfaktoren bei der Bekämpfung und Eindämmung des Corona-Virus, ist Roland Bernhard überzeugt.

Landrat wirbt für Corona-App

Der Kreischef wirbt jedoch auch für die Warn-App der Bundesregierung. „Wenn viele Menschen diese Corona-App auf ihrem Handy haben und sie anwenden, können eine Vielzahl an Infektionsketten automatisch ermittelt und Benachrichtigungen an weitere Kontaktpersonen versendet werden.“ Natürlich sei die Nutzung freiwillig, aber nur bei massenhafter Verwendung biete die App eine echte Hilfe.

Eine freudige Nachricht für den Landkreis kommt aus Berlin: Die Ankündigung des Bundesgesundheitsministers, die Kosten für Tests zukünftig von den Krankenkassen übernehmen zu lassen. Als erster Kreis in Baden-Württemberg hatte der Landkreis Böblingen in allen 49 Pflegeheimen flächendeckend getestet, bevor es eine Regelung zur Kostenerstattung gab. Die Kosten beliefen sich auf 400 000 Euro, die das Land erst nachträglich übernommen hat.