Seit Anfang Dezember testen die Häuser der Caritas-Altenhilfe in Stuttgart Bewohner und Besucher auf Corona. Der Leiter des Pflegeheims St. Barbara in Stuttgart-Möhringen erzählt von seinen Erfahrungen.

Stuttgart - Für Rene Stolz-Hoppmann, Leiter des Pflegeheims St. Barbara in Stuttgart-Möhringen, stellt sich in diesen Tagen vor allem eine Frage: Ein oder zwei Streifen? Seit Anfang Dezember dürfen er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst Antigen-Schnelltests durchführen.

 

Den Andachtsraum haben sie daher zum provisorischen Testlabor umfunktioniert. Ein Streifen bedeutet: Das Testverfahren war technisch korrekt. Zwei Streifen bedeuten: Sars-CoV-2-positiv, der oder die Untersuchte ist mit dem Corona-Virus infiziert.

Handelt es sich um Besucherinnen und Besucher, dürfen sie das Pflegeheim dann nicht betreten. Sind Bewohnerinnen und Bewohner infiziert, kommt das sogenannte Corona-Mobil, eine mobile Teststation für Alten- und Pflegeheime. Ein Arzt führt noch einen PCR-Test durch, womit er zu einem noch genaueren Ergebnis kommt.

Tests bedeuten Aufwand für Heime

Bisher gab es im Haus St. Barbara zum Glück keinen einzigen Corona-Fall. 50 Plätze in der stationären Pflege und 24 im betreuten Wohnen bietet das Haus, Träger ist die Altenhilfe des Caritasverbands Stuttgart. Doch Stolz-Hoppmann weiß: Das ist die Ausnahme. Die anderen drei Häuser der Altenhilfe Caritas Stuttgart mit insgesamt 521 Pflegeplätzen verzeichnen Erkrankte und auch Todesfälle.

Dass Alten- und Pflegeheime mittlerweile selbst testen dürfen, klingt daher erst einmal nach einer praktikablen Lösung. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen nicht mehr tagelang in Isolation, um auf das Ergebnis zu warten. Wäre da nicht das Kapazitätsproblem. Die Antigen-Schnelltests versprechen zwar eine enorme Zeitersparnis. Für die Pflegekräfte sind jedoch schon die rund 15 Minuten, die sie auf das Testergebnis warten müssen, zu lang.

„Wir testen regelmäßig die Bewohnerinnen und Bewohner, die Pflegekräfte und Dienstleister wie zum Beispiel Fußpflegerinnen und Fußpfleger. Wir haben aber nicht die Kapazitäten, um alle Angehörigen zu testen“, sagt Stolz-Hoppmann. Um das Personal zu entlasten, testen ohnehin meist nur er und sein Stellvertreter.

Acht Test-Gutscheine im Monat pro Heimbewohner

Der Heimleiter appelliert an die Eigenverantwortung der Besucherinnen und Besucher und verweist auf externe Test-Standorte wie am Cannstatter Wasen. Jeder Bewohner und jede Bewohnerin erhält seit Anfang Dezember acht Test-Gutscheine im Monat für die Angehörigen.

Die Alten- und Pflegeheime sind auf externes Testen angewiesen. Die Bewohnerinnen und Bewohner wiederum auf die sozialen Kontakte. Im Sommer stellten Stolz-Hoppmann und sein Team daher Besucherzelte im Garten auf. Das geht im Winter nicht. Ebenso wenig wie Terrassen-Konzerte, an die sich Bewohnerin Daniela Stooß gerne zurückerinnert.

Die 61-Jährige, seit diesem Jahr Mitglied im Bewohnerbeirat, machte vor kurzem zum ersten Mal den Antigen-Schnelltest. Das Verfahren, bei dem ein Abstrich in der Nase und einer im Rachen entnommen wird, beschreibt sie als erträglich. Meist tränen dabei die Augen und ein Würgereflex entsteht – damit kommt nicht jeder klar. Das Haus St. Barbara ist auf Demenzerkrankte spezialisiert. Sinn und Zweck des Testverfahrens verstehen sie oft nicht, die Schutzanzüge und Masken machen ihnen zusätzlich Angst. „Wir sind aber entsprechend geschult und können damit umgehen“, sagt Heimleiter Stolz-Hoppmann.

Der guten Stimmung im Heim tut Corona laut Bewohnerin Stooß keinen Abbruch. „Vergessen kann manchmal auch ganz hilfreich sein“, sagt sie in Anspielung auf die vielen Demenz-Patienten. Bisher plant Stolz-Hoppmann Weihnachtsgottesdienste für die einzelnen Wohngruppen im Haus. „Morgen kann sich aber schon wieder alles ändern“, sagt der Heimleiter im Hinblick auf die momentan steigenden Infektionszahlen.