Das Coronavirus hatte die VHS Unteres Remstal ausgebremst. Dabei sollte der 50. Geburtstag gefeiert werden. Nun gibt es ein Comeback mit Nachholkursen, eine Sommerakademie und das Programm fürs neue Semester steht auch.

Waiblingen - Fünfzig Jahre Volkshochschule Unteres Remstal – das lange geplante Festjahr hatten sich alle etwas anders vorgestellt. Dabei habe 2020 so gut angefangen, berichtet die Volkshochschulleiterin Stefanie Köhler: „Wir sind mit einem grandiosen Plus an Teilnehmern ins Jahr gestartet.“ Doch schon wenige Wochen nach Jahresbeginn musste die Volkshochschule erste Bildungshungrige nach Hause schicken, weil etwa Kochkurse aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr stattfinden konnten.

 

Etwas später, von Mitte März an, ging dann gar nichts mehr. „Die ausgestorbenen Flure und Räume waren gespenstisch“, sagt Stefanie Köhler. Viele Kurse seien Online gelaufen – überwiegend kostenlos, sagt Stefanie Köhler: „Weil wir nicht garantieren konnten, dass die Qualität derjenigen im normalen Unterricht entspricht.“ Für die Gratisangebote seien die Teilnehmer sehr dankbar gewesen. Und tatsächlich habe sich gezeigt, dass die Qualität zum Teil sogar höher gewesen sei.

Großer Zuspruch für die „Virtuelle Vereinssitzung“

Während der ersten schwierigen Phase des Lockdown war die Volkshochschule Anlaufstelle für verschiedenste Fragen und Probleme: Wie kann ich mit meinen Kindern per Skype telefonieren? Was ist dran an Verschwörungstheorien zum Coronavirus? Wie komme ich an staatliche Unterstützung? „Viele waren einsam und sind mit der Situation schlecht zurechtgekommen“, berichtet Stefanie Köhler. Da kamen Angebote wie ein kostenpflichtiges Glücksseminar übers Internet besonders gut an. Sensationellen Zuspruch habe der Kurs zur „Virtuellen Vereinssitzung“ gehabt, sagt Stefanie Köhler.

Dass die Volkshochschule Unteres Remstal schon in früheren Jahren Erfahrungen mit Webinaren gesammelt habe, sei von Vorteil gewesen. Trotz des Zuspruchs sei das aber nicht die Zukunft der Volkshochschule, betont deren Leiterin: „Unsere Teilnehmer haben es herbeigesehnt, dass sie wieder kommen dürfen.“ Schließlich gehe es in der VHS nicht nur um das Lernen an sich, sondern auch um das mit- und voneinander Lernen.

Ein Problemfall: die Integrationskurse

Letzteres darf, wenn auch in kleinerem Umfang als sonst, wieder stattfinden. Zum Beispiel in den Integrationskursen, deren Teilnehmer häufig schlicht nicht die für Onlinekurse benötigten Endgeräte haben. Die Integrationskurse sind ein wichtiges Standbein der Volkshochschule Unteres Remstal. „Sie machen etwa ein Drittel unseres Haushaltsvolumens aus“, sagt Stefanie Köhler. Derzeit aber stellen gerade diese Kurse die Bildungseinrichtung vor große Probleme. Denn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bezuschusst sie zwar, verknüpft diese Förderung aber mit strengen Vorgaben, was Räumlichkeiten, Teilnehmerzahlen und Honorare der Dozenten angeht.

Normalerweise sitzen knapp 20 Menschen in einem Kurs, was in der Corona-Zeit aufgrund der Abstandsregeln nicht möglich ist. Maximal zehn Menschen könne man derzeit in einen normalen Unterrichtsraum setzen, erklärt die Volkshochschulleiterin. Die Kurse müssten also in zwei Gruppen geteilt werden – an den höheren Kosten wolle das BAMF sich aber nicht beteiligen: „Es wälzt die Kosten auf die Kommunen ab.“

Inzwischen habe man zwei Räume zu einem Saal zusammengeschaltet, was einen großen Kurs ermögliche: „Die Leute sind sehr froh, dass sie wieder kommen können.“ Extern angemietete Räume in Schulen oder Turnhallen sind weiterhin tabu, schon allein deswegen muss noch vieles ausfallen. „Wir haben ganze Kurse abgebrochen, abgerechnet und beendet“, berichtet Stefanie Köhler. Die Einnahmeausfälle beliefen sich auf rund eine halbe Million Euro. Aber: „Wir haben lange Jahre gut gewirtschaftet, deshalb können wir derzeit unsere laufenden Kosten decken. Wenn es aber länger geht, dann nicht.“

Einnahmeausfälle von einer halben Million Euro

30 000 Euro Soforthilfe hat das Wirtschaftsministerium gewährt. Unverhoffte Unterstützung kam von zahlreichen Kunden, die auf eine Rückerstattung ihrer Gebühren verzichteten. „Das zeigt das große Vertrauen in die Volkshochschule“, sagt Stefanie Köhler, die mit ihrem Team ein „Comeback-Programm“ aufgelegt hat: kürzere Kurse, die bis zum Sommer laufen – mit weniger Teilnehmern und möglichst im Freien.

Auch die Remstalakademie gibt es in abgespeckter Form als Sommerakademie. Die Nachfrage sei groß, sagt Köhler: „Für alle Kurse, die wir machen können, melden sich Leute an.“ Und sie und ihr Team haben beschlossen, beim während des Lockdown geplanten neuen Programms in die Vollen zu gehen, denn „abspecken geht einfacher als aufstocken“. Die Kurse für das Semester 20/21 sind schon im Internet buchbar, das gedruckte Programmheft erscheint am 13. Juli.