Pferdemarkt, Riesenrad, Late-Night-Shopping und Kneipen: Wie können die Innenstadt und der Einzelhandel langsam wieder gestärkt werden? Die Stadt Ludwigsburg und der Gemeinderat habe klare Vorstellungen.

Ludwigsburg - Am Mittag verkündet der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den Wegfall der 3G-Regel, am Abend beschließt der Ludwigsburger Gemeinderat ein weiteres Aktionsprogramm für Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen – mit bewährten und mit neuen Maßnahmen. Denn die Branchen haben trotz der guten Nachricht und trotz der Aussicht auf einen Übergang von der Pandemie in die Endemie auch im laufenden Jahr Unterstützung nötig. Darüber sind sich Verwaltung und Bürgervertreter einig.

 

Gutscheine Der Treuebonus hat sich bewährt. Wer im vergangenen Juli im Pop-up-Store des Innenstadtvereins und der Stadt in der Kirchstraße einen Ludwigsburg-Gutschein für 20 Euro gekauft hat, dem legte die Stadt fünf Euro Treuebonus oben drauf; gedeckelt war die Aktion auf 200  Euro pro Person. Innerhalb von dreieinhalb Tagen waren alle Gutscheine weg, und dank der Aktion wurden in kurzer Zeit 125 000 Euro Umsatz für die Innenstadt generiert. Anders als im Vorjahr müssen die Gutscheine dieses Mal jedoch innerhalb von drei Monaten eingelöst werden.

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Gastronomie Auch in diesem Jahr können die Ludwigsburger Wirte ihre Außengastrobereiche vergrößern. Am Vorschlag der Verwaltung hatten die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses nichts zu rütteln. Diskussionsbedarf gab es jedoch bei dem geplanten Verzicht auf die Sondernutzungsgebühren in Höhe von 75 Prozent für die Sommersaison. Der Verzicht würde ein Minus von 73 000 Euro in die Stadtkasse reißen. Tenor: Die Unterstützung der Gastrobranche ist gut und wichtig, aber trotz allem muss die Kommune wirtschaftlich denken und zudem das Füllhorn nicht nur über diesen Bereich ausschütten. Am Ende verständigte man sich auf einen Kompromiss: Die Kommune verzichtet auf 50 Prozent der Sondernutzungsgebühren.

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Verkaufsoffene Sonntage Auch in diesem Jahr wird es kein „Märzklopfen“ geben. Die unsichere, schwer vorhersehbare Entwicklung der Coronapandemie mache eine Absage erforderlich, erklärte der Wirtschaftsförderer Frank Steinert im Ausschuss am Dienstagabend. Das Märzklopfen sei immer das Signal für die neue Saison gewesen und der Beginn der Außenbewirtschaftung. Dieses positive Signal soll durch ein Late-Night-Shopping im Frühjahr ersetzt werden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Dennoch könne eine solche Aktion einen verkaufsoffenen Sonntag nicht ersetzen, stellte Steinert klar. Zumal die Profiteure überwiegend die Gastrobetriebe seien. „Ab 21 Uhr sind die Geschäfte in der Regel leer, da gehen die Leute dann essen oder etwas trinken.“ Am Pferdemarkt ist dann ein verkaufsoffener Sonntag geplant.

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Pferdemarkt Die gute Nachricht: Der Ludwigsburger Pferdemarkt wird vom 13. bis 16. Mai stattfinden. Die schlechte Nachricht: Es wird erneut keinen Umzug geben. Die Infektionslage sei noch zu undurchsichtig, sagt Mario Kreh, der Geschäftsführer von Tourismus & Events, zu der Entscheidung. Im vergangenen Jahr war der Pferdemarkt komplett abgesagt worden. „Wir müssen jetzt in die Planung gehen, müssen jetzt die Gruppen beauftragen, die selbst ja auch Vorbereitungszeit haben, und wir können uns nicht vorstellen, wie es pandemisch bedingt möglich sein soll, dass bis zu 20 000 Menschen an dem zwei Kilometer langen Streckenrand eng gedrängt stehen.“ Der Vergnügungspark wird auf einem der beiden Parkplätze der Bärenwiese stattfinden, die Showprogramme auf den beiden Wiesen. Auf dem zweiten Parkplatz kommen die Kunsthandwerker unter. In der Hoffnung, dass sich die Lage entspanne, werde man jedoch die Handwerkerstände wieder auf die Königsallee ziehen, um den Parkplatz nutzen zu können, kündigte Kreh an.

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Riesenrad Seit Dienstag wird das 400-Tonnen-Riesenrad „City-Star“ auf den Parkplätzen der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim auf der Bärenwiese aufgebaut. Es wird vom 18. Februar an täglich jeweils von 11 bis 18 Uhr seine Runden drehen. Wann es wieder abgebaut wird, steht noch nicht fest. Die Attraktion soll für die Innenstadt genutzt werden und möglichst viele in die City und zu den Sehenswürdigkeiten ziehen. Michael Vierling, Stadtrat der Grünen, regte eine mobile Impfstation beim Riesenrad an. Eine Idee, die laut Frank Steinert bereits verfolgt wird. „Es sollen am und im Riesenrad besondere Attraktionen stattfinden – dazu gehört auch das Impfen.“

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Willkommenskampagne 20 000 Euro lässt sich die Stadt gemeinsam mit dem Innenstadtverein Luis und den Stadtwerken eine breit angelegte sogenannte Willkommenskampagne kosten. Der Slogan „Ludwigsburg freut sich auf Sie und sagt Dankeschön für Ihren Besuch“ soll auf Geschenken, in Zeitungen, im Radio, auf Flyern, auf Plakaten an Ortseingangstafeln und eventuell auf Bussen zu lesen sein. Für Steinert ist die Kampagne ein Instrument der Kundenbindung, für das jetzt genau der richtige Zeitpunkt sei.

Kosten Für das Aktionsprogramm vor einem Jahr stellte die Stadt 250 000 Euro zur Verfügung. In diesem Jahr liegt die finanzielle Auswirkung auf das Haushaltsjahr bei 143 500 Euro.