Die Bundeskanzlerin hat in ihrem Videopodcast zu den Künstlern gesprochen. Die Kulturstaatsministerin sagt weitere Schritte zu. Und auch im Land übt man sich in Solidarität.

Stuttgart/Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Kulturschaffenden in ihrem Video-Podcast Unterstützung angesichts der Corona-Pandemie zugesagt. Die Hilfsprogramme ihrer Regierung sollten sicherstellen, dass die „kulturelle Landschaft auch nach der Überwindung der Pandemie, nach der Überwindung dieses tiefen Einschnitts weiterexistieren kann“, sagte Merkel in der Botschaft. In der derzeitigen Phase der Unsicherheit wolle die Regierung den Künstlerinnen und Künstlern „Brücken“ in die Zukunft bauen, sagte Merkel. Die Kanzlerin verwies auf Hilfsprogramme etwa zur Deckung der Ausgaben für Ateliers und Mieten und zum Ausgleich für entgangene Honorare.

 

Erfreulich sei, dass bei entsprechenden Sicherheitskonzepten nun Museen und Gedenkstätten wieder öffnen konnten, sagte sie. Derzeit seien Konzepte in Arbeit, wie Theater, Konzerthäuser, Opern und andere Kulturstätten ihren Betrieb unter den Bedingungen der Pandemie wieder aufnehmen könnten. Direkt an Künstlerinnen und Künstler gerichtet sagte sie: „Ich weiß, dass es eine sehr, sehr schwere Zeit für Sie ist.“

Die Bürgerinnen und Bürger warteten darauf, „endlich wieder live Ihre kulturellen Angebote erleben zu können. Bis dahin versuchen wir, so gut wie es geht, Sie zu unterstützen durch unsere Hilfsprogramme, aber auch dadurch, dass wir sagen, wie wichtig Sie für uns sind.“

Grütters leitet weitere Schritte ein

Die Bundesregierung plant laut Kulturstaatsministerin Monika Grütters zur Abfederung Corona-bedingter Einnahmeausfälle ein umfangreiches Unterstützungsprogramm für die Kulturszene, das „über die bisherigen Maßnahmen hinausgeht“. In einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“ schrieb sie weiter: „Die Verhandlungen mit dem Bundesfinanzminister und dem Parlament laufen dazu auf Hochtouren.“ Bereits diese Woche habe die Bundesregierung die Zahlung von Ausfallhonoraren an solche Künstler möglich gemacht, deren Auftritte bis zum 15. März vereinbart wurden und die dann abgesagt werden mussten: „Dafür wurde eine Ausnahme im deutschen Haushaltsrecht geschaffen, das normalerweise keine Bezahlung nicht erbrachter Leistungen erlaubt.“

Für viele Künstler gehe es „um die nackte Existenz“. In dieser Krise sei „größtmögliche Solidarität gefragt, sowohl vonseiten des Staates, aber auch in unserer Gesellschaft“. Dass die Bundesregierung „von Beginn an gerade an die soloselbstständigen Künstler und Kreativen gedacht wird, war mir eine Herzensangelegenheit“. Die Soforthilfeprogramme seien genau auf sie zugeschnitten. Wo es notwendig sei, werde man die Programme „selbstverständlich nachjustieren“. Derzeit arbeite sie an einem großen, über die bisherigen Maßnahmen hinausgehenden Kulturunterstützungsprogramm.

Amateurtheater im Land bangen

Die baden-württembergischen Amateurtheater fordern von der Politik eine klare Aussage, wann sie den Proben- und Spielbetrieb wieder aufnehmen können. „Es wäre gut zu wissen: Ab wann geht wieder etwas?“, sagte Naemi Zoe Keuler, die Präsidentin des Landesverbands Amateurtheater, in Stuttgart. Bislang seien mehr als 1000 Vorstellungen abgesagt worden – der Schaden beträgt 3,3 Millionen Euro. Die Freilichtsaison falle dieses Jahr völlig aus. Es herrsche eine große Unsicherheit. Da sei einerseits die Frage, ob das Publikum den Theatern die Treue halte. Andererseits bestehe die Befürchtung, dass die Darsteller die Motivation verlieren könnten, weiterhin mitzuspielen, sagte Keuler.

Im Landesverband sind rund 620 Bühnen mit 40 000 Aktiven organisiert. Rund ein Drittel der Bühnen sei von einer finanziellen Schieflage betroffen. Einige Theater hätten laut Verband die Soforthilfe des Landes in Anspruch nehmen können. Kunststaatssekretärin Petra Olschowski (Grüne) sagte, neben einem enormen finanziellen Schaden sei die Pandemie zweifellos auch eine künstlerische und sozialgesellschaftliche Tragödie.