Es hat durch das corona-bedingte Lahmlegen vieler Wirtschaftsbereiche weniger Treibhausgas-Emissionen gegeben. Verlangsamt das den Klimawandel? Die Experten-Antwort ist eindeutig. Die oberste UN-Klimabehörde bringt Atomkraftwerke ins Gespräch.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Genf - Durch das Lahmlegen vieler Wirtschaftsbereiche infolge der Corona-Krise gibt es dieses Jahr tatsächlich weniger Treibhausgas-Emissionen. Aber verlangsamt das den Klimawandel? Die Weltwetterorganisation warnt: Die CO2-Konzentration beeinträchtigt das nur minimal.

 

Die Weltwetterorganisation (WMO) hat Hoffnungen auf eine Verschnaufpause für das Klima im Zuge der Corona-Pandemie zunichtegemacht. Das Ausmaß klimaschädlicher Emissionen wie etwa von Kohlendioxid (CO2) sei in diesem Jahr zwar zurückgegangen. Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre verändere das aber weniger als jedes Jahr übliche natürliche Fluktuationen dies täten, schrieb die WMO im jährlichen Treibhausgas-Bulletin. CO2 bleibt Jahrhunderte in der Atmosphäre.

Vor drei bis fünf Millionen Jahren ähnliche CO2-Konzentration

2019 und 2020 ist die CO2-Konzentration weiter gestiegen, wie aus dem Bericht hervorgeht. Der Wert hat 2019 im globalen Durchschnitt erstmals seit Beginn der Industrialisierung 1750 die Marke von 410 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) gebrochen. Die Marke von 400 ppm war erst 2015 durchbrochen worden. CO2 entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse sowie im Zuge von Abholzung.

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„Die Erde hat zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren eine ähnliche CO2-Konzentration erlebt“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Auf den Zustand können Forscher durch Eisbohrungen in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien schließen. „Damals lag die Temperatur zwei bis drei Grad und der Meeresspiegel 10 bis 20 Meter höher. Aber es lebten nicht 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde.“

Nur eine winzige Delle

Um die Erwärmung wie vom Weltklimarat empfohlen bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsse die Welt bis 2050 klimaneutral werden, sagte Taalas. Die Trendwende bei den CO2-Emissionen müsse in fünf Jahren einsetzen. Öl, Gas und Kohle müssten als Energiequelle durch Wind, Wasser und Solarenergie ersetzt werden.

Vielleicht müssten auch mehr Atomkraftwerke gebaut werden, sagte Taalas. Der Emissionsrückgang 2020 sei nur „eine winzige Delle“ in der nach oben steigenden Kurve.

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