Stuttgart - Bisher gibt es nur an wenigen Orten Aussicht auf Urlaub in Deutschland. Nur wenige Bundesländern haben Lockerungen verkündet - trotz sinkenden Corona-Neuinfektionsraten und steigender Impfquote. Wir erklären, wo welche Regeln gelten.
Badesee, Biergarten und weiß-blauer Himmel zu Pfingsten? Sieht gut aus! Im Freistaat dürfen Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze in Kreisen mit einer stabilen 7-Tage-Inzidenz von unter 100 ab dem 21. Mai öffnen. Auch „spezielle touristische Infrastrukturen“ sollen wieder Gäste begrüßen dürfen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nannte als denkbare Beispiele „Freizeiteinrichtungen von der Seilbahn bis zum Reisebus“. Voraussetzung ist ein Sicherheitskonzept, das noch erarbeitet wird. Bisher erfüllen aber nur wenige Landkreise in Bayern die Bedingungen - unter anderen haben zum Beispiel Würzburg, Lindau am Bodensee, Passau Stadt, Starnberg oder Neustadt an der Waldnaab eine Inzidenz von unter 100. Doch das Interesse der Gäste ist bereits riesig. Der Allgäuer Tourismus-Verband berichtet von „deutlich mehr Anrufen und Anfragen“ in beliebten Ferienorten wie Füssen und Oberstdorf. Simone Zehnpfennig, die Sprecherin der Allgäu GmbH, beobachtet eine „richtig gelöste Stimmung“ bei den touristischen Betrieben in der Region. Damit die Hoffnungen sich nicht wieder schnell in Luft auflösen kündigte die Allgäu GmbH eine Kampagne namens „Unter 100 geht es nur gemeinsam“ an. Dafür wolle man Kommunen, Betriebe und Zulieferer mit ins Boot holen, so Simone Zehnpfennig. (www.bayern.by)
Schleswig-Holstein
Die Generalprobe hat geklappt, nun kann es richtig losgehen: Laut Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ist ab dem 17. Mai überall in Schleswig-Holstein Urlaub möglich. Vorausgesetzt, man ist gegen das Coronavirus geimpft, von einer Erkrankung genesen oder getestet. Seit dem 19. April probiert das meerumschlungene Bundesland in vier sogenannten Modellregionen aus, wie Reisen funktionieren kann. Zu den Auserwählten gehören der Kreis Nordfriesland mit Sankt Peter-Ording oder Sylt, die innere Lübecker Bucht mit Timmendorfer Strand, Eckernförde und der Ostseefjord Schlei. Die Bedingungen dort sind streng, die Gäste müssen sich ständig testen lassen und hoffen, dass die Zahlen niedrig bleiben. Denn sonst wird der Versuch abgebrochen, und alle müssen sofort abreisen. Diese Regeln gelten nun bald im ganzen Land. „Es kommen viele Buchungen auch schon für den Sommer herein. Unsere Empfehlung ist: wer etwas sucht, sollte sich schnell informieren und buchen und falls die gewünschte Herberge schon ausgebucht ist, dann flexibel sein. Bitte nicht spontan losfahren, sondern immer vorab informieren“, sagt Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein GmbH. (www.sh-tourismus.de) Die Entscheidung der Landesregierung hat auch Auswirkungen auf die Kreuzfahrt. So hat die Reederei Tui Cruises angekündigt, wieder Reisen anzubieten, die im Hafen von Kiel starten. Das erste Schiff legt am Pfingstsonntag, 23. Mai, am Ostseekai ab. (www.tuicruises.com)
Niedersachsen
Fans der Ostfriesischen Inseln dürfen sich freuen: In Niedersachsen sind ab dem 10. Mai in Regionen mit einer 7-Tage-Inzidenz von unter 100 wieder touristische Übernachtungen möglich - allerdings vorerst nur für Einwohner Niedersachsens mit negativem Schnelltest oder Impfnachweis. Die Landesregierung möchte erst mal schauen, wie sich der Lockerungsschritt bewähre, so eine Sprecherin. Eine weitergehende Öffnung des Tourismus für Gäste außerhalb des Landes könne dann in die nachfolgende Corona-Verordnung eingearbeitet werden, die vom 31. Mai an greift. (www.reiseland-niedersachsen.de)
Mecklenburg-Vorpommern
Vollständig geimpfte Tagesausflüglern und Zweitwohnungsbesitzer aus anderen Bundesländern dürfen bereits an der Ostseeküste Urlaub machen. Ansonsten gilt der Lockdown bis 22. Mai. Eine Woche vorher berät das Kabinett, wie es weitergeht. Ab einer Inzidenz von etwa 50 plant Mecklenburg-Vorpommern, Tourismus und Gastronomie zu öffnen. Wahrscheinlich wird es auch erst einmal Modellregionen wie in Schleswig-Holstein geben, um zu erproben, was sich bewährt. Die Touristiker im Land schlagen daher Alarm: „Die Lage spitzt sich zu. Wir müssen alles tun, um eine Sommersaison zu ermöglichen und bald Klarheit darüber zu erreichen. Sonst geht an vielen Stellen das Licht aus“, sagt Tobias Woitendorf, der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes. Er hofft, dass in Mecklenburg-Vorpommern spätestens im Juni alle öffnen können. In einer Umfrage gab jeder zweite Betrieb an, akut in seiner Existenz gefährdet zu sein. 18 Prozent der Beherberger und 17 Prozent der Freizeitanbieter überlegen, ihr Geschäft aufzugeben, sofern nicht weitere Hilfen greifen. (www.auf-nach-mv.de)
Baden-Württemberg
Die Landesregierung in Stuttgart erstellt gerade neue Regelungen. Laut Sozialminister Manfred Lucha sollen die „betroffenen Branchen rechtzeitig vor Pfingsten Klarheit haben und sich darauf und auf ihre Gäste einstellen können“. Die leicht sinkende 7-Tage-Inzidenz gebe Anlass zur Hoffnung auf Öffnungen in Gastronomie und Hotels. Bereits im Laufe der kommenden Woche soll das Öffnungskonzept in eine Verordnung gegossen werden. „Ich hoffe sehr, dass nun trotz Umbildung der Regierung schnell eine Zukunftsperspektive für unsere Gastronomen, Gastgeber und Dienstleister entwickelt und umgesetzt wird. Damit darf sich die Landesregierung nicht Zeit lassen, bis zu Pfingsten die aktuelle Corona-Verordnung ausläuft. Es ist wirtschaftlich nicht begründbar, warum in anderen Bundesländern Betriebe öffnen dürfen, aber unseren Betrieben keinerlei Perspektive aufgezeigt wird. Die Vermieter von Ferienwohnungen und die Gastronomie brauchen eine transparente und nachvollziehbare Perspektive, eine klare Ansage, unter welchen Bedingungen sie vielleicht schon an Pfingsten wieder Gäste begrüßen dürfen “, sagt Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH, auf Anfrage unserer Zeitung. (www.tourismus-bw.de)
Sachsen
Wenn die 7-Tage-Inzidenz in einer Region fünf Tage lang unter 100 liegt soll in Sachsen auf Campingplätzen und in Ferienwohnungen wieder Urlaub möglich sein. Ab einer Inzidenz von unter 50 dürfen auch Pensionen und Hotels öffnen. Die Regelung gilt ab dem 10. Mai. Aber ob sie auch angewendet werden kann? Im Moment liegt jedenfalls noch kein Kreis in Sachsen unter der 100er-Marke. (www.sachsen-tourismus.de)
Brandenburg
Kommende Woche will die rot-schwarz-grüne Landesregierung die Weichen für mögliche Öffnungen ab Pfingsten für Gaststätten und Tourismusbetriebe stellen. „In Abhängigkeit der Entwicklung sollen ab der Pfingstwoche schrittweise Öffnungen im Außenbereich möglich werden. Ein genauer Stichtag kann dazu noch nicht genannt werden“, teilte Regierungssprecher Florian Engels in Potsdam mit. Er betonte: „Die Werte sind bisher noch zu hoch, um Öffnungen bereits für Christi Himmelfahrt vorzunehmen.“ In Brandenburg ging der Wert neuer Corona-Infektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche weiter zurück auf rund 102 am Mittwoch. (www.reiseland-brandenburg.de)
Rheinland-Pfalz
Das Kabinett in Mainz will sich am 7. Mai mit Öffnungsschritten befassen. Dabei werde es etwa um den kontaktarmen Urlaub in den Pfingstferien gehen, also etwa in einer Ferienwohnung oder auf einem Campingplatz, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). „Wir werden das Infektionsgeschehen weiterhin genau beobachten und entscheiden, ob darüber hinaus weitere Öffnungen im Bereich des Einzelhandels der Gastronomie, Hotellerie und Kultur, insbesondere in den Regionen mit niedrigen Inzidenzen verantwortbar sind.“ (www.rlp-tourismus.com/de/)
Hamburg
In der Freien und Hansestadt ist Tourismus weiter auf unbestimmte Zeit verboten, obwohl die 7-Tage-Inzidenz bereits unter 100 liegt. Der rot-grüne Senat mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an der Spitze gilt als sehr streng bei der Umsetzung der Corona-Einschränkungen. Entsprechend sind Ferienwohnungen und Hotels für Privatreisende weiterhin geschlossen. (www.hamburg-tourism.de)
Berlin
Auch in der Bundeshauptstadt wurde noch nicht angekündigt, die Hotels bald zu öffnen, wenn die Inzidenz unter 100 liegt. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) würde lieber eine bundesweit einheitliche Absprache zu Urlaubsmöglichkeiten treffen. Zu Pfingsten ist - genau wie in Brandenburg - in der Überlegung, die Außengastronomie zu öffnen. (www.visitberlin.de/de)