Zum Start der Maskenpflicht zeigen sich die Menschen in Leonberg diszipliniert und kreativ.

Leonberg - Für Wolfgang Schmidt beginnen die Tage gerade sehr früh und enden spät. Schon gegen halb sieben, lange bevor das Geschäft öffnet, geht der Seniorchef des Bekleidungshauses Wibbel in Eltingen in seine Näh-Werkstatt. Und abends, wenn die Kunden weg sind, legt er noch eine Schicht ein: Die Produktion von Schutzmasken läuft ohne Unterlass. „Sogar am Sonntag haben uns die Leute angerufen, ob sie noch welche haben könnten“, berichtet er, nachdem er den Stress bei einer Radtour weggestrampelt hat.

 

Und nicht nur ihm geht es so. Auch der Schneider Rainer Bäuerle musste eine Extraschicht einlegen, um einen Großkunden pünktlich zu beliefern. Der holte die Masken noch am Sonntag in Bäuerles Werkstatt an der Hauptfeuerwache ab.

Einsatz für die Stunde X

Der Mundschutz hält nicht nur die Profis auf Trab: Auch viele Kinder basteln Mundschutzmasken – alle vom großen Ziel beseelt, genügend Exemplare für die Stunde X bereitzuhaben, wenn am Montag die Maskenpflicht beginnt.

Der große Einsatz hat sich gelohnt. Zum Wochenbeginn sind in der Leonberger Innenstadt die meisten Menschen mit Masken unterwegs. Beim Einkaufen, in Bahnen und Bussen müssen sie das, anderswo wird es dringend empfohlen.

Die Brille ist beschlagen

Doch neben der grundsätzlichen Umgewöhnung birgt der neue Gesichtsschutz auch andere Tücken. Für die Träger von Sehhilfen zum Beispiel. „Ständig ist die Brille beschlagen“, klagt Klaus-Peter Regler. Der Chef des Leo-Centers verzichtet auf modische Aspekte, sein Mundschutz ist klassisch weiß.

Bei der Kundschaft ist mehr Vielfalt zu beobachten. Die Palette reicht von ganz bunt bis ganz schwarz. Und zwischendrin immer mal wieder die türkisblauen Masken, die sonst vor allem medizinisches Personal trägt. Das Team von Photo Planet hat sich etwas Besonderes ausgedacht: Der Filialleiter Dimitrios Xenodochidis und sein Kollege Thomas Feuerbacher tragen einen scheibenähnlichen Schutz, den sie sich auf den Kopf klemmen. Doch hundertprozentig ideal ist das auch nicht: „Ich hatte heute morgen ein längeres Beratungsgespräch, da ist mir ständig die Folie beschlagen“, erzählt Xenodochidis.

Körbchen zur Einlasskontrolle

Das Foto-Fachgeschäft hat erst an diesem Montag wieder eröffnet. „Am Vormittag hatte wir sehr gut zu tun“, sagt der Filialleiter. „Jetzt ebbt es ab.“ Der wahrscheinliche Ausfall der Urlaubssaison hat auch Auswirkungen auf ihr Geschäft. Wer braucht schon jetzt eine neue Kamera?

Auch das Fachgeschäft für Damenbekleidung „Chez Charles“ hat wieder aufgemacht. „Wir müssen jetzt schauen, wie es sich entwickelt“, sagt Christine Seitz. „Die Sicherheitsvorkehrungen sind da, unsere Kundinnen können in Ruhe anprobieren.“

Schon seit Freitag läuft bei Saturn wieder der Betrieb. Und im Elektronik-Markt herrscht vergleichsweise reger Betrieb. Maximal 25 Kunden dürfen gleichzeitig in die Verkaufsräume, die teilweise abgesperrt sind. Jeder erhält am Eingang ein Körbchen, unabhängig davon, ob er kaufen oder nur schauen will. Sind die 25 Körbe weg, kommt keiner mehr rein.

Disziplin am Bahnhof

„Das war am Samstag der Fall“, berichtet Elisabeth Jazbinsek von Saturn. „Wir sind froh, dass wir für unsere Kunden wieder da sind.“

Auch im Karstadt ist der Einlass limitiert. Eine Mitarbeiterin erfasst am Eingang elektronisch, wer hinein- und wieder hinausgeht. Sind 50 Menschen im Laden, ist vorerst Schluss. Das Warenhaus hat nur Teile des Erdgeschosses offen. Hat ein Kunde einen Wunsch aus einer anderen Etage, so wird der Artikel geholt.

Ob Personal oder Kunden: beim Rundgang unserer Zeitung haben alle Menschen eine Masken getragen – genau wie die Fahrgäste, die am Bahnhof von den Zügen in die Busse geeilt sind.