Bildungspolitiker in Baden-Württemberg sind skeptisch angesichts eines Vorstoßes für eine Verlängerung der Weihnachtsferien. Schon jetzt sind die Winterferien länger als sonst: nämlich drei Wochen.

Stuttgart - Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat sich kritisch über die Idee von Parteifreunden aus der Union gezeigt, die Weihnachtsferien wegen der Corona-Pandemie zu verlängern. „Ich bin skeptisch, ob dieser Vorschlag eine geeignete Schutzmaßnahme darstellt. Auch Ende Januar ist der Winter ja noch nicht vorbei, deshalb ist das ein wenig zu kurz gedacht“, sagte Eisenmann unserer Zeitung.

 

Eine solche Maßnahme würde außerdem eine „Reihe von neuen Probleme auslösen“ und die Schulen vor zusätzliche organisatorische Herausforderungen stellen. Planungen, etwa für die Lern- und Prüfungszeiträume würden durcheinander gebracht. „Wir sollten den Schulen jetzt nicht zusätzliche Probleme aufhalsen, die Schulleitungen sind ohnehin schon sehr belastet durch die Corona-Krise“, so Eisenmann.

Es gibt auch Eltern, die arbeiten müssen

Bei den Lehrergewerkschaften werden die Dinge ähnlich gesehen. Der Vorschlag zur Winterferienverlängerung um zwei bis vier Wochen sei „platt und undifferenziert“, so Gerhard Brand, der Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE. Er erwarte von Politikern verantwortliches Handeln. Es sei jetzt Mitte Oktober und daher unverständlich, schon jetzt eine Prognose abzugeben. Er hätte aber Verständnis dafür, wenn Politiker im Dezember zeitnah vor den Winterferien bei einer Verschlimmerung der Corona-Krise in Erwägung ziehen, nach den Ferien beispielsweise eine Woche später anzufangen. Oder mit einem rollierenden System – zeitweise Präsenz, zeitweise Digital-Unterricht – weiterzumachen. „Mit dem rollierenden System haben unsere Kolleginnen und Kollegen sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Unterricht in Kleingruppen sei sehr effektiv gewesen, sagen sie“, so Brand.

Was eine Verkürzung der Sommerferien anbelange, so Brand, so wisse doch niemand, wie das Infektionsgeschehen sich im Sommer 2021 darstelle, und im übrigen gebe es auch Eltern, die arbeiten gehen müssten. Beim Philologenverband wird darauf hingewiesen, dass die Winterferien in Baden-Württemberg sowieso schon eine halbe Woche länger seien als sonst. Sie beginnen am 23. Dezember, Schulstart ist dann am 11. Januar.

Ein Wechselmodell beim Unterricht als Lösung?

Die GEW-Landeschefin Doro Moritz sagte am Dienstag bei einem Schulbesuch in Backnang: „Bevor wir über eine Verlängerung der Weihnachtsferien diskutieren, brauchen wir andere Lösungen wie Abstand oder Maske im Unterricht, oder einen Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterricht.“ Moritz beklagte, dass die digitale Ausstattung der Schulen „trotz der Millionen-Zuschüsse“ noch unzureichend sei, weshalb der Umstieg auf Fernunterricht nicht möglich sei. Moritz spricht sich dennoch für ein Wechselmodell mindestens für die älteren Schüler aus. „Es wäre machbar, die älteren Schüler einen Tag in der Schule zu unterrichten und für den nächsten Tag Hausaufgaben zu geben.“