Zum Ende der Ferienzeit wird die nächste Coronawelle erwartet. Karl Lauterbach erklärt, warum er die Fallzahlen im Herbst reduzieren will.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Angesichts zurückgehender Corona-Infektionszahlen erklärt nun auch das Robert-Koch-Institut (RKI), dass „der aktuelle Wellengipfel überschritten zu sein scheint“. Der Trend hatte sich Ende Juli angedeutet und ferienbedingt fortgesetzt. Erstmals seit Mitte Juni liegt die 7-Tage-Inzidenz bundesweit wieder unter 350.

 

Die Dunkelziffer der nicht per Labortest bestätigten Infektionen ist nicht enthalten. Sie nimmt seit Frühsommer zu, wie eine aktuelle Auswertung der RKI-„Datenspende“ zeigt. Das hat damit zu tun, dass per Schnelltest entdeckte Infektionen immer seltener mittels PCR-Test bestätigt werden und somit nicht in die amtliche Inzidenz einfließen. Das ist schlecht, denn die Politik brauche „ein aussagekräftiges offizielles Lagebild, um informierte Maßnahmen ableiten zu können“, heißt es im Datenspende-Blog.

Lauterbach: „Müssen Fallzahlen niedrig halten“

Das war am Freitag auch Thema einer Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Er argumentierte, dass künftig nicht mehr Schwellenwerte etwa bei Inzidenz oder Hospitalisierungsrate schärfere Coronaregeln auslösen sollen – sondern ein Gesamtbild, in das auch indirekt erhobene Indikatoren einfließen sollen, etwa Daten aus Abwasseruntersuchungen.

„Wir müssen die Fallzahlen niedrig halten“, sagte Lauterbach. Vor allem Masken und Impfungen seien hilfreich. Zwar genießen breite Teile der Bevölkerung mittlerweile Immunschutz und eine Infektion mit der Omikronvariante führt seltener zu schweren Krankheitsverläufen. Wegen der vielen infizierten in den bisher zwei Omikronwellen war aber nicht nur das Gesundheitssystem belastetet, sondern infolge von Personalausfall die ganze Wirtschaft. Dazu gesellt sich das Long-Covid-Risiko.

In diesem Bundesland steigt die Inzidenz schon wieder

Kommt es im Herbst noch dicker? Karl Lauterbach rechnet jedenfalls mit deutlich höheren Infektionszahlen Anfang Oktober. Von da an soll das weiterentwickelte Infektionsschutzgesetz den Landesregierungen etwa eine Maskenpflicht in Innenräumen ermöglichen. „Darüber spricht niemand gern, wenn die Leute gerade gute Laune haben und zum Baden gehen“, so Lauterbach. Man müsse die Diskussion aber jetzt führen, um besser vorbereitet zu sein als in den anderen beiden Pandemieherbsten.

Tatsächlich deutet sich in den nördlichen Bundesländern schon eine neuerliche Kehrtwende an. Wo die Sommerferien dieser Tage enden, gehen die Infektionszahlen nicht mehr zurück. In Schleswig-Holstein steigen sie sogar wieder leicht. Nach der Welle ist vor der Welle: Vieles spricht dafür, dass die nächste spätestens nach Ende der Ferienzeit Mitte September anrollt.