An keinem anderen Ort der Welt wütete das Coronavirus so brutal wie im norditalienische Bergamo. Ein Besuch bei Bewohnern, die versuchen, das Trauma zu verarbeiten.

Bergamo - Giovanni Ceresoli hat dem Horror in die Augen geblickt: Der 67-Jährige wohnt unweit des Friedhofs von Bergamo und hat im März die Kolonnen der Militär-LKWs, die die Särge der Toten abtransportierten, unter seinem Wohnzimmerfenster vorbeifahren sehen. Er litt zu dieser Zeit ebenfalls an Covid-19. Zehn Tage lang 38 Grad Fieber und Husten. „Die Szene hatte etwas wahrhaft Unwirkliches. Ich fühlte mich wie in einer Luftblase, und ich wollte eigentlich nicht aus dieser Luftblase blicken. Ich wollte nicht mehr sehen, was draußen passiert. Weil das, was man dort sah, war einfach zu schrecklich“, sagt Ceresoli. Einen Arzt hat Ceresoli während der ganzen Epidemie nie zu Gesicht bekommen. Sein Hausarzt sagte zu ihm am Telefon, er solle ruhig bleiben und sich, so gut es eben gehe, von seiner Frau fern halten. Die Symptome der Krankheit verschwanden dann allmählich von selbst.