Ein mit Corona infizierter Besucher meldet sich bei der Fou Fou Bar. Das Altstadt-Lokal schließt sofort. Bisher findet das Gesundheitsamt keine Zeit, die Gäste anhand der Kontaktdaten zu informieren. Jetzt wird der Wirt selbst aktiv.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Patrick Witz, Chef der Fou Fou Bar in der Stuttgarter Altstadt, kann verstehen, dass es im Stuttgarter Gesundheitsamt gerade drunter und drüber geht. Die Infektionszahlen steigen besorgniserregend. Und doch findet er es bedenklich, dass ihn die Behörde solange warten lässt.

 

Am vergangenen Samstag hat ein junger Mann die beliebte Cocktailbar besucht, die seit vielen Jahren daran mitwirkt, dass sich im Rotlichtviertel nicht nur das Sexgewerbe ausbreitet, sondern dass es weitere Farben gibt, die das Szenevolk anlocken. Am Mittwoch meldete sich besagter Gast vom Wochenende, weil bei ihm eine Corona-Infektion nachgewiesen worden ist. Wirt Witz entschied sofort: „Wir machen zu, und alle unsere Mitarbeiter gehen zum Coronatest.“

Aus Datenschutzgründen darf der Wirt die Gäste nicht anrufen

Umgehend informierte der Barbetreiber das Stuttgarter Gesundheitsamt. „Wir erfassen die Kontaktdaten sehr genau“, sagt Witz, „Gäste mit Fantasienamen werden nicht reingelassen.“ Und genau diese Daten wollte der Fou-Fou-Chef der Behörde übermitteln, damit diese andere Besucher vom Samstagabend informiert. „Am Telefon sagte mir das Gesundheitsamt, man meldet sich bei mir“, berichtet der Wirt, „bis Freitag ist dies nicht geschehen.“ Aus Datenschutzgründen dürfe er die Gäste nicht selbst anrufen.

Die Tests seiner Mitarbeiter ergaben, dass alle negativ sind. Daraufhin will Patrick Witz die Bar an diesem Freitagabend wieder aufmachen. Gleichzeitig wendet er sich nun über unsere Zeitung an Gäste vom Samstagabend. Wer zu dieser Zeit in der Bar gewesen ist, sollte sich auf Corona testen lassen. „Es war am Samstag bei uns gut besucht“, berichtet Witz, „natürlich achten wir immer auf die Abstände.“ Kritik am Gesundheitsamt will er nicht üben. „Es ist klar, dass die völlig überlastet sind“, sagt er, „aber unser Beispiel zeigt, dass man dort das Personal ganz dringend aufstocken muss.“

Was die Stadt dazu sagt

Nach den Worten von Rathaus-Sprecher Sven Matis ist das Gesundheitsamt „am Rand der Leistungsfähigkeit“. Weil immer neue Infektionen hinzukämen, fokussiere sich das Amt „auf zu schützende Personen und Orte, wo Menschen eng beieinander sind“. Ein öffentlicher Aufruf des Wirts ist aus Sicht des Gesundheitsamts nicht sinnvoll. Matis: „Wichtig ist, dass alle wachsam sind, Kontakte reduzieren, Abstand halten, wenn mögliche Masken tragen, bei Symptomen zu Hause bleiben und ärztlichen Rat einholen.“