Das traditionsreiche Kaufhaus Bantel in Schorndorf ist 5000 Quadratmeter groß und darf deswegen nicht öffnen – anders als die allermeisten Läden drumherum. Die Geschäftsführung klagt deswegen und hofft auf eine Teilöffnung.

Schorndorf - Eigentlich ist alles vorbereitet: Die Desinfektionsmittel und die Einmalhandschuhe, die Masken für die Verkäuferinnen, der Schutz an den Kassen. Aber das inhabergeführte Kaufhaus Bantel in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) durfte am Montag trotzdem keine Kunden empfangen. Es liegt mit einer Verkaufsfläche von 5000 Quadratmetern deutlich über der 800-Quadratmeter-Grenze, die die wieder eröffneten Läden nicht überschreiten dürfen.

 

Frustriert über die baden-württembergischen Regelungen

Neben dem Traditionsgeschäft, das es seit 1935 gibt, ist in Schorndorf nur die Filiale einer Modekette von der Regel betroffen. Noch am Freitag waren die beiden Geschäftsführerinnen Claudia Maurer-Bantel und Christina Bantel-Wild optimistisch, dass sie wenigstens einen Teil ihrer Flächen öffnen dürfen – wie es etwa in Rheinland-Pfalz möglich ist. „Das hätten wir gut hinbekommen, wir können Bereiche abtrennen“, sagt Christina Bantel-Wild. Sie ist spürbar frustriert, dass das Land Baden-Württemberg dies nicht erlaubt: „Wir empfinden das als Wettbewerbsverzerrung. Um uns herum dürfen in der Innenstadt alle Geschäfte öffnen, nur unsere Türen bleiben geschlossen.“

Deswegen hat das Kaufhaus Bantel Klage gegen die Verordnung per Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eingereicht. Als Begründung führen sie zum einen die Ungleichbehandlung gegenüber anderen Geschäften sowie die Ungleichbehandlung gegenüber anderen Bundesländern an. Auch wenn die Chancen auf einen Erfolg vielleicht gering seien, „wir wollen nichts unversucht lassen“, sagt Christina Bantel-Wild.

Ziel ist eine Teilöffnung des Kaufhaus’ Bantel

Ihr Ziel ist zumindest eine Teilöffnung: „Wir möchten, dass die Vorgaben gerade für kleinere Städte wie Schorndorf überarbeitet werden“, sagt sie. Dass ihr Laden die Massen anziehen könnte, diese Gefahr sieht sie nicht: „Eine solche Wahnsinnsfrequenz haben wir nicht, zudem sind viele Menschen verunsichert und bleiben daheim.“

Für das Kaufhaus mit seinen 110 Mitarbeitern sei eine Öffnung existenziell wichtig. „Wir sind als gesundes Unternehmen in die Coronakrise gegangen“, sagt Christina Bantel-Wild. Aufgrund seiner Größe sei der Betrieb unter keine Förderung gefallen, die Mitarbeiter seien seit April in Kurzarbeit. In den Lagern stapeln sich die Frühlingskollektionen, die Sommerware werde derzeit geliefert. „Wir haben einen großen Liquiditätsbedarf“, sagt Christina Bantel-Wild, die einfach gerne verkaufen würde: „Ich habe gehört, dass es einen Lieferengpass bei Puzzles gibt. Wir haben jede Menge auf Lager.“

Abholservice und Private Shopping als Angebot an die Kunden

Zwar wurde ein Abholservice eingerichtet, „aber der Aufwand ist groß und die Einnahmen sind ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Nun hat das Kaufhaus eine neue Idee entwickelt: „Wir bieten Kunden seit Montag an, einen Einzeltermin zu vereinbaren, an dem sie mit einem geschützten Mitarbeiter allein im Haus einkaufen können“, erzählt Christina Bantel-Wild. Einige Termine haben gleich am Montag stattgefunden. Denn gerade die kompetente Beratung sei das, was die vielen Stammkunden an dem Kaufhaus schätzen würden. „Wir merken an den Anrufen, dass der Bedarf nach einer neuen Pfanne oder anderen Dingen da ist.“

Auch dem Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) tut es leid, dass das zentrale Kaufhaus nicht öffnen darf: „Das Kaufhaus Bantel ist der größte Arbeitgeber in der Innenstadt, ein vorbildlicher Arbeitgeber und Top-Frequenzbringer.“ Doch auch wenn er die Entscheidung der Landesregierung, keine Ausnahmen wie Teilöffnungen zuzulassen, nicht nachvollziehen kann, seine politische Einflussnahme sei sehr begrenzt: „Ich kann es nicht ändern.“