City-Manager Sven Hahn fürchtet, dass aufgrund der Coronakrise „viele Existenzen auf dem Spiel stehen“. Bei den Einkaufscentern und Kaufhäusern der Stadt herrscht jedoch keine Panik.

Stuttgart - Für den Einzelhandel wird es täglich enger. „Schon jetzt“, so rechnet City-Manager Sven Hahn vor, „sind den Händlern durch die stark sinkenden Frequenzen wegen des Coronavirus Einnahmen von zwei oder drei Samstags-Umsätzen verloren gegangen.“ Sabine Hagmann vom Handelsverband rechnet ähnlich. Sie beziffert die Einbußen bisher auf 30 Prozent. Doch nun kommt der nächste Schlag für den Handel: die ersatzlose Absage der für den 28. März geplanten langen Einkaufsnacht „Stuttgart feiert den Frühling“.

 

Hahn sah sich gezwungen, den Umsatz- und Frequenzbringer aus dem Terminkalender zu streichen. „Die Absage trifft uns hart. Aber wir hätten mit aller größter Wahrscheinlichkeit damit rechnen müssen, keine Genehmigung für unser Event zu erhalten“, sagt er. Damit spielt er auf die Aussagen der Stadtverwaltung und der Landesregierung an, wonach Veranstaltungen oder Versammlungen mit mehr als 1000 Teilnehmern nicht mehr gestattet werden.

Schlag ins Kontor der CIS

Selbst für die City-Initiative Stuttgart (CIS) ist die Absage ein Schlag ins Kontor. „Wir haben bereits eine dicke fünfstellige Summe investiert“, sagt Hahn. Doch mit den Verlusten des Handels sei das freilich nicht zu vergleichen. Hier gehe es um Millionen. Daher befürchtet der City-Manager, dass aufgrund der Coronakrise „sehr viele Existenzen auf dem Spiel stehen“.

Natürlich weiß Hahn auch um die Sorgen der großen Häuser in der Stadt. Bei Breuninger, Galeria Kaufhof, und den beiden Einkaufscentern Milaneo und Gerber gehen täglich zehntausende Kunden ein und aus. Wenn sie von der 1000-Personen-Regel getroffen würden, hätte das drastische Auswirkungen. Doch davon will der Kaufhof-Geschäftsführer an der Königstraße, Thomas Benedetti, vorerst nicht ausgehen: „Bei dieser Regel sind ja 1000 Menschen auf engem Raum gemeint. Bei uns trifft man keine 1000 Menschen auf einmal in einem begrenzten Raum an.“

Ähnlich sieht es auch das Center-Management des Gerber. In einer Stellungnahme, die nicht konkret auf die 1000-Menschen-Marke eingeht, heißt es: „Einzelhandel und insbesondere Shoppingcenter stellen einen Teil des öffentlichen Lebens dar. Das Gerber hat deshalb wie gewohnt geöffnet.“

Kaum Rückgänge beim Milaneo

Ins gleiche Horn stößt Andrea Poul, die Centermanagerin vom Milaneo: „Wir sind kein Veranstaltungsraum. Daher greift diese Regelung bei uns nicht.“ Was aber nicht bedeutet, dass sich Andrea Poul nicht mit der Thematik auseinandersetzt. Täglich berät sie in Telefonkonferenzen mit der Konzernleitung der ECE das weitere Vorgehen. So auch die Absage des geplanten Late-Night-Shoppings, das analog zur langen Einkaufsnacht hätte stattfinden sollen. „Die Rechtslage hätte es uns erlaubt, an diesem Tag bis 24 Uhr zu öffnen, aber wir verzichten darauf“, sagt Andrea Poul, die zudem darauf hinweist, dass es im Milaneo derzeit kaum Frequenzrückgänge gebe. Damit stellt das Einkaufscenter an der Heilbronner Straße offenbar eine Ausnahme dar. Denn selbst die international agierende ECE meldet europaweit „enorme Rückgänge“.

Von der Firma Breuninger hört man folgendes: „Wir beobachten die Situation schon eine ganze Weile. Dementsprechend hat uns der Beschluss der Stadt nicht überrascht. Sollte dies Veranstaltungen in der Zukunft betreffen, bemühen wir uns um einen Alternativtermin.“