Tausende in England gestrandete Lastwagen-Fahrer mussten auf das Weihnachtsessen mit der Familie verzichten. Seit Tagen standen sie vor der Grenze im Stau. An den Weihnachtstagen brachten Tausende Tests endlich Erleichterung.

London - Nach Tausenden negativen Corona-Schnelltests in der Grenzregion Kent haben die meisten Lastwagen-Fahrer nach tagelangem Stillstand die Grenze nach Frankreich überqueren können. „Mittlerweile sind 15 526 #Coronavirus-Tests durchgeführt worden“, twitterte der britische Verkehrsminister Grant Shapps am Samstagmittag. „Nur 36 positive Ergebnisse, die nun verifiziert werden.“ Nur Fahrer mit negativem Corona-Testergebnis dürfen wegen einer mutierten Virus-Variante derzeit die Grenze von England nach Frankreich auf dem Seeweg oder durch den Tunnel überqueren.

 

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Der stillgelegte Flugplatz Manston, auf dem die Fahrer in ihren Lastern auf die Tests warteten, sei nun leer und solle nicht mehr angefahren werden, so Shapps. Am Freitagabend hatten noch rund 3000 Lastwagen im Stau gestanden, bis zum Samstagvormittag hätte die Hälfte davon den Hafen verlassen, hieß es vom Verkehrsministerium. Der Verkehr normalisiere sich langsam wieder.

Fahrer verbringen Weihnachten in ihren Kabinen

Viele der Fahrer hatten seit Tagen auf der Autobahn vor dem Ärmelkanal ausharren und auch den Großteil der Weihnachtstage in ihren Fahrerkabinen verbringen müssen. Frankreich hatte wegen einer in Großbritannien neu entdeckten, womöglich noch ansteckenderen Coronavirus-Variante seine Grenze komplett geschlossen. Am Mittwoch einigten sich London und Paris auf die Wiederöffnung - unter der Bedingung, dass alle aus England kommenden Fahrer vor der Überfahrt auf den Kontinent getestet werden.

Vertreter der Logistikbranche warnten am Samstag jedoch davor, schon aufzuatmen. „Es ist noch nicht vorbei“, sagte Duncan Buchanan von der Road Haulage Association der Nachrichtenagentur PA zufolge. Viele Fahrer hätten aufgrund der Situation ihre Fahrten aufgeschoben und würden sich in den kommenden Tagen wieder in die Schlange einreihen.

Hilfe aus Frankreich und Polen

Mehr als 1000 Kräfte der britischen Armee sowie französische Feuerwehrleute und medizinische Teams aus Polen hatten geholfen, möglichst viele Fahrer in kurzer Zeit zu testen. Außerdem versorgten sie die Wartenden mit Essenspaketen und Getränken. Auch mehrere Hilfsorganisationen halfen den Gestrandeten mit dem Nötigsten. Viele Fahrer hatten sich zuvor beklagt, ihnen seien Wasser und Lebensmittel ausgegangen. Es gab auch nicht genügend Toiletten.

Laut dem deutschen Botschafter in London, Andreas Michaelis, steckten an den Feiertagen auch noch einige deutsche Fahrer in dem Chaos fest. „Das ist ein schwieriges Weihnachten“, schrieb Michaelis auf Twitter.

Der britische Oppositions-Abgeordnete Barry Sheerman kritisierte: „Tausende von Fernfahrern sind in kläglichen Umständen in Dover gestrandet und weder der Premierminister noch ein anderes Kabinettsmitglied haben den Mut, ihnen am Weihnachtstag einen Besuch abzustatten. Schämt euch“, schrieb der Labour-Politiker auf Twitter.