Wenn es nach Karl Lauterbach geht, dann soll es schon bald keine kostenlosen Coronatests für alle mehr geben. Wie begründet der Gesundheitsminister sein Vorhaben und gibt es Gegenstimmen?

Sind die kostenlosen Corona-Bürgertests bald Geschichte? Derzeit sieht es ganz danach aus. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am Mittwoch seinen Plan bekräftigt, von den kostenlosen Corona-Bürgertests für alle abzurücken. Man müsse die Bürgertests etwas einschränken, sagte der SPD-Politiker vor der Gesundheitsministerkonferenz in Magdeburg. In der Vergangenheit seien Tests abgerechnet worden, die nicht durchgeführt wurden, und es seien Tests durchgeführt worden, die nicht notwendig gewesen seien. Nötig sei eine bessere Qualitätskontrolle, betonte Lauterbach.

 

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministers sollen Tests vor großen Veranstaltungen weiterhin möglich sein. Außerdem soll das Testangebot künftig stärker auf diejenigen ausgerichtet werden, „die tatsächlich den Test brauchen“. So sollten besonders diejenigen geschützt werden, die Menschen in Pflegeeinrichtungen besuchen. Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat sich dafür ausgesprochen, an kostenlosen Bürgertests für Besucher in Krankenhäusern und Pflegeheimen festzuhalten.

Kritik aus der eigenen Partei

Aus den Ländern und von Sozialverbänden wurden indes Rufe laut, dass es Gratis-Tests weiterhin an vielen Orten geben solle. Und auch aus der eigenen Partei kommt Kritik an Lauterbachs Plänen: „Es ist wichtig, dass die Menschen ein kostenloses Testangebot haben“, sagte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Mittwoch. „Aufgrund steigender Infektionszahlen ist dies notwendig.“ Andere Ländervertreter äußerten sich ähnlich.

„Wir werden uns schnell einigen“, sagte Lauterbach mit Blick auf die Beratungen von Bund und Ländern. Ziel sei es, dass man in diesem Herbst besser vorbereitet sei auf die Pandemie als in den vergangenen Jahren. Dabei soll über verschiedene Instrumente wie eine Maskenpflicht diskutiert werden. Eine Impfpflicht spielt dabei keine Rolle. „Wir werden eine Impfpflicht nicht mehr verfolgen, auch nicht ab 60“, sagte Lauterbach.

Erneute Impfkampagne im Herbst

Stattdessen setzt der Gesundheitsminister auf eine erneute Impfkampagne im Herbst. „Ziel ist es, die Impflücke zu schließen und die vierte Impfung zu bewerben; insbesondere in der älteren Bevölkerungsgruppe“, heißt es in einem Papier aus dem Gesundheitsministerium, das am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Dazu gehöre die „Beschaffung einer ausreichenden Anzahl von angepassten Impfstoffen von Moderna sowie Biontech“.

Kinder und Jugendliche sollen dem Konzept zufolge bei der Immunisierung stärker in den Blick genommen werden: Sie sollten „bei der Impfkampagne ebenfalls besonders angesprochen werden“. In Deutschland gibt es zugelassenen Corona-Impfstoff aktuell für alle Menschen ab fünf Jahren.