Er ist aus Holz, uralt und über und über mit den Kritzeleien frecher Chorbuben beschmiert: Der „Coronation Chair“, auf dem bei seiner Krönung auch König Charles III. sitzen wird.

Er ist 700 Jahre alt und über und über mit Unterschriften frecher Chorbuben beschmiert: Der „Coronation Chair“, auf dem der britische König Charles III. am 6. Mai gekrönt wird. Die Restauratorin der Londoner Westminster Abbey, Krista Blessley, ist bereits seit Monaten mit den Arbeiten an dem hölzernen Thron beschäftigt.

 

Der Krönungsstuhl ist aus Eichenholz. Vier vergoldete Löwen tragen ihn, er ist mit buntem Glas verziert. Über die Jahrhunderte hinweg hat der Holzthron viel mitmachen müssen: Legendär sind die wohl im 18. und 19. Jahrhundert von Schuljungen hinterlassenen Schmierereien mit Namen oder Initialen.

Ein gewisser Mr. Abbott verewigte sich außerdem mit den Worten „P. Abbott slept in this chair 5-6 July 1800“ (deutsch: „P. Abbott hat auf diesem Stuhl vom 5. auf den 6. Juli 1800 geschlafen“). Im Jahr 1914 überstand der Thron dem Bericht zufolge einen Bombenangriff, allerdings nicht unbeschadet - eine kleine Ecke soll damals abgebrochen sein.

„Wirklich einzigartig“

„Als Restauratorin ist es wirklich einzigartig, an etwas zu arbeiten, was zu einer Sammlung gehört, aber gleichzeitig weiter in seiner ursprünglichen Funktion genutzt wird“, sagte Blessley. Der mehr als 700 Jahre alte „coronation chair“ spiele eine große Rolle für die Geschichte der Monarchie und des Vereinigten Königreichs. Auch Henry VIII., Charles I., Victoria und Elizabeth II. wurden bereits darauf gekrönt.

Handgefertigt wurde der Krönungsstuhl um das Jahr 1300 für den damaligen König Edward I. Experten sind jedoch uneins, wann er offiziell erstmalig für eine Krönung zum Einsatz kam. Im Jahr 1399 war dies bei der Krönung von Henry IV. definitiv der Fall, allerdings soll der Thron auch schon früher eingesetzt worden sein.

Restauratorin Blessley hat die vergangenen vier Monate damit verbracht, die Oberfläche des Stuhls mit speziellen Schwämmen und Wattestäbchen zu reinigen und die abblätternde Vergoldung bestmöglich wiederherzustellen. Dabei kommt es auch zu Rückschlägen: „Wenn sich die Luftfeuchtigkeit geringfügig ändert, verändert sich das Holz und die komplexe Schichtstruktur“, erklärte die Expertin. So müssten manche Schritte schon nach wenigen Monaten wiederholt werden.