Hierzulande macht die Virusvariante unter einem Prozent aller Coronainfektionen aus. Dänemark und Südafrika zeigen, wie schnell sich das ändern kann.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Wie breitet sich die Omikron-Variante aus? Was bedeutet das für den Verlauf der Pandemie? Die erste Frage wird in den Laboren beantwortet, die positive Coronaproben auf die neue Mutation untersuchen. Die zweite Antwort muss in den Ländern selbst gefunden werden – mit oder ohne ausreichend Labordaten. Die Informationslage ist nämlich weltweit äußerst unterschiedlich. Trotzdem lässt sich die Entwicklung abschätzen.

 

Dänemark sequenziert

Neben dem Vereinigten Königreich ist vor allem Dänemark gut darin, relativ schnell und umfassend positive Coronaproben genetisch zu untersuchen und so die Ausbreitung von Omikron abzubilden. In dem nordeuropäischen Land sind die aktuellsten zuverlässigen Daten vom vergangenen Dienstag (7. Dezember). Sie reichen bis 22. November zurück, als der erste Omikron-Fall im Land bekannt wurde. In dieser kurzen Zeitspanne hat sich der Anteil von Omikron an allen Infektionen etwa alle zwei Tage verdoppelt, vergangenen Dienstag lag er bei 8 Prozent. Sollte sich der Trend bestätigen, wäre Omikron in Dänemark bereits im Laufe dieser Woche dominant, schreibt der dänische Forscher Mads Albertsen auf Twitter.

Die Infektionszahlen in Dänemark erreichen täglich neue Höchstwerte. Bei den 20- bis 29-Jährigen ist Omikron bereits jetzt für den Großteil der Infektionen verantwortlich. Bei Kindern und Älteren liegt der Anteil noch niedrig. Die Regierung hat Fernunterricht bis Weihnachten angeordnet, das Nachtleben wurde heruntergefahren.

Südafrikas Präsident infiziert

Auch die Labore in Südafrika tragen weiterhin dazu bei, die Omikron-Variante zu erforschen. Aktuell wird der 8. November als frühester Nachweis der Mutation angegeben. Wenige Wochen reichten der Mutation offenbar, um dominant zu werden: In 70 Prozent aller sequenzierten Coronaproben wurde laut dem Netzwerk südafrikanischer Labore im November Omikron nachgewiesen. Das Netzwerk weist allerdings darauf hin, dass die Zahlen vorläufig sind. Zudem wurden zuletzt deutlich weniger Proben sequenziert als noch vor einigen Monaten.

Auch in Südafrika explodieren die Infektionszahlen. Binnen zwei Wochen hat sich das Sieben-Tages-Mittel von knapp 4800 auf fast 20 000 laborbestätigte Fälle pro Tag vervierfacht. Am Montag wurde bekannt, dass der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa positiv auf Covid-19 getestet wurde. Noch ist unklar, ob er sich ebenfalls mit Omikron angesteckt hat. Bislang wollte er einen Weihnachtslockdown verhindern. Wegen der starken Infektionsdynamik im Land ist unklar, ob es dabei bleiben kann. Die südafrikanische Tourismusbranche leidet unabhängig davon bereits jetzt extrem unter stornierten Reisen ausländischer Gäste.

Deutschland hängt hinterher

In Deutschland ist die Datenbasis eher dünn. Das Robert-Koch-Institut zählte bis 5. Dezember deutschlandweit bislang 64 Omikron-Bestätigungen oder Verdachtsfälle, zwei Drittel davon in der ersten Dezemberwoche. Allerdings wurden zuletzt nur etwa zwei Prozent der positiven Coronaproben sequenziert. In Baden-Württemberg werden laut Sozialministerium aktuell etwa 15 Prozent aller positiven Coronaproben sequenziert. Dabei wurden bislang 24 Omikron-Infektionen nachgewiesen. Der Anteil in der ersten Dezemberwoche betrug 0,2 Prozent.

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Das ist sehr wenig. Allerdings: Dänemark verzeichnete diesen Wert Ende November. Binnen acht Tagen wurden daraus 8,1 Prozent. Sollte sich Omikron hierzulande ähnlich schnell ausbreiten, könnte sie an Weihnachten ebenfalls bereits dominieren. Anders als in England oder Dänemark gibt es keine ernsthafte Debatte über verschärfte Gegenmaßnahmen.