Die Tafelläden bangen um ihr Fortbestehen. Das gilt auch für die Essensausgaben im Kreis Esslingen. Der Grund ist eine Weisung der Bundesagentur für Arbeit. Die Verantwortlichen haben sich nun an den Arbeitsminister Hubertus Heil gewandt.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Esslingen - Für die Tafelläden bedeutet die Coronakrise eine Achterbahnfahrt. Mussten zwei der drei Standorte der Fildertafel zu Beginn der Pandemie zunächst geschlossen werden, haben sie kurz vor Ostern wieder zu einer Art Alltag zurückgefunden. Allerdings sind ihnen viele ehrenamtliche Helfer weggebrochen, weil diese zur Risikogruppe gehören. Zudem plagen den Kreisdiakonieverband als Träger finanzielle Sorgen. In normalen Zeiten werden die Lebensmittelausgaben für arme Menschen über die Einnahmen der Diakonieläden querfinanziert, doch diese mussten mehrere Wochen schließen. Auf einen Hilferuf folgte eine große Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung, wobei die Verantwortlichen hoffen, dass die Solidarität bestehen bleibt.

 

Doch dann kam schon die nächste schlechte Nachricht. Die Liga der freien Wohlfahrtspflege im Kreis Esslingen – bestehend aus Kreisdiakonieverband, Caritas und Deutschem Roten Kreuz – beschäftigt in den Tafelläden unter anderem auch Langzeitarbeitslose. Um Ostern kam die Weisung der Bundesagentur für Arbeit, dass diese Menschen nicht mehr in den Tafel eingesetzt werden dürfen. Grund ist laut Brigitte Chyle, der Vorsitzenden des Caritas-Zentrums Esslingen, der Schutz der Leute sowie die allgemeine Eindämmung des Coronavirus.

Brief an den Bundesminister geschrieben

Diese Entscheidung ist aus Sicht von Chyle doppelt bitter. Zum einen, weil den Tafeln im Kreis dadurch rund 50 Helfer fehlten – mehr als die Hälfte auf den Fildern. Zum anderen, weil der Job den Langzeitarbeitslosen Struktur gab. „Diese Menschen sind teils viele, viele Jahre arbeitslos“, sagt Chyle. Jetzt säßen sie daheim fest. Die Liga der freien Wohlfahrtspflege hat deshalb jüngst einen Brief an den Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geschrieben. Er wird darin unter anderem eindringlich gebeten, zu ermöglichen, dass die Menschen wieder in den Tafeln eingesetzt werden können. „Sonst müssen wir die Tafeln schließen, weil wir keine Hände haben, um die Arbeit zu tun!“

Eine gute Nachricht: Die verbliebenen Helfer der Tafeln sind ausreichend mit Masken ausgestattet. Das ist Spendern zu verdanken, wie zum Beispiel der Firma Beck Packautomaten aus Frickenhausen, wie der Kreisdiakonieverband mitteilt.