Im Hospital in Polla, der Partnerstadt von Steinenbronn, fehlt es in der Coronakrise an allem. Im hiesigen Amtsblatt ist darauf ein Hilferuf der Freunde erschienen. Was darauf folgte, brachte manche zum Heulen.

Steinenbronn - Aus einer Krise heraus ist einst eine Gemeinschaft entstanden, und in der aktuellen Krise soll sie weiter bestehen. Steinenbronn ist seit mehr als 30 Jahren mit dem süditalienischen Örtchen Polla verbunden. Anfang der 1980er Jahre war ein schweres Erdbeben in Italien für den damaligen Steinenbronner Bürgermeister Anlass gewesen, nachzuforschen, woher die hierzulande lebenden Italiener kommen. Es zeigte sich: Mehr als 20 Familien stammten aus der von der Naturkatastrophe gebeutelten Provinz Salerno. Aus einer Hilfsaktion wurde eine Städtepartnerschaft – und eine sehr lebendige Freundschaft, betont Gitta Obst.

 

Die Gemeinderätin ist die Beauftragte für die Partnerschaft mit Polla, und sie berichtet, dass Steinenbronn vor Ostern ein Hilferuf erreicht hat. Eine beherzte Einwohnerin von Polla schilderte, wie sehr die 5300-Seelen-Kleinstadt unter der Corona-Krise leidet. Bereits Ende Februar hatte sich das Virus in einem sehr gut besuchten Gottesdienst verbreitet. „In einem Teilort gibt es ein Altenheim. 20 der 60 Bewohner sind gestorben“, hat Gitta Obst am Telefon erfahren.

Preise, die die Gemeinde nicht zahlen kann

Insbesondere das kleine kommunale Krankenhaus stoße an seine Grenzen. „Es fehlt an allem.“ Durch den besonders drastischen Corona-Verlauf im Norden des Landes hätten sich die Hilfen dort konzentriert. „Der Süden ist hinten runtergefallen“, erzählt Gitta Obst. Ob Schutzkleidung oder Geräte, was benötigt werde, sei nur zu Preisen zu haben, die die Gemeinde nicht zahlen könne.

In Polla wurde ein Hilfsfonds ins Leben gerufen. Und die Steinenbronner Freunde haben die Kontonummer im Amtsblatt geteilt und zu Spenden aufgerufen. „Dieses Europa lebt von der Basis. Man sollte in einer Partnerschaft Solidarität zeigen“, findet Gitta Obst.

So solle Europa öfters funktionieren

Bis heute haben etliche Schwaben Geld gegeben. Wie viel, ist nicht bekannt. Am Ostersamstag aber hat Gitta Obst eine E-Mail des Bürgermeisters von Polla, Rocco Giuliano, erhalten. Darin bedankt sich der Italiener überschwänglich. Mehrere Stunden hat Gitta Obst für die exakte Übersetzung des Schreibens gebraucht. „Ich habe geheult“, sagt sie. Er hat sich wahnsinnig über die Geste der Solidarität und der Freundschaft gefreut – vollkommen immateriell.“

Auch die Steinenbronnerin ist stolz auf ihre Nachbarn. Sie berichtet unter anderem von 15 Jugendlichen, die von ihrem Taschengeld 100 Euro zusammengetragen und mit einem persönlichen Brief nach Polla geschickt haben. „So sollte Europa eigentlich funktionieren.“

An die Comune di Polla kann man über folgende IBAN spenden: IT 33 N08154 76530 000 000 524006.