Mit 600 Menschen eng an eng im Club tanzen? Wer geimpft ist, kann in Baden-Württemberg ab Montag wieder weitgehend wie vor der Pandemie leben. Das Starren auf die Inzidenz hat ein Ende. Für Ungeimpfte wird es hingegen noch ungemütlicher.

Stuttgart - Ab kommenden Montag dürfen alle Menschen in Baden-Württemberg unabhängig von der Inzidenz wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen - vorausgesetzt, sie sind geimpft, genesen oder getestet. In der neuen Corona-Verordnung, die bereits am 16. August in Kraft treten soll, soll die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz nicht mehr als ordnungspolitisches Instrument auftauchen, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. „Wir machen alles möglich für Geimpfte“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. „Jetzt geht es darum, den Menschen Freiheitsrechte zurückzugeben.“ Die Pläne seien mit dem Staatsministerium abgestimmt.

 

Keine Personenobergrenze mehr

Das bedeutet: Auch falls die Inzidenz Ende August in den dreistelligen Bereich schießen sollte, plant das Land keine Einschränkungen mehr - sofern die Krankenhäuser dann noch genug Kapazitäten für Corona-Patienten haben. Die Regierung sieht vor, dass es bei kulturellen Veranstaltungen im Innenbereich sowie in Clubs und Diskotheken keine Personenobergrenze mehr geben soll, die Einrichtungen könnten unter Vollauslastung öffnen. Wer allerdings nicht geimpft und genesen ist, muss einen PCR-Test vorweisen können. Den müssen die Ungeimpften ab Montag bereits selbst zahlen, das Gesundheitsministerium nannte Beträge von 30 bis 50 Euro für einen Test. Bei der Innen-Gastro, bei Friseuren und körpernahen Dienstleistern soll ein Antigenschnelltest ausreichen. Diese seien erst ab Mitte Oktober kostenpflichtig, sagte die Sprecherin.

Lucha appelliert, sich impfen zu lassen

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) appellierte nochmal an die Menschen, sich impfen zu lassen. „Je mehr Menschen einen Impfschutz haben, desto entspannter wird unser aller Leben sein“, sagte er der dpa. „Sie schützen nicht nur sich, sondern andere. Und Sie schützen vor allem das Gesundheitssystem vor Überlastung. Wir wollen und wir werden den Menschen ihre Freiheitsrechte zurückgeben.“ Dennoch sei die Pandemie nicht vorbei.

Die Inzidenz werde zwar ordnungspolitisch keine Rolle mehr spielen in der nächsten Verordnung, das Land werde sich vom bisherigen Stufenkonzept verabschieden, sagte Lucha. „Dennoch werden wir künftig neue Parameter definieren, die zur Beurteilung der Lage dienen sollen.“ So soll für die nächste Verordnung ab Mitte September ein Modell erarbeitet werden, das neben der Inzidenz die Hospitalisierung und die Auslastung der Intensivkapazitäten berücksichtigt. Damit wolle man vor die Lage kommen, sagte die Sprecherin.